Ich finde es gibt außer dem Binär-Encounter noch ein weiteres Problem, dass wahrscheinlich nicht Paizo-typisch ist (so wahnsinnig viele Abenteuer von WotC oder 3rd Party habe ich nicht gelesen), mir aber momentan besonders bei der Falkengrund-Sequenz auffällt die ich gerade leite: Bait-and-Switch-Encounter. Damit meine ich Encounter die sich anfänglich als ein harmloses Phänomen maskieren und dann versuchen, den Spieler in den Rücken zu fallen. Das ist an sich ja nichts verwerfliches in Sachen Abenteuerdesign, eine böse Überraschung hier und dort würzt die ganze Angelegenheit sicherlich gut, nur finde ich die Umsetzung problematisch mit Hinblick auf a) unerfahrene Spieler und b) die "Murderhobo" Thematik.
Achtung, Spoiler für die Falkengrund-Sequenz!
a) Unerfahrene Spieler, so zumindest meine Erfahrung, haben oft sehr unerwartete, vielleicht sogar "naive" Impulse, die eine Spielrunde aber sehr beleben können. In meinem Fall sind das zwei Spieler die ihre Umwelt noch nicht mit "Pathfinder-Augen" sehen und NPCs nicht sofort in Questgeber, BBEGs und nutzloses Beiwerk unterteilen. Sie geben Ressourcen für Handlungen aus die keinen direkten spielmechanischen Vorteil bringen und spielen auch gerne mal Hintergrundszenen aus. Das führte dazu dass der Encounter mit Grung (Hobgoblin mit dem verletzten Fuchs als Köder) wie erwartet geklappt hat, obwohl von einem erfahrenen Spieler gleich der Kommentar kam das Viech zu töten und den offensichtlichen Hinterhalt zu umgehen. Die Tatsache, dass dieser Spieler mit seiner Prognose Recht hatte, kann durchaus dazu führen dass sich auch meine unerfahrenen Spieler beim nächsten Mal anders entscheiden - besonders weil Jiva, das Werwolf-Mädchen aus der Krone des Koboldkönigs, zuerst liebevoll aufgepäppelt wurde um dann (wie im Abenteuer vorgegeben) der Gruppe böse in den Rücken zu fallen. In meiner Runde hat es dann auch den fürsorglichsten Charakter, der immer noch den Fuchs aus dem ersten Beispiel als Begleiter mitschlurrt, direkt als ersten aus den Latschen gehauen. Somit war für den Spieler nicht nur der gesamte Encounter langweilig, er ist auch wieder mal "bestraft" worden. Auch das ist an sich keine schlimme Sache, nur habe ich die Spielwelt Golarion nie als eine düstere, gemeine, dreckige Spielwelt empfunden, wo eine solche Einstellung irgendwie nötig wäre.
b) Die "Murderhobo" Problematik ergibt sich denke ich als direktes Resultat aus a). Wenn ein Spieler nicht schon aus anderen Gründen dazu neigt, seinen Charakter als heimatloses Söldner mit zweifelhaften moralischen Vorstellungen zu spielen, führen ihn genug böse Überraschungen mit Sicherheit dahin. Wie schnell oder schlimm hängt natürlich nicht nur von der Spielrunde ab, sondern auch von der Spielwelt und dem eigentlichen Abenteuer, aber ich sehe da auf jeden Fall einen direkten Zusammenhang. In meinem konkreten Fall sind dass zwei Spieler mit viel Systemkenntnissen- und Erfahrung, die sich dahingehend sehr mit dem Rest der Gruppe reiben (aber nicht negativ!). Falls diese Dynamik irgendwann kippen sollte, stehe ich vor dem Problem - oder der Tatsache - dass ich solche Bait-and-Switch Encounter im Grunde nicht mehr vorbereiten muss weil sie eh nicht funktionieren werden, außer die Verlockungen sind extrem genug (was dann eine ganz eigene Teufelsspirale ergeben kann).
Das Ganze ist natürlich von mir überspitzt formuliert, aber vielleicht kommt mein Punkt ja rüber. Ich weiß dass ich das Problem auch von meiner Seite entschärfen kann, allerdings spielen wir momentan nach Absprache ein paar Abenteuer "aus der Dose", an denen ich wenig modifizieren will oder soll. Daher fällt es mir halt so stark auf.