Also das ist mal wirklich eine Frage, bei der man nur antworten kann: "Es kommt darauf an."
Erstens kommt es auf den Hintergrund an. Wenn du den Hintergrund nicht kennst oder kein Gefühl für den Hintergrund bekommst, hast du bereits beim Konzept ein Problem. Mein erster und einziger Midgard-Charakter war so ein Fall. Er hat in den paar Sitzungen, die ich ihn gespielt habe, nicht einen Funken Persönlichkeit oder Flair entwickelt. Bei Vampire hingegen war das überhaupt kein Problem, da das Setting erstens jedem ein bisschen was sagt und ich zweitens vorher schon Vampire geleitet hatte. Bei DSA hatte ich mit meinem Gaukler auch keine derartigen Probleme, weil man einen Gaukler in einer Mittelalter/Renaissance-Welt immer leicht konzeptionieren kann. Ich hatte bei letzterem ohnehin stark auf Stereotype gesetzt, und der Charakter gewann erst nach und nach an Tiefe, als ich als Spieler mehr über die Welt und vor allem die Religionen erfuhr und mich entschied, dass ich ein sehr frommer, gutherziger Gaukler sein wollte.
Die zweite Ebene liegt in der Darstellung. Ich kenne das Problem von mir selbst und auch von meinen Spielern, dass die Darstellung des Charakters einfach nicht so klappt, wie das vor Spielbeginn geplant war. Entweder der Spieler selbst bringt den Charakter nicht so rüber, wie er wollte, oder die Mitspieler nehmen ihn nicht so auf. Oder die Darstellung ist zwar okay, harmoniert aber nicht mit dem Stil der Gruppe, der sich nach ein paar Sitzungen herauskristallisiert. So was kann einem ganz schön den Spaß verderben.
Und dann gibt es natürlich noch die Sache mit den Werten. Je ausgewogener und stringenter ein System ist, desto weniger Probleme sollte es da geben. Aber manche Systeme haben einfach "Bugs", die man kennen muss. Bei Shadowrun auf Reflexbooster verzichtet? Dumm gelaufen. Hätte dir ja auch mal einer vorher die Ini-Regel erklären können. Das sind besonders ärgerliche, weil unnötige Probleme. Natürlich kann es bei einer Vielzahl von Sonderfähigkeiten auch schwierig sein, gleich die richtigen zu wählen, weil man vielleicht schlecht einschätzen kann, ob man diese im Spiel vernünftig zur Geltung bringen wird.
In allen drei Fällen bin ich als SL gewillt, meinen Spielern viele Freiheiten bei nachträglichen Änderungen zu geben. Schließlich sollen sie ja mit dem Charakter leben und auch Spaß haben, also sollte der Charakter ihren Vorstellungen entsprechen. Über Plausibilitätsmängel kann man da m.E. hinwegsehen, dann tut man halt so, als wäre es von Anfang an anders gewesen.
BTW: Bei der Umfrage kann ich in dieser Form daher nichts anklicken, da nichts passt.