Für Indie-Spieleentwickler ist Kickstarter ein Segen. Die großen Publisher sind im Allgemeinen eher konservativ bei der Auswahl an zu veröffentlichenden Spielen. Man hat seine IPs, die melkt man. Im Eurobereich hat man es auch nicht leicht, wenn man kein bekannter Entwickler ist.
Dass auf der anderen Seite nicht alle Indie-Entwickler auch Talent haben, sowohl ein gutes Spiel zu entwickeln als auch den Kickstarter-, Produktions- und Verteilungsprozess zu managen, liegt auf der Hand. Ich vermute jedenfalls, dass der Großteil der KS-Spiele eher mäßig ist. Allerdings sind auch diverse Perlen per KS entstanden. Bei BGG stehen auf den Plätzen 6 und 7 zwei KS-Spiele, die gerade mal ein paar Monate alt und innerhalb kurzer Zeit durch die Ränge marschiert sind. Das ist natürlich zum Teil Ergebnis eines Hypes, aber die Spiele werden da vorne bleiben, und selbst wenn die durchschnittliche Bewertung ein Stück weit runter geht, liegen die immer noch ganz weit vorne im Feld. Im Ergebnis dürften Kickstarter-Spiele sowohl im Bereich der großen Innovationen als auch im Bereich des großen Bullshits die Nase vorn haben, wobei der Bullshit überwiegt. Es geht nun also darum, den Bullshit vom Rest zu unterscheiden. Wie riecht ein gutes Brettspiel?
Ich habe für mich selbst festgestellt, dass KS ein ungemein großer Gewinn ist, wenn man verstanden hat, was man selbst an Spielen und Spielmechaniken mag und sich sehr genau anschaut, was einem da geboten wird, anstatt einfach auf alles drauf zu springen, was irgendwie toll aussieht. Im Ergebnis bin ich von gekickstarteten Spielen selten wirklich enttäuscht. Gelegentlich werde ich sogar positiv überrascht. Trotzdem habe ich einige Spiele unterstützt, bei denen ich das heute, mit dem größeren Wissen über meine Vorlieben, nicht mehr machen würde.