Autor Thema: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"  (Gelesen 19349 mal)

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Offline Niniane

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Zitat von Prisma aus der Diskussion zum Kampfpreis von SR5:
[..] Die Frage ist, warum nicht? Meiner persönlichen Wahrnehmung nach, hat die Szene eine gewisse Mitschuld daran. Einerseits liegt diese in der persönlichen Empfindung (RPG soll nichts mit dem Kultur-/Kunstbereich zutun haben) und andererseits auch in Meinungsströmungen die das offensichtlich für begrüßenswert halten (Autoren sollen gefälligst nichts verdienen, höchstens die Zeichner). In Deutschland scheint das Autoren eher abzuschrecken. Beispiel: Ob er als Autor etwas taugt kann ich nicht beurteilen, aber warum ist David Grasshoff nicht mehr im Rollenspielbereich aktiv? Ratten und andere Projekte liefen gut. Ohne seine genauen Gründe zu kennen stelle ich mal die Vermutung in den Raum, dass er keine gute Aussicht auf Verdienst im RPG-Bereich hatte. Anders ist es in der Belletristik. RPG ist (sollte :( ) nicht als Kunstform zu betreiben (sein), Belletristik schon.
Das Autoren im Rollespielbereich doch sehr gut verdienen können, scheint Kickstarter zu beweisen. Monte Cooks Numenera hat eine halbe Million plus aus dem Nichts generiert (Kosten für Stretchgoals abgesehen). Cook ist ein bekannter RPG-Autor, aber ich glaube nicht, dass er hierzulande diesen Erfolg erzielt hätte. Schade eigentlich. Ist die englischsprachige Szene nicht nur größer sondern auch gefälliger?

Ja, warum eigentlich nicht? Niedrige Verkaufszahlen? Mangelndes Marketing? (Wobei gute Marketingkampagnen meistens das Budget kleinerer Rollenspielverlage um ein Vielfaches übersteigen dürften) Mehr Social Media? Und die provokante Frage: Wollen wir überhaupt, dass man damit Geld verdienen kann und das Hobby dadurch ein Stück weit mainstreamiger wird?
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Offline Slayn

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #1 am: 9.11.2013 | 14:22 »
Ich glaube, das wird eins sehr komplexes Thema.

Auf der einen Seite denke ich, unsere Verlage haben die Neuspielergewinnung komplett aufgegeben.
Auf der anderen Seite hat sich bei uns nie der Personenkult etablieren können, der bei den "Amis" einen großen Teil des Geldes ausmacht.
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Achamanian

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #2 am: 9.11.2013 | 14:32 »
Man sollte auch immer im Kopf behalten, dass der Markt für deutschsprachige Produkte einfach viel, viel kleiner ist als der für englischsprachige. Das ist sicher nicht der einzige Grund, aber schon ein gewichtiger. Sieht man übrigens auch in der Belletristik, wo die allerwenigsten Autoren auch nur ansatzweise von ihren Honoraren leben können - und das gilt auch für die, die bei großen Verlagen wie Heyne oder Piper sind.

Offline Niniane

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #3 am: 9.11.2013 | 14:36 »
Man sollte auch immer im Kopf behalten, dass der Markt für deutschsprachige Produkte einfach viel, viel kleiner ist als der für englischsprachige. Das ist sicher nicht der einzige Grund, aber schon ein gewichtiger. Sieht man übrigens auch in der Belletristik, wo die allerwenigsten Autoren auch nur ansatzweise von ihren Honoraren leben können - und das gilt auch für die, die bei großen Verlagen wie Heyne oder Piper sind.

Ja, aber warum ist das so? Warum lesen wir denn auch lieber englischsprachige Fantasy als deutsche? Oder andersrum, warum können auch die Autoren nicht von ihrer Arbeit leben? Ich bin mir sicher, die Leserschaft wäre da, wenn ich mir angucke, wieviele amerikanische Twilight-Epigonen auf den Markt geworfen wurden, da müsste doch auch das Geld für deutsche Schriftsteller drin sein.
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Offline Slayn

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #4 am: 9.11.2013 | 14:43 »
Ja, aber warum ist das so? Warum lesen wir denn auch lieber englischsprachige Fantasy als deutsche? Oder andersrum, warum können auch die Autoren nicht von ihrer Arbeit leben? Ich bin mir sicher, die Leserschaft wäre da, wenn ich mir angucke, wieviele amerikanische Twilight-Epigonen auf den Markt geworfen wurden, da müsste doch auch das Geld für deutsche Schriftsteller drin sein.

Ich bin mir sehr sicher, ein großer Teil hat damit zu tun, das engl. Autoren nicht für den deutschen Markt und mit deutschen Kunden im Hinterkopf schreiben. Sorry, wenn ich das so sage, nur sind wir als "Kunden" ziemlich defekt, egal ob jetzt für RPGs, CRPGs oder Beletristik.

Wenn man nicht für den "Deutschen Geschmack" schreibt, hat man wohl eine weitaus bessere Chance auf Erfolg.
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User6097

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #5 am: 9.11.2013 | 14:44 »
Ich habe einmal in einem Betrieb gearbeitet, wo es an grundlegendem Material wie Büromittel, Computer, Geschäftsautos o.ä. gemangelt hat. Die Konsequenz war, das die Mitarbeiter mit den eigenen Autos gefahren sind, ihre privaten Computer geschäftlich genutzt haben usw.

Wenn man sich beschwert hat, hies es immer, das der Betrieb kein Geld hat, weil man ja mit XY kein Geld verdienen kann, in Deutschland schon recht nicht. Ausserdem würde es immer schlimmer werden, und man hätte immer weniger Geld weil...

Irgendwann hatte ich dann mal den Geschäftsbericht in der Hand und habe gelesen, das es tatsächlich immer schlechter wurde, der betrieb hat nämlich statt 5-7 Millionen das aktuelle jahr nur noch 2 Millionen reinen Überschuss gemacht. Tatsächlichen Gewinn, also nicht nur Umsatz. 

Seitdem bin ich bei der Aussage "Wir können mit XY kein Geld verdienen" immer etwas skeptisch. Ich möchte nicht behaupten, das dies nun auch auf den Rollenspielsektor zutrifft, jedoch solltem an die Option im Auge behalten, das einem vielleicht nicht immer die Wahrheit gesagt wird.

Offline Niniane

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #6 am: 9.11.2013 | 14:47 »
@Slayn: Das ist mir schon klar, dass amerikanische Autoren nicht den deutschen Markt im Hinterkopf haben. Ich dachte jetzt auch eher an deutschsprachige Autoren für den deutschsprachigen Markt. Vielleicht mit der Option, das die Bücher übersetzt werden und im angelsächsischen Sprachraum dann auch ankommen. Ich weiss jetzt nicht, wie gut sich "Die Zwerge" von Markus Heitz verkauft hat auf englisch, aber es ist übersetzt worden. Immerhin.
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Offline Rhylthar

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #7 am: 9.11.2013 | 14:51 »
Zitat
Ob er als Autor etwas taugt kann ich nicht beurteilen, aber warum ist David Grasshoff nicht mehr im Rollenspielbereich aktiv? Ratten und andere Projekte liefen gut. Ohne seine genauen Gründe zu kennen stelle ich mal die Vermutung in den Raum, dass er keine gute Aussicht auf Verdienst im RPG-Bereich hatte.
Ganz genaues weiss ich natürlich nicht, da ich ihn seit Jahren nicht mehr gesehen habe, aber als ich noch mit ihm zusammengespielt habe, war mein Eindruck, dass "Schreiben" sowieso eher seine Passion war.

Aber natürlich hat es auch etwas mit der finanziellen Seite zu tun. Im RPG-Bereich verdient man nun mal nicht wirklich viel und ist auch häufig auf Auftragsarbeiten angewiesen. Die Kundschaft ist klein und dann auch nicht bereit, übermäßig viel für solche Produkte zu zahlen.
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Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Achamanian

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #8 am: 9.11.2013 | 14:52 »
Ja, aber warum ist das so? Warum lesen wir denn auch lieber englischsprachige Fantasy als deutsche? Oder andersrum, warum können auch die Autoren nicht von ihrer Arbeit leben? Ich bin mir sicher, die Leserschaft wäre da, wenn ich mir angucke, wieviele amerikanische Twilight-Epigonen auf den Markt geworfen wurden, da müsste doch auch das Geld für deutsche Schriftsteller drin sein.

Weil es die Einwohnerzahl der USA (laut wiki) ca 315 Millionen und die Englands ca. 63 Millionen und die Australiens ca. 22 Millionen beträgt. Und weil es auf der Welt ansonsten auch noch sehr viel mehr Leute gibt, die Englisch als Fremdsprache beherrschen als Deutsch.

Es geht bei der Frage, warum Autoren nicht von den Verkäufen ihrer Werke leben können, ja nicht um Verhältnisse (wieviel Prozent der Bevölkerung kaufen ihre Werke) sondern um absolute Zahlen (wie viele Menschen kaufen ihre Werke).

Offline Silent Pat

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #9 am: 9.11.2013 | 14:57 »
When you’re accustomed to privilege, equality feels like oppression.


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Offline Slayn

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #10 am: 9.11.2013 | 14:58 »
@Slayn: Das ist mir schon klar, dass amerikanische Autoren nicht den deutschen Markt im Hinterkopf haben. Ich dachte jetzt auch eher an deutschsprachige Autoren für den deutschsprachigen Markt. Vielleicht mit der Option, das die Bücher übersetzt werden und im angelsächsischen Sprachraum dann auch ankommen. Ich weiss jetzt nicht, wie gut sich "Die Zwerge" von Markus Heitz verkauft hat auf englisch, aber es ist übersetzt worden. Immerhin.

Belletristik ist dabei ein spannendes Betrachtungsfeld. Ich lese gerne Krimis und da ist es auffällig, das "Regionale Krimis" sich weitaus besser verkaufen als "Deutsche Krimis". Betrachte mal, wie gut sich die div. "bayerischen Krimis" verkaufen, im Vergleich zum Rest. Drei "Bayerische" Krimi-Autoren führen hier die Bestseller-Listen an.
Man kann einfach nicht unterschätzen das, auch wenn wir das Bevölkerungsreichste Land Europas sind und unsere Bevölkerung 25% der Bevölkerung der USA aufweist, auf einer Landesgröße von Texas, wir sehr zersplittert sind.

Im gleichen Sinne würde ich sagen, das wir sowohl verwöhnt als auch anspruchsvoll sind, egal ob jetzt bei Belletristik oder RPGs und erwarten, das jemand das perfekte für uns liefert, anstatt uns einem Mainstream anzuschließen.

@Patrick:

Ja, das ist zum Popcorn-Futtern. Ich warte immer noch darauf, das mir ein Spieler mal erklären kann, warum ein deutsches Spiel schlechter ist als ein Import-Spiel.
« Letzte Änderung: 9.11.2013 | 15:04 von Slayn »
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
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Offline La Cipolla

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #11 am: 9.11.2013 | 15:13 »
Ich denke, der Satz ist so eine vereinfachende, aber am Ende nicht ganz unbegründete Aussage: Man sollte sie definitiv nicht wörtlich nehmen oder als letzte Wahrheit verstehen, aber um Himmels willen auch nicht vom Gegenteil ausgehen.

Typische Verwandte:
"die CDU hat was gegen Ausländer"
"Japanologen finden keinen Job"
"die DDR war eine Diktatur"

Die Diskussion um das "warum?" finde ich btw. etwas ermüdend. Bei einem Hobby, dass man eigentlich - in aufsteigender Reihenfolge - auch nur im Kopf, mit ein paar Würfeln oder mit einem einzigen Buch für JAHRE spielen kann, sollten wir froh sein, dass überhaupt eine Industrie existiert, die das Ganze unterstützt.
« Letzte Änderung: 9.11.2013 | 15:21 von La Cipolla »

Offline Slayn

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #12 am: 9.11.2013 | 15:18 »
@Zwiebel:

Der Punkt dabei ist doch: Was verstehen wir unter "Geld verdienen"?
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Offline Sülman Ibn Rashid

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #13 am: 9.11.2013 | 15:23 »

Schaut, Patric konnte sich immerhin Popcorn leisten! So schlimm kann es nicht sein!
Hvat er með ásum? hvat er með álfum? gnýr allr jötunheimr, æsir ’ru á þingi;
stynja dvergar fyr steindurum veggbergs vísir. Vituð ér enn eða hvat?

Achamanian

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #14 am: 9.11.2013 | 15:23 »
@Zwiebel:

Der Punkt dabei ist doch: Was verstehen wir unter "Geld verdienen"?

Ich verstehe darunter, dass man davon leben kann, wenn man es 40 Stunden die Woche macht.

Offline Zarkov

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #15 am: 9.11.2013 | 15:30 »
Mann kann natürlich mit Rollenspielen Geld verdienen. Man kann allerdings nur mit Mühe davon leben. (Wenn irgendjemand den verborgenen Geldspeicher aufgespürt hat, wo die ganzen Millionen hinfließen, dann möge er sich bitte melden.)

Zum einen, wie schon mehrfach gesagt, ist der Markt sehr, sehr klein – „a niche of a niche of a niche“. In Deutschland noch weit kleiner als in Übersee, wo Comics, Fantasy, Rollenspiele eine stärkere Durchdringung erreicht haben. Damit man mal die Größenordnungen sieht: hier die Verkaufszahlen für zehn Jahre von einem der bekanntesten und erfolgreichsten unabhängigen Rollenspielautoren der Welt, Vincent Baker: http://lumpley.com/index.php/anyway/thread/707

Der hat, wie eigentlich alle Rollenspielautoren, die nicht für einen der wenigen Großverlage tätig sind (und davon gibt es nur noch sehr wenige), einen eigentlichen Beruf, der ihn ernährt, und macht Rollenspiele nebenher. Ganz einfach, weil er davon nie leben könnte. Und wenn ich Großverlage sage, dann sind auch das Zwerge im Vergleich zu wirklichen Großverlagen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Wie gesagt, kleiner Markt. Zum anderen sind Rollenspielbücher ziemlich aufwendig in der Herstellung, wenn man es richtig machen möchte. Nicht nur die Konstruktion eines soliden Regelsystems (nicht einfach und überraschend komplex, wie jeder weiß, der sich mal an mehr als einem Minimalsystem versucht hat) und der in der Regel damit einhergehende Hintergrund, sondern auch das Buch an sich: Tabellen, Karten, Illustrationen (teuer!), andere graphische Elemente – all das erfordert einiges an technischem Können und Aufwand, um daraus ein brauchbares und attraktives Buch zu produzieren. Dazu kommt noch, daß so ein Buch zugleich als Lehrbuch, Nachschlagewerk und technisches Handbuch dienen muß – für sowas werden auf anderen Gebieten separate Werke veröffentlicht. Eine beachtliche Aufgabe für den Redakteur, und vor allem für den Layout-Menschen (um das Lektorat und alles andere mal ganz außen vor zu lassen).

Hohe Kosten in der Herstellung bei kleiner Auflage wegen kleinem Markt … da ist die Gewinnspanne meist nicht groß. Ausnahmen sind dann so Sachen wie das neue SR-Regelwerk; da kann man sich das überdurchschnittliche Interesse für die neue Edition eines der Marktriesen zunutze machen und mit großer Auflage den Markt fluten.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
»… hier wirkt schon uneingeschränkt das sogenannte Lemsche Gesetz (Niemand liest etwas; wenn er etwas liest, versteht er es nicht; wenn er es versteht, vergißt er es sofort) …«*

Pyromancer

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #16 am: 9.11.2013 | 15:31 »
Belletristik ist dabei ein spannendes Betrachtungsfeld. Ich lese gerne Krimis und da ist es auffällig, das "Regionale Krimis" sich weitaus besser verkaufen als "Deutsche Krimis". Betrachte mal, wie gut sich die div. "bayerischen Krimis" verkaufen, im Vergleich zum Rest. Drei "Bayerische" Krimi-Autoren führen hier die Bestseller-Listen an.

Wie könnte denn ein "bayerisches Rollenspiel" aussehen? Ernsthaft jetzt.

Chiungalla

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #17 am: 9.11.2013 | 15:32 »
Weil es die Einwohnerzahl der USA (laut wiki) ca 315 Millionen und die Englands ca. 63 Millionen und die Australiens ca. 22 Millionen beträgt.

Und Du konntest sogar auf Indien (1,2 Milliarden) verzichten, wo Englisch ja auch eine der Amtssprache ist.

Bei einem Hobby, dass man eigentlich - in aufsteigender Reihenfolge - auch nur im Kopf, mit ein paar Würfeln oder mit einem einzigen Buch für JAHRE spielen kann, sollten wir froh sein, dass überhaupt eine Industrie existiert, die das Ganze unterstützt.

 :d

Ich verstehe darunter, dass man davon leben kann, wenn man es 40 Stunden die Woche macht.

Wenn man nicht davon leben könnte würde ja der deutsche Staat oben drauf legen, bis man es kann.

Achamanian

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #18 am: 9.11.2013 | 15:35 »
Wie könnte denn ein "bayerisches Rollenspiel" aussehen? Ernsthaft jetzt.

Ich glaube, das Regionalkrimi-Prinzip könnte bei Rollenspielen (EDIT: nicht) funktionieren. Romane sind als Kulturgut tendenziell für jeden zugänglich, Rollenspiele nur für eine kleine Szene. Auch leute, die normalerweise keine Romane lesen, kaufen sich Regionalkrimis, weil sie es reizvoll finden, eine Geschichte in ihrer Region zu lesen - der Kauf eines Romans stellt für praktisch niemanden eine kulturelle Hürde dar, man weiß, was ein Roman ist und wie er funktioniert, kann ihn lesen und wieder weglegen und gut ist. Bei einem Rollenspiel muss man erst mal kapieren, womit man es zu tun hat und dann noch Leute finden, die es mit einem Spielen. Da kann der Mitnahme-Effekt des Regionalen nicht wirken.
« Letzte Änderung: 9.11.2013 | 15:40 von Rumspielstilziel »

Offline Slayn

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #19 am: 9.11.2013 | 15:37 »
Wie könnte denn ein "bayerisches Rollenspiel" aussehen? Ernsthaft jetzt.

Diese Frage klärt sich erst, wenn wir aufhören, englische Rollenspiele zu importieren.
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Offline Niniane

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #20 am: 9.11.2013 | 15:44 »
Bevor ich jetzt weiter in den Verdacht komme, Troll-Threads zu eröffnen, vorab: Ich gehöre auch zu den Leuten, die "mit Rollenspiel kein Geld verdienen". Ich behaupte, dass ich durchaus ein wenig Einsicht habe in die deutsche Rollenspiel(verlags-)landschaft, und ich habe logischerweise auch noch einen Job, der dafür sorgt, dass ich was zu essen im Kühlschrank habe und ein Dach über dem Kopf.

Das Ideal wäre aber doch, dass wir uns Vollzeit dem Hobby widmen könnten. Das ist harte Arbeit, und ich könnte als Consultant oder ähnliches bestimmt das doppelte verdienen, aber das ist ja nicht unbedingt das Ziel von jedermann.

Es geht ja auch nicht darum, DEN Knaller aus dem Hut zu zaubern, der im angelsächsischen Sprachraum genauso einschlägt wie im deutschen, sondern darum, dass erstmal mehr von den "heimischen" Produkten verkauft wird, und da habe ich manchmal das Gefühl, dass das gar nicht gewollt ist. Da wird an Traveller-Pocketeditionen rumgemäkelt oder an (angeblichen) Kampfpreisen, an Messen, die eventuell den Blick auf Neukunden werfen (RPC, anyone?) oder an Verlagen, die Leute angeblich für umsonst einstellen wollen. Nimmt man das böse Wort mit "M" in den Mund, ist man gleich Kapitalist und will den Totalausverkauf der Rollenspielszene, anderswo wird dann aber angemerkt, dass man keine Neuspieler generieren kann. Deswegen habe ich auch diesen etwas provokativen Satz als Threadüberschrift gewählt.

Edit: Vielleicht hätte ich den Thread "Mit Rollenspiel _darf_ man kein Geld verdienen" nennen sollen..
« Letzte Änderung: 9.11.2013 | 15:46 von Niniane »
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Offline Wisdom-of-Wombats

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #21 am: 9.11.2013 | 15:46 »
Weil es die Einwohnerzahl der USA (laut wiki) ca 315 Millionen und die Englands ca. 63 Millionen und die Australiens ca. 22 Millionen beträgt. Und weil es auf der Welt ansonsten auch noch sehr viel mehr Leute gibt, die Englisch als Fremdsprache beherrschen als Deutsch.

Deutschland hat 80 Millionen Einwohner, also quasi Großbritannien + Australien. Dazu kommen noch mal 8 Millionen Schweizer und 8 Millionen Österreicher. Das ist an und für sich kein kleiner potentieller Markt. Natürlich kann man es nicht mit den angelsächsischen Verlagen aufnehmen, aber genug Umsatzpotential ist da.

Generell gilt aber auch für den angelsächsischen Raum, dass die Anzahl professioneller Verlag mit Angestellten eher gering ist. Und bei den Verlagen, die Angestellte haben, ist Rollenspiel in der Regel nur eine Sparte des Unternehmens (WotC, FFG und Mongoose). Es gibt dann eine ganze Anzahl kleinerer Verlag, mit maximal einer Handvoll Angestellten und jeder Menge Freelancer.

In Deutschland sieht es doch ähnlich aus: Heidelberger hat nicht nur Rollenspiele im Angebot, genauso wie Pegasus. Ulisees Verlag konzentriert sich dann auf die deutsche Milchkuh des Rollenspiels DSA. Dann gibt es noch Uhrwerk und Prometheus, die klar in der zweiten Liga spielen. Und dann halt Privatanstrengungen wie Midgard.

In Deutschland schwebt über allem der Moloch DSA. Das ist das einzige große professionelle deutsche Rollenspiel - und anders als in USA kann man nicht einfach per Lizenz dafür schreiben. Alle anderen Systeme sind Übersetzung mit gelegentlichen deutschen Eigenarbeiten (Cthulhu und Shadowrun bei Pegasus).

Daraus folgt: als Autor muss man entweder für DSA arbeiten, oder man ist kein Autor, sondern Übersetzer. Das ist dann aber ein eigener Markt mit eigenen Regeln und eigener Entgeltstruktur. Genauso ist Illustrator ein eigener Beruf. Da können Rollenspielverlage auch nix dran drehen. Beide Märkte existieren auch unabhängig vom Rollenspiel.

Der Autor (oder besser Spieledesigner) steht jetzt vor einem Dilemma: entweder er schreibt im Auftrag der deutschen Verlage oder er versucht, sein eigenes Ding zu machen. Nur vom Schreiben für Rollenspiele wird es voraussichtlich nicht genug Aufträge geben, und das eigene Ding bedeutet: ein gutes Spiel designen, Marketing durchführen und dann auf den durchschlagenden Erfolg hoffen. Auch davon wird man erst mal nicht lebe n können. Also braucht man nebenher einen "richtigen" Beruf - prompt sinkt das Engagement, weil man in der Regel nicht die Energie hat, zwei Sachen volle Pulle durchzuziehen.

Im gelobten Rollenspiel Land ist es nicht anders. Denn auch da sind die Jobpositionen in der RPG Industrie beschränkt. Prozentual wahrscheinlich beschränkter als bei uns.

Und Kickstarter würde ich nicht als Indikator nehmen. Denn nur namenhafte Firmen/Personen  oder namenhafte Produkte machen dort das richtig große Geld. Kleiner Autoren müssen verdammt aufpassen, dass sie am Ende nicht von den Versandkosten aufgefressen werden und dadurch Miese machen.

Verschärft wird das ganze Problem sowohl in Deutschland als auch im angelsächsischen Raum dadurch, dass Fans essentielle Teile der Herstellung unentgeltlich mit übernehmen, wie z.B. Lektorat, Betatest, und begrenzt das Marketing. Hier sind ja manche Fans schon so froh darum, was für den RPG Bereich tun zu dürfen, dass sie nicht nach Geld fragen. Dann darf man sich allerdings auch nicht wundern, wenn man von RPGs nicht leben kann.

Anmerkung: Das Shadowrun 5 GRW dürfte querfinanziert sein und ist sicherlich kostendeckend produziert. Allerdings glaube ich, Gewinne sind nicht einkalkuliert - wohl aber Marktwirkung. Shadowrun 5 kommt ungefähr für ein Drittel des Preises von Midgard 5 daher und ist halb so teuer wie andere GRWs mit ca. 25% weniger Seitenzahl. Die Faktoren dürften hier Größe des Drucklaufs, Verzicht auf direkten Gewinn und Spekulation auf Folgeumsätze sein. Außerdem steht Pegasus als Verlag gut da und ist breit aufgestellt.
Spiele regelmäßig: Dungeons & Dragons 5e (Call of the Netherdeep und eine Homebrew-Kampagne)
Leite regelmäßig: Dungeons & Dragons 5e
Leite manchmal: Cypher System, Dragonbane, Liminal, Old Gods of Appalachia, Star Trek Adventures 2e
Bereite vor: nichts. Ich warte auf Daggerheart und Legend in the Mist

Offline Sülman Ibn Rashid

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #22 am: 9.11.2013 | 15:46 »
Da muss ich an das Ostfriesland-Rollenspiel denken, dass wir 1994 während einer Schulprojektwoche angefangen haben: http://www.termostat.de/?cat=29
Hvat er með ásum? hvat er með álfum? gnýr allr jötunheimr, æsir ’ru á þingi;
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Achamanian

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #23 am: 9.11.2013 | 15:49 »
@Niniane:
Was ist denn das M-Wort?

Ich würde es jedenfalls niemanden vorwerfen, mit seiner Arbeit Geld verdienen zu wollen. (Im Gegenteil finde ich es im höchsten Maße antiemanzipatorisch, irgendjemandem abzuverlagen, er solle aus Idealismus rackern, damit die Druckereien Geld verdienen.)

Offline Niniane

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Re: "Mit Rollenspiel kann man kein Geld verdienen!"
« Antwort #24 am: 9.11.2013 | 15:50 »
@Niniane:
Was ist denn das M-Wort?

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