Irgendwie wirkt das auf mich, als wäre es eine Tautologie. Wir sind wenige, weil nur wenige sind wie wir. Weder über die Eigenschaften von diesen "weggeblasenen" noch über die Eigenschaften von Rollenspiel ist damit etwas gesagt.
Nehmen wir doch mal einen Ziel- bzw. Vergleichswert:
Was unterscheidet Rollenspiel von Brett- und Kartenspielen, und wie müsste Rollenspiel sein, um soviel Verbreitung wie Brett- und Kartenspiele zu finden?
Meines Erachtens gibt es keine großen Unterschiede in den Zielgruppen, was Alter, Bildung u.a. angeht. Auch in den Bereichen Produktionsqualität/ optische Aufmachung und Preis ähneln sich Rollenspiele und andere Gesellschaftsspiele. Was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, könnte man sogar argumentieren, dass Rollenspiele besser dastehen - allerdings setzt dies auch eine gewisse Eigenleistung (Kreativität, Vorbereitung...) voraus.
Die Zugangshürde ist bei den meisten Rollenspielen höher: Die Regelwerke sind deutlich dicker. Viele Rollenspiele gehen außerdem davon aus, dass eine größere Gruppe (oft fünf Personen oder mehr) jeweils mehrere gemeinsame Termine finden. Die meisten Gesellschaftsspiele sind "Oneshots" und spontan spielbar auch mit Personen, von denen keiner das Spiel bereits kennen muss. Bei vielen Rollenspielen muss dagegen mindestens eine Person halbwegs regelfest sein und Zeit für Charaktererschaffung, Settingerklärung etc.pp. eingeplant werden. (Mir ist klar, dass es Ausnahmen auf beiden Seiten gibt.)
Die Spieldauer ist bei Rollenspielen tendentiell deutlich länger. Viele Gesellschaftsspiele sind in 30-45 Minuten spielbar, 90 Minuten für ein Brettspiel gilt unter Durchschnittsspielern schon als eher lang. Für ein Rollenspiel wären 90 Minuten eine sehr kurze Runde (aus mancher Sicht wohl unbefriedigend kurz).
Die höhere Verbreitung von Rollenspielen mag darüberhinaus ihrer mehrtausendjährigen Geschichte angerechnet werden. Rollenspiele gibt es seit vier Jahrzehnten.
Meines Erachtens beruht keiner der Unterschiede auf einer fundamentalen Eigenschaft des Rollenspiels, sondern eher auf "traditionellen" Erwartungen, wie Rollenspiel "nun mal so ist".
Selbst wenn mehr Rollenspiele hergestellt werden, deren Eigenschaften sich in bestimmter Hinsicht mehr mit anderen Gesellschaftsspielen decken, heißt das ja aber noch nicht, dass die Verbreitung steigt. Wenn z.B. Multiplikatoren wie Händler ein vorgefestigtes Bild davon haben, wie Rollenspiele so sind, dann werden andersartige Rollenspiele womöglich weder wahrgenommen noch verkauft. Solange wir in der allgemeinen Wahrnehmung Nische und Kuriosität sind, wird sich da nicht viel ändern - egal ob das Nischendasein eher ein zufälliger Zustand ist oder (wie Frank anscheinend argumentiert) eine Art Wesenskern. Auch dafür ist eine gewisse Öffentlichkeitsarbeit notwendig; Initiativen wie der Gratisrollenspieltag oder ein neuer deutschsprachiger Rollenspielpreis könnten da sehr nützlich sein. Wirklich planen lässt sich das natürlich trotzdem nicht. Aber mal angenommen, Dungeonslayers würde einen schönen Artikel in der Zeitschrift "spielbox" erhalten - das würde sicher den Verkauf ankurbeln. (Vgl. den sprunghaften Anstieg der Fiasco-Verkäufe nach Wil Wheatons Tabletop-Video.)