Everdell:
positiv:
- Mir hat das Herumfrickeln am eigenen Dörfchen am Ende schon ehrlich Spaß gemacht. Man freut sich, wenn man ein Tier gratis kriegt, weil man das korrekte Gebäude hat und so, das wirkt befriedigend.
- Die Grundmechanismen sind simpel, man durchschaut sie auf Anhieb.
- Es spielt sich flüssig runter, die Züge sind kurz, das ist keine Selbstverständlichkeit. Gutes Pacing, keinerlei problematische Downtime. Wenn man mal nicht dran ist, hat man genug zum Anschauen und Grübeln.
negativ:
- Sehr, SEHR viele Optionen, die man im Blick und im Gedächtnis behalten muss. Dies wird erschwert durch die sehr kleinen Karten, durch den blöden Baum, der im Weg steht, dadurch dass man die Karten der Gegner eigentlich einsehen müsste, aber nicht kann, weil deren Karten auf dem Kopf stehen und weit weg sind, und so weiter. Ich hatte in der Spielmitte phasenweise einfach keinen Bock mehr und habe ein paar völlig willkürliche Züge gemacht, weil einfach ein Disconnect da war.
- Zwei von vier Spielern sitzen immer falsch und können die ganzen Sachen nicht richtig sehen. Das "in eine Richtung ausgerichtete" Spielbrett ist ein massiver Designfehler. Viele Spiele haben den, aber hier ist er absolut problematisch.
- Am Ende ein nebulöser point salad, antiklimaktisch und abstrakt, ich hasse sowas aus tiefster Seele. Alle zählen konzentriert, dann: "Ich habe 51 Punkte", "Ich habe 53 Punkte". Ja, äh, danke. Nein.
- Es ist kein echter Enginebuilder (und die sind ja im Idealfall super befriedigend), denn die Glückskomponente ist dafür zu stark. Man muss eher "nehmen, was man kriegt", als dass man groß irgendwelche Pläne verwirklicht.
- Die Gestaltung - die das Spiel ja verkauft - wird stark überschätzt. Es gibt massive Stilbrüche zwischen Gemäldekarten, den Token, den Pappmarkern, dem Baum, dem Spielbrett. Der Baum ist nur ein Marketing Gimmik, ein pfiffiger, aber letztlich unproduktiver Hingucker.
- Man muss das Spiel drei bis fünf Mal spielen, bis man die Karten so weit auswendig kennt, dass man Synergien und Wahrscheinlichkeiten korrekt einschätzen und richtig taktisch spielen kann, so ein Aufwand ist heutzutage viel verlangt. Ein Neuling hat gegen einen erfahrenen Spieler keine Chance.
- Man spielt einsam vor sich hin, null Interaktion, keiner lacht, nix. MONSTRÖSE red flag!
Das Spiel ist nicht schlecht, aber es ist auch nicht gut. Wie das auf Platz drei (oder so) der Weltrangliste stehen kann, ist mir komplett schleierhaft. Ich rate stark ab. Das ist so ein Ding, das man dreimal spielt und dann steht es im Schrank, weil es bessere Sachen gibt. Es ist sein Geld nie im Leben wert.
Spielt lieber Dune Imperium. Das sieht zwar arsch hässlich aus und "Dune" als Thema ist auch ziemlich hit and miss, aber da knistert die Luft vor lauter Spannung und man ringt unter Aufbietung aller Kräfte um jeden einzelnen der ach so seltenen Siegpunkte.
Crimmi, vielleicht ist Everdell was für dich!