Was genau erwartet man sich positives daraus? Mal vom Sonderfall: "Ich will Sexismus im Spiel weil ich halt Sexismus im Spiel mag" abgesehen.
ich verumute mal die Antwort lautet: Man erwartet "Flair", "Color" oder wie man das nennen möchte. Und: "Plausibilität"...
Wo hier immer nur gegen die ach so fiesen und lüsternen Männer gehetzt wird, die sich an sowas aufgeilen und man sowas deswegen nicht zulassen dürfte:
Eine Amazone als Charakterklasse / Beruf / profession / kultureller Hintergrund ist auch purer Sexismus.
Erinnern wir uns: Amazonen kidnappen Männer, halten sie gefangen, zu Zuchtzwecken, vergewaltigen sie, töten sie nach wenigen Zeugungen und deren Nachwuchs wird im Fall, dass er männlich ist meist auch getötet oder verkauft.
Trotzdem steht ein solcher Charakter nicht in Frage. Und es steht auch nicht zur Debatte, ob man einen männlichen Amazonen spielen könnte. Weil-es-nicht-geht!
Und genauso wird man keine katholische Priesterin plausibel spielen können und auch keine anderen weiblichen Charakter plausibel als machtinhabende Person in einer patriachat-Gesellschaft spielen können, die KEINE Probleme mit der restlichen von Männern dominierten Gesellschaft hat.
Man kann auch keinen schwangeren Mann spielen (es sei denn man heisst Arnold).
Sich über sowas aufzuregen, heisst nicht, sich über Sexismus aufzuregen, sondern sich über Genre-konventionen aufzuregen!
Es gibt anderen Sexismus im Rollenspiel, über den man sprechen kann und den man auch in Frage stellen kann.
Es gibt sogar Rollenspiele, die machen das zum zentralen Spielinhalt - manchmal ernst gemeint und manchmal, um sich darüber lustig zu machen. Barbaren fällt mir da ein, aber auch "Macho Women with Guns".
Ich persönlich würde sowas nicht mit jedem spielen. Nicht mit jedem Mann, weil manchmal die notwendige Reflexion und Distanz fehlt, und aus den gleichen Gründen auch nicht mit jeder Frau.
Aber ich würde es auch nicht pauschal verdammen und verneinen.
Vor allem finde ich es albern, pauschal vom Spielinhalt auf den Spielenden zu schliessen. Denn in anderen Spielsituationen (Raub, Mord, Plünderung, Betrug, Lüge, Vampirismus...) verbinden wir das über den Charakter ausgespielte ja auch nicht gleich mit dem Spieler, oder?
Davon einmal abgesehen sind viele Rollenspiele voll von unterschwelligem Sexismus und das wird auch nicht hinterfragt oder kritisiert - bestes Beispiel dazu ist das Spielen eines Vampirs (egal in welchem System/Setting).
Sex ist ein fester Bestandteil unseres Lebens und auch unseres gesellschaftlichen Lebens. Auch in den Rollen die wir als Menschen spielen. Jeder Mensch ist per se irgendwo sexistisch - muss er sein.
Wir leben unsere Rollen, urteilen, werten, verhalten uns gegenüber Mitmenschen auch anhand unserer eigenen sexistischen Maßstäbe.
Inwiefern das vom Rollenspiel auszuschliessen ist, erschliesst sich mir nicht. Inwiefern da eine Grenze zur Geschmacklosigkeit existiert und wo diese Grenze liegt, entscheidet jeder für sich selbst. Einem anderen vorzuwerfen, dass er andere Grenzen zieht, finde ich falsch.
Es steht jedem frei, mit einem anderen Menschen nicht zusammenzuspielen.