Was ich, für mich, feststelle ist folgendes: Ich mag bei Fantasy oder Science Fantasy diese ewige mystische verlorene Vergangenheit nicht. Früher gab es tolle Imperien, die sind gefallen, früher gab es tolle Helden... Blah! Tolkienesker Scheißdreck.
Gute SF und Antike Sagen haben für mich eines gemeinsam: Das beste Zeitalter ist jetzt, die größten Helden sind jetzt, die Action findet jetzt statt und formt die Zukunft, die noch besser wird.
Das find ich auch interessant, denn die Beobachtung stimmt auffallend: Fantasy-Settings spielen meistens im Nachhall einer großen Vergangenheit; in den Schatten gefallener Imperien. Das ist zwar für sich genommen durchaus cool, gerade bei Tolkien habe ich das geliebt, aber auf Dauer hat man das als genrekundiger Fantasyfreund einfach so oft, dass man dessen irgendwann überdrüssig wird.
Darum habe ich auch schon ein Fantasy-Setting entworfen (für D&D), welches sich im Kern um ein Imperium auf dem (vorläufigen) Höhepunkt seiner Macht dreht. Ist also nicht so, dass das eine untrennbar mit dem anderen verbunden wäre. (Konfliktpotential kommt da eher durch äußere Bedrohnungen zustande. Innere Feinde wären auch möglich. Was man halt nicht hat, sind finstere Nekromanten und monsterverseuchte Ruinen an jeder Straßenecke.)
Umgekehrt ist ja auch SF mitnichten immer "Goldenes Zeitalter". Technologisch vielleicht. Aber 90% der SF dreht sich doch eh um soziale Implikationen, wobei üblicherweise eine jeweils aktuelle Thematik auf das SF-Setting extrapoliert wird. Und da hat man doch Dystopien deutlich häufiger als Utopien (weil sie ja auch dramaturgisch deutlich mehr hergeben).
An dieser Stelle möchte ich auch mal das Gespräch auf die Probleme der SF bringen. Viele dieser Punkte wurden bereits in eigenen Threads durchdiskutiert.
Hard SF ist ja leider heutzutage nur noch eine Nischenerscheinung -- ironischerweise bedingt durch unseren realen wissenschaftlichen und technischen Fortschritt. Wir wissen heute einfach zu gut über unsere unmittelbare Umgebung (Sonnensystem und nächstgelegene Sterne) bescheid, um da noch guten Gewissens irgendwo grüne Männchen oder blaue Wiesen hinsetzen zu können. Will man also richtig hart bleiben, ist man da sehr eingeschränkt, weil wir halt schon wissen, wie ungemütlich es auf dem Mars oder den Saturnmonden ist, ganz zu schweigen davon, dass die Venus nunmal leider kein Dschungelplanet ist.
Will man also wirklich fremde Welten haben, lebensfreundliche Planeten mit einheimischem Leben (auch wenn es nur ein paar Blaualgen sind), muss man zu anderen Sternen reisen. Und da sind halt wieder die dramaturgischen Möglichkeiten eines STL-Universums sehr eingeschränkt; vor allem ist rasantes Pacing damit schlicht und einfach unmöglich.
Darum bin ich eben an dieser Stelle zu gewissen Kompromissen bereit, indem ich eben - strengen Bedingungen unterworfenes - FTL zulasse, einfach um die ganzen Bühnen der Galaxie auch besuchbar zu machen. Das entspricht dann auf der Mohs-Scale etwa Härtegrad 4-4.5 ("One Big Lie" bzw sogar nur "One Small Fib").
Andererseits hat unsere heutige Alltagstechnologie doch längst fast alles in den Schatten gestellt, was sich die genreprägenden SF-Autoren vergangener Jahrzehnte in ihren kühnsten Träumen ausgedacht haben. "I possess a device, in my pocket, that is capable of accessing the entirety of information known to man. I use it to look at pictures of cats and get in arguments with strangers."
Früher waren (in der SF) Sternfahrer tollkühne Männer in atomgetriebenen Kisten, die mit tagelangen Berechnungen (mit Logarithmentafeln!) den Kurs zum nächsten Planeten geplottet haben. Heute könnte jedes Telefon eine App laufen lassen, die dir den Scheiss in 30 Sekunden ausrechnet. Von richtigen Computern mal ganz zu schweigen.
Kurzum, weder in Prosa noch Rollenspiel gibt der Beruf des Raumpiloten wahnsinnig viel her. Man gibt ein Ziel in den Computer ein, und die Maschine erledigt den Rest. Das ist realistisch. Siehe Thread "Die Automatisierung, dein Feind und Helfer". Da wir Menschen aber nunmal Geschichten lieben, in denen Menschen dank ihrer Fähigkeiten Hindernisse überwinden, hat man an der Stelle erstmal ein Problem. Die Spannung muss also irgendwo anders herkommen.
Soviel für den Moment.