Ein irritierender Gedanke. Wie kommst du da drauf?
Ich hab mir aus Interesse mal ein paar Sachen in der Psychologie angehört. Und ein bisschen was populärwissenschaftliches über das Thema gelesen. Mal laienhaft ganz kurz und plakkativ aus dem Gedächtnis (IIRC), also jetzt ohne wissenschaftlichen Anspruch:
Das Belohnungssystem gehört zu den vergleichsweise uralten Teilen des menschlichen Gehirns. Wenn Dir etwas gefällt, dann auch deshalb weil das Belohnungssystem Dich dafür mit körpereigenen Drogen belohnt. Und Du so lernst das Du das ganz oft haben willst. Aber das Belohnungssystem ist halt vor Millionen von Jahren entstanden und passt sich nur sehr langsam an.
Sex ist immer gut für das Belohnungssystem eines Mannes, weil Sex gut für die Fortpflanzung ist. Das Belohnungssystem ist aber nicht klug genug zu erkennen, dass ein Kondom ihm einen Strich durch die sonst so einfache Rechnung machen kann. Oder die Pille. Oder die falschen Tage des Zyklus einer Frau. Es ist sehr einfach strukturiert. Es gibt einfach nur die Aufgabe aus: Habe Sex. Dann gibts die körpereigenen Drogen, und dann lernt man das man das öfter haben will. Früher war das mal gut genug. Heute nicht mehr.
Beim Essen ist es dasselbe. Da gibt das Belohnungssystem den Befehl aus esse fettig und zuckerhaltig. Weil das vor 100.000 bis 10.000 Jahren die beste mögliche Ernährung war. Heute sieht das anders aus, das Belohnungssystem hat nichts dazu gelernt und belohnt heute fleißig Schokoholics und Leute die zum All-you-can-mampf zu Pizza Hut gehen. Und die gehen dadurch öfter. Egal ob sie sich bewusst sind wie schädlich das ist, oder nicht.
Und bei Erfolgserlebnissen ist es gewissermaßen das selbe. Der Befehl lautet hier habe Erfolg. Und wenn sich Erfolg einstellt, dann gibts körpereigene Drogen, ein Wohlgefühl und die Lernerfahrung das man das öfter machen möchte. Wegen der körpereigenen Drogen. Leider wird das System hier in die Irre geführt, wenn man Erfolge in virtuellen Welten erringt. Der Erfolg beim Computerspiel kann sich für das Belohnungssystem genau so gut und belohnenswert anfühlen wie ein abgeschlossenes Studium, wenn man den Computerspielen nur eine genügend hohe Bedeutung beimisst. So kann WoW zum Lebensinhalt werden.
Im Grunde ist aber die ganze moderne Psychologie voll von Dingen die einen daran zweifeln lassen, dass man ein rational denkendes Wesen ist. Ich empfehle hierfür i.A. gerne den Internet-Blog "You are not so smart".
Übrigens finden sich da auch empirische Hinweise darauf, dass wenn man sich hinterher fragt, warum man etwas toll findet sich eh nur in die eigene Tasche (und im Forum dann auch in die Taschen anderer) lügt.
Man will das halt, weil man das will. Alle anderen Begründungen wären demnach nur nachträglich aufgesetzte Rechtfertigungen.