Weil es die Einwohnerzahl der USA (laut wiki) ca 315 Millionen und die Englands ca. 63 Millionen und die Australiens ca. 22 Millionen beträgt. Und weil es auf der Welt ansonsten auch noch sehr viel mehr Leute gibt, die Englisch als Fremdsprache beherrschen als Deutsch.
Deutschland hat 80 Millionen Einwohner, also quasi Großbritannien + Australien. Dazu kommen noch mal 8 Millionen Schweizer und 8 Millionen Österreicher. Das ist an und für sich kein kleiner potentieller Markt. Natürlich kann man es nicht mit den angelsächsischen Verlagen aufnehmen, aber genug Umsatzpotential ist da.
Generell gilt aber auch für den angelsächsischen Raum, dass die Anzahl professioneller Verlag mit Angestellten eher gering ist. Und bei den Verlagen, die Angestellte haben, ist Rollenspiel in der Regel nur eine Sparte des Unternehmens (WotC, FFG und Mongoose). Es gibt dann eine ganze Anzahl kleinerer Verlag, mit maximal einer Handvoll Angestellten und jeder Menge Freelancer.
In Deutschland sieht es doch ähnlich aus: Heidelberger hat nicht nur Rollenspiele im Angebot, genauso wie Pegasus. Ulisees Verlag konzentriert sich dann auf die deutsche Milchkuh des Rollenspiels DSA. Dann gibt es noch Uhrwerk und Prometheus, die klar in der zweiten Liga spielen. Und dann halt Privatanstrengungen wie Midgard.
In Deutschland schwebt über allem der Moloch DSA. Das ist das einzige große professionelle deutsche Rollenspiel - und anders als in USA kann man nicht einfach per Lizenz dafür schreiben. Alle anderen Systeme sind Übersetzung mit gelegentlichen deutschen Eigenarbeiten (Cthulhu und Shadowrun bei Pegasus).
Daraus folgt: als Autor muss man entweder für DSA arbeiten, oder man ist kein Autor, sondern Übersetzer. Das ist dann aber ein eigener Markt mit eigenen Regeln und eigener Entgeltstruktur. Genauso ist Illustrator ein eigener Beruf. Da können Rollenspielverlage auch nix dran drehen. Beide Märkte existieren auch unabhängig vom Rollenspiel.
Der Autor (oder besser Spieledesigner) steht jetzt vor einem Dilemma: entweder er schreibt im Auftrag der deutschen Verlage oder er versucht, sein eigenes Ding zu machen. Nur vom Schreiben für Rollenspiele wird es voraussichtlich nicht genug Aufträge geben, und das eigene Ding bedeutet: ein gutes Spiel designen, Marketing durchführen und dann auf den durchschlagenden Erfolg hoffen. Auch davon wird man erst mal nicht lebe n können. Also braucht man nebenher einen "richtigen" Beruf - prompt sinkt das Engagement, weil man in der Regel nicht die Energie hat, zwei Sachen volle Pulle durchzuziehen.
Im gelobten Rollenspiel Land ist es nicht anders. Denn auch da sind die Jobpositionen in der RPG Industrie beschränkt. Prozentual wahrscheinlich beschränkter als bei uns.
Und Kickstarter würde ich nicht als Indikator nehmen. Denn nur namenhafte Firmen/Personen oder namenhafte Produkte machen dort das richtig große Geld. Kleiner Autoren müssen verdammt aufpassen, dass sie am Ende nicht von den Versandkosten aufgefressen werden und dadurch Miese machen.
Verschärft wird das ganze Problem sowohl in Deutschland als auch im angelsächsischen Raum dadurch, dass Fans essentielle Teile der Herstellung unentgeltlich mit übernehmen, wie z.B. Lektorat, Betatest, und begrenzt das Marketing. Hier sind ja manche Fans schon so froh darum, was für den RPG Bereich tun zu dürfen, dass sie nicht nach Geld fragen. Dann darf man sich allerdings auch nicht wundern, wenn man von RPGs nicht leben kann.
Anmerkung: Das Shadowrun 5 GRW dürfte querfinanziert sein und ist sicherlich kostendeckend produziert. Allerdings glaube ich, Gewinne sind nicht einkalkuliert - wohl aber Marktwirkung. Shadowrun 5 kommt ungefähr für ein Drittel des Preises von Midgard 5 daher und ist halb so teuer wie andere GRWs mit ca. 25% weniger Seitenzahl. Die Faktoren dürften hier Größe des Drucklaufs, Verzicht auf direkten Gewinn und Spekulation auf Folgeumsätze sein. Außerdem steht Pegasus als Verlag gut da und ist breit aufgestellt.