1. Übersetzung englischsprachiger Romane:
Deutsche Verlage übersetzen lieber Bestseller anderer Länder, da sich hier der potentielle Gewinn besser kalkullieren lässt. Und von einem Verlust muss zunächst nicht ausgegangen werden. Die Deutschen sind nämlich so ziemlich die risikoscheuesten Geschäftsleute der Welt - und der Erfolg deutscher Unternehmen gibt ihnen ja oftmals recht. Als deutscher Autor (ohne Vitamin B) einen Roman zu platzieren grenzt ans Unmögliche.
2. Deutschland ist eine Neid-Gesellschaft:
Ohne Witz jetzt. Der typische Bundesbürger ist gerade in privaten und Hobby Bereich eher bereit einem völlig unbekannten von ganz weit weg sein Geld in den Rachen zu stecken, als einem potentiellen Nachbarn. "Was kann der schon besser als ich?" Schaut euch doch gerade in den Foren um ... Kritik an diesem und jenen findet man ganz ganz schnell. "Wenn ich gewollt hätte ..." ; "... kann ich besser ..." ; "...gibt keine professionellen ...". Auch deshalb sind fremdsprachige Übersetzungen von Rollenspielen sicher einen Tick beliebter: man muss sich nicht eingestehen, dass da jemand eine bessere Idee/ein besseres Abenteuer/ein besseres System als man selbst produziert hat. Und überhaupt! Die Verlage sind doch ohnehin nur Raffgeier! Die bezahlen ihre Mitarbeiter nicht anständig damit sie selbst Millionen verdienen können (für die sie keine Steuern zahlen). Und mein Nachbar erst: der hat sein Haus von den Eltern geschenkt bekommen! ICH habe mir meines vom Mund abgespart: also bewundert mich gefälligst!
.. ich denke jeder kann sich denken, was ich meine ...
3. Deutsche sind geizig:
Geld wird zwar bereitwillig für Statussymbole ausgegeben (I-Phone, Auto, Urlaub, Klamotten, Schuhe usw) und abnormale Preissteigerungsraten in diesem Bereich werden getreu "weil ich es mir wert bin", "wer hat der hat", "eure Armut kotzt mich an" usw. gelassen hingenommen ; dann aber wagt es sich ein nichtsnutziger Rollenspielverlag plötzlich 5€ mehr als bei der letzten Auflage von vor 10 Jahren zu verlangen - unglaublich, diese Raffgeier, die den Hals nicht vollkriegen ... was kann so ein Buch schon kosten ... die Idee haben sie von mir geklaut ... usw. Gerade gepaart mit Punkt 2 ist das die ware Pest.
4. wir sein ein Volk von Experten:
Da wir ja genau alle die einzig wahre Lösung kennen, wie ein gutes Spiel auszusehen hat, eine Fußballmannschaft zu führen ist, die Außenpolitik uns weltweiten Ruhm einbringt, fällt es uns wohl auch recht schwer andere Meinungen als notwendig/überlegen/besser anzuerkennen. Ich habe die Lösung für die Probleme des deutschen Rollenspielmartes und so lange die das nicht so machen, gebe ich denen auch nicht mein Geld.
Alles in allem keine gute Basis ... in USA sieht das alles ganz anders aus. Ernsthaft. Riskobereitschaft, Anerkennung für die Leistungen anderer, Bereitschaft Geld fürs Hobby auszugeben usw. Und die staatlichen Voraussetzungen sind natürlich auch andere ... meine Brieffreundin in Chicago fragte mich unlängst (nachdem ich ihr berichtete wie ich mit meinen Schülern Kosmetikprodukte selber herstelle - natürlich auf Biostandard), warum ich nicht meinen Job kündige und selber eine Firma für Biokosmetik starte ... da fiel mir spontan die Kraft aus dem Gesicht. Sie hätte dies - wie viele ihrer Landsleute - wahrscheinlich ohne mit der Wimper zu zucken sofort gemacht, hätte ihr Erspartes genommen oder wäre zur Bank gegangen (die ihr sofort ohne Bedenken einen Kleinkredit eingeräumt hätten), hätte Material gekauft und einen Internetshop angefangen; ihre Freunde und Nachbarn hätten spontan ihren Kosmetikbedarf bei ihr gekauft und - so Qualität und Preis O.K. sind - positive Mundpropagangda gemacht. Binnen kurzer Zeit hätte sie eventuell Angestellte einstellen können und so hätte sie sich eine Nische gefunden.
Bei uns würde meine Frau mich (zu Recht) fragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe meine Lebenszeitverbeamtung aufzugeben, meine Bank würde mich auslachen, meine Freunde und Nachbarn würden garantiert die letzten sein, die etwas von mir kaufen wollten - selbst wenn ich die Gesundheits- und Hygienebedingungen wieder Erwarten erfülle und das Gewerbe genehmigt bekomme - nein, vermutlich würde manch einer den ich kenne (aus Neid) negative Propaganda machen und - im Falle das ich erfolgreich werde - würde mich ein Großteil der Leute die ich heute kennen noch nichtmal mehr mit dem Arsch angucken.
UND DAS dürfte mMn sehr genau erklären, warum 8unter anderem) ein deutscher verlag, ein deutsches Rollenspiel NIEMALS so erfolgreich werden kann, wie ein amerikanisches.