Meiner Erfahrung nach ist die größte Zuganshürde für Nichtrollenspieler weder Regeln noch Kosten noch das Nerdtum an sich sondern vielmehr der zentrale Punkt: Das Spielen einer Rolle.
Das merke ich meist schon, wenn ich auf Nachfragen erzähle, wie man sich so eine Spielrunde vorstellen muss. Sobald es an den Punkt kommt, wo dem Zuhörer klar wird, dass man sich "verstellt" (allein in dem Sinne, dass man aus einer Rolle heraus in der ersten Person mit anderen spricht) baut sich bei vielen Leuten eine Barriere auf, welche diese sich nicht zutrauen zu überwinden. Und das sind schon diejenigen, die überhaupt schonmal so viel Interesse bekunden, dass ich ein wenig ins Detail gehe!
Letzlich hat Rollenspiel immer etwas Kindliches in sich - in dem Sinne, dass man in unserer Gesellschaft gewohnt ist, das nur Kinder "so tun als ob". Und wie mit vielen kindlichen Dingen ist es nunmal so, dass die meisten Erwachsenen sich diesem irgendwann verschließen. Das zieht sich über viele vermeintlich kindliche Dinge wie Comics ("Graphic Novels? Das sind doch so Comics wie Micky Maus oder?"), Anime ("Du meinst Cartoons? Nee, das hab ich als Kind mal geguckt..."), LARP oder eben Tischrollenspiel. Mich persönlich nervt das zwar ungeheurlich, insbesondere dieses eindimensionale Denken, aber ich will auch diese Leute dann nicht überzeugen, es doch mal zu versuchen. Warum? Da sehe ich keinen Mehrwert. Es gibt doch auch auf Lehrgängen, Seminaren und Team-Schulungen immer mal wieder Situationen, die als Rollenspiel dargestellt werden. Die Gruppe derjenigen, die das "affig" finden und das auch betont nach außen tragen und - so sie den MÜSSEN- die Situation dann auch gern so albern darstellen wie möglich ist meist eher größer als diejenigen, die sich darauf einlassen können. Das war schon auf der Schule meist so (außerhalb der Theater-AG u.ä.) und war immer destruktiv.
Nee, wer Rollenspiel probieren möchte, der sollte damit klarkommen, eine Rolle zu spielen. Wie gut oder schlecht er das nun macht ist egal aber ich möchte einfach keinen am Tisch haben, der nur indirekt erzählt, was seine Figur tut (habe ich sogar schon einmal erlebt) und sich womöglich noch innerlich über das Gehabe seiner Mitspieler amüsiert.
Wenn jemand sowas affig findet, soll er. Ist mir dann recht, wenn dieses Hobby für ihn für immer verschlossen bleibt.
Abholen wollen wir ja schon diejenigen, die tendenziell Lust auf sowas hätten aber eventuell gar nicht wissen, dass es das gibt. Ich glaube nur, dass das gar nicht so viele sind und das der Anteil der Menschen, die ihr "inneres Kind" wegschließen in den letzen zwei Jahrzehnten eher größer geworden ist, zumindest in Deutschland. Erwachsen sein heißt bei uns seriös sein, und das heißt auf keinen Fall kindisch wirken.