Ein schneller Gedanke ausgehend von meinem obigen Gequasel über "Invoking for Effect":
Hab eigentlich nur ich das Gefühl, oder deckt "Invoking for Effect" potentiell einen Teil dessen ab, was ansonsten gerne als "Weak Compels" beschrieben wird? Und das ist jetzt überhaupt nicht negativ gemeint! Sie sind irgendwie ein Mittelding zwischen Invocation und Compel.
Klassisches Beispiel: Eine Konsequenz "Verstauchter Knöchel" o. Ä. "Ich compelle ihn, damit er hinfällt!" ist ein ziemlich schwachbrüstiger Compel, wenn er nur die Folge hat, dass der Gegner hinfällt, nun "Am Boden Liegt" und eventuell eine Aktion für einen Overcome-Wurf verliert.
Das ist weder ein guter Event-Compel ("You have ____ aspect and are in ____ situation, so it makes sense that, unfortunately, ____ would happen to you. Damn your luck.") noch ein Decision-Compel ("You have ____ aspect in ____ situation, so it makes sense that you’d decide to ____. This goes wrong when ____ happens.")
Compels sind schließlich mehr als ein kurzfristiges Hindernis im Würfelreigen, sie sind (zumindest nach Fate Core) vor allem anderen Plottwists:
The complication from a compel occurs regardless of anyone’s efforts—once you’ve made a deal and taken the fate point, you can’t use your skills or
anything else to mitigate the situation. You have to deal with the new story developments that arise from the complication.
Dementsprechend werden Compels ja auch "entlohnt": Nicht nur zahlt der "Auslöser" des Compels einen Fate-Punkt, der Betroffene erhält auch
auf der Stelle einen Fate-Punkt für die erlittene "Unannehmlichkeit".
Aber in solchen Situationen würde sich "Invoking for Effect" anbieten!
Der "Auslöser" zahlt einen Fate-Punkt, der Betroffene erhält ihn aber, wie es bei Invokes üblich ist, erst am Ende der Szene. Dafür sind die Auswirkungen auch nicht so dramatisch wie bei einem Compel: Es findet kein für den Charakter unerfreulicher Plottwist statt, sondern "bloß" eine momentane Komplikation.
"Du fällst hin!" – "Deine Waffe zerbricht!" – "Dein Magazin ist leer!" – "Du lässt vor Schmerz die Granate fallen...3, 2, 1, was tust du?" – Alles Dinge, die (zumindest nach der engen Definition in Fate Core) keinen "echten" Compel rechtfertigen. Allesamt "Weak Compels", solange mit ihnen nicht noch weitere Komplikationen einhergehen: "Dein Magazin ist leer...und das war dein letztes...und der nächste Waffenladen ist 100 Meilen entfernt!" oder "Du lässt vor Schmerz die Granate fallen, und sie WIRD jemandem weh tun, der dir etwas bedeutet...wer ist es?"
Anders gesagt: Solange die Komplikation ad hoc durch einen Overcome-Wurf, eine Declaration o. Ä. beseitigt werden kann, rechtfertigt sie definitiv keinen "echten" Compel.
Aber lauter hervorragende "Invocations for Effect"!
Vorausgesetzt, man legt die Regeln dafür etwas freier aus als im Toolkit: "Invoking for Effect" wäre nicht bloß ein kleines Repertoir an vorab definierten "stuntartigen" Effekten, sondern jeder Aspekt ließe sich, wenn die Fiktion es erlaubt, auf angemessene Weise "for effect" aufrufen.
Kehrseite: "Create an Advantage" wird potentiell etwas entwertet – denn damit lassen sich praktisch alle "Invocations for Effect" ebenfalls abbilden, bloß um den Preis einer Aktion anstelle eines Fate-Punktes. Ein psionischer Detektiv (siehe Beispiel im Fate System Toolkit, p. 12) "can invoke Mental Eavesdropper to read someone’s surface thoughts." – oder er macht eine "Create an Advantage"-Aktion mit seinem Investigate-Skill, mit dem Aspekt "Mental Eavesdropper" als Permission dafür, um einen Aspekt "I Know What You Are Thinking" auf sein Gegenüber zu legen. Zwei Ansätze, ähnliches Resultat.
Was meint ihr?