Autor Thema: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte  (Gelesen 14229 mal)

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Hallo zusammen,

eventuell täusche ich mich, aber in meiner Wahrnehmung sind seit etwa 2010 die Preise für gebrauchte Rollenspielprodukte unfassbar gestiegen. Erst waren das nur ein paar Klassiker. Alte Schinken für (A)D&D bekam man - vielleicht mit Ausnahme von Planescape - bis hinein in die 2000er Jahre bei EBay noch problemlos für €1 geradezu nachgeworfen, heute sollen die oftmals Schweinepreise kosten. Bei MERP sieht das ähnlich aus. Andere Systeme sind tendentiell preisstabil bzw. sogar rückläufig (z.B. oWoD). Mittlerweile wird mir aber auch bei deutschen Produkten regelmäßig schwindelig, wenn ich mir die Preisvorstellungen der Verkäufer oder die Endstände von Versteigerungen so anschaue. Ein gutes Beispiel dafür ist Cthulhu, wo quasi jedes OOP-Produkt vollkommen irrwitzige Preise erzielt.

Zwei Dinge finde ich daran bemerkenswert.

Erstens werden die Verkäufer nach meinem Eindruck zunehmend gieriger und maßloser. Das erzeugt bei mir einen recht ekligen Nachgeschmack. Eigentlich sollte ich das nicht so unsympathisch finden, denn es handelt sich um das einfache Prinzip von Angebot und Nachfrage. Dennoch: irgendwie ist mir das nicht so ganz geheuer und stößt mich ein bisschen ab. Bei meinem großen Ausverkauf vor ein paar Jahren habe ich mir jedenfalls Mühe gegeben, das anders zu machen und bin auch im Nachgang noch sehr zufrieden damit.

Zweitens ist auf einmal bei vielen Leuten offenbar eine gewisse Sammelleidenschaft ausgebrochen. Meine Ad-Hoc-Erklärung ist einerseits ein Effekt der Alterskohorte, denn nun sind die meisten Rollenspieler in einem Lebensabschnitt, in dem sie etwas ungezwungener in ihr Hobby zu investieren imstande sind. Andererseits hängt eventuell auch mit der Alterskohorte zusammen, dass die Leute weniger spielen können und stattdessen lieber schmökern und sammeln. Da wäre dann viel Barbiespiel dabei.

Vielleicht gibt es aber noch weitere Erklärungen. Oder ist sogar meine Beobachtung falsch? Wird da spekuliert? Ich bin gespannt auf Eure Meinungen und Beiträge.

ChaosAmSpieltisch

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #1 am: 19.12.2013 | 09:16 »
Ich denke das ist normal, die Spieler der ersten Stunde sind in den 40 und 50 und dürften Geld zu Verfügung haben, dass war aber auch 2000 so.

Nun sind aber auch die Spieler der 2 und 3 Stunde in einem Alter wo, Sie Geld zu Verfügung haben.

Gleichzeitig nehmen die alten Produkte an Zahl ab (es wird ja trotzdem noch weggeschmissen, es geht kaputt, wird verloren). Also eine ganz normale Entwicklung.

Wellentänzer

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #2 am: 19.12.2013 | 09:19 »
Ich denke das ist normal, die Spieler der ersten Stunde sind in den 40 und 50 und dürften Geld zu Verfügung haben, dass war aber auch 2000 so.

Nun sind aber auch die Spieler der 2 und 3 Stunde in einem Alter wo, Sie Geld zu Verfügung haben.

Gleichzeitig nehmen die alten Produkte an Zahl ab (es wird ja trotzdem noch weggeschmissen, es geht kaputt, wird verloren). Also eine ganz normale Entwicklung.

Hm, implizit unterstellst Du damit, dass zwar die Produkte weniger werden, aber die Spieler dabei bleiben. Da wär ich mir ja nicht so sicher. Insbesondere erklärt das nicht die Preisexplosion seit 2010.

Offline Der_Namenlose

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #3 am: 19.12.2013 | 09:22 »
Tach!

[...] nun sind die meisten Rollenspieler in einem Lebensabschnitt, in dem sie etwas ungezwungener in ihr Hobby zu investieren imstande sind. [...]

Ich denke das trifft es am besten. Der Rollenspieler "altert" ja mit seinem Hobby mit  ;) Inzwischen dürfte für all die Begehrlichkeiten von Damals nun das entsprechende Geld gegenüberstehen, um sich seinen Sammlertraum zu erfüllen. Ich selbst soll hier auch gerade nen Uraltes MERS Quellenbuch für nen Kumpel verkaufen (http://www.tanelorn.net/index.php/topic,87630.0.html) was bestimmt auf Interesse stossen wird  :D

Mit "namenlosem" Gruss,

 8)
 
Splittermoon, eine Welt voller Geheimnisse und Abenteuer, wo in jeder schwarzen Ecke ein ehemaliger  "Das dunkle Auge" Redakteur sein Unwesen treibt und der lange Schatten der Entäuschung auf die Welt und ihre Bewohner fällt ...

ChaosAmSpieltisch

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #4 am: 19.12.2013 | 09:24 »
Nein

ich sage damit, die Produkte werden weniger, gleichzeitig wird die zu Verfügung stehende Geldmenge größer.

Ob die Spieler gleich bleiben, oder weniger werden ist egal. Die Geldmenge ist relevant.

Und ab 2010 dürfte die Spielergeneration der 90er (sprich Mitte der 90er angefangen) in den Bereich der 30 rücken und damit in Lohn und Brot stehen, und es eben egaler werden, ob man nun 10 EUR ausgibt, oder 50 EUR.

Luxferre

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #5 am: 19.12.2013 | 09:24 »
Ja, ich habe mehr Geld als damals und gebe dieses noch mangels Familie gern für Rollenspielprodukte aus.
Ja, ich investiere mehr Zeit in das Lesen der Produkte und spiele weniger.
Da deckt sich Deine Vermutung mit meinem Lebensstil und auch der Beobachtung des GF von Dragonworld. Der hat viele alte Kunden, die nicht aktiv spielen, aber viel kaufen, lesen und in Foren abhängen ;)

Ebenfalls sehe ich Deine Vermutung die Verkäufer betreffend als viel zu nett und dennoch treffend formuliert. Archo hatte dazu mal einen ähnlichen Thread gestartet. Finde ich aber auf die Schnelle nicht ...


Ich suche ja gerade MERS/MERP Material und bion auch überrascht, weil ich, bzw ein Kumpel 1998 für wirklich weig Piepen den ganzen Kram im Drachenei in HH vertickert haben.

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #6 am: 19.12.2013 | 09:46 »
Ebenfalls sehe ich Deine Vermutung die Verkäufer betreffend als viel zu nett und dennoch treffend formuliert. Archo hatte dazu mal einen ähnlichen Thread gestartet. Finde ich aber auf die Schnelle nicht ...

Ist Euch das auch aufgefallen? Spannend. Woran liegt denn das nach Deiner/Eurer Ansicht? Ich suche noch nach Anhaltspunkten für die Ursachen erstens des Sachverhalts und zweitens der Wahrnehmung. Bislang ist das eher so ein Gefühl. Andererseits könnte ich konkrete Threads hier aus dem Forum nehmen, die ich besonders unangenehm bzw. unangemessen fand. Das wären dann konkrete Beispiele. Sowas würde aber natürlich etwas viel Wirbel erzeugen. Insofern lasse ich das mal und diskutiere das etwas allgemeiner. Erzähl doch mal! Woran machst Du Deine Beobachtung fest?

Offline Visionär

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #7 am: 19.12.2013 | 10:13 »
Evtl. müssen einige (ehemalige) Rollenspielsammler nun Anfang 40 aufgrund ihrer persönlichen wirtschaftlichen Lage ihr Rollenspielmaterial nun zu Kapital machen?
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Offline Rev. Bilk

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #8 am: 19.12.2013 | 10:14 »
Für diejenigen, die das nochmal aufwärmen und noch einmal durchkauen möchten:

http://www.tanelorn.net/index.php/topic,86181.msg1749705.html#msg1749705

Büdde sehr!
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Offline Crimson King

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #9 am: 19.12.2013 | 10:17 »
Ich würde mal die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass vor ein paar Jahren lediglich einige Leute ihren alten Kram los werden wollten, während inzwischen einige Händler auf den Trichter gekommen sind, dass sich mit OOP-Rollenspielprodukten richtig viel Geld machen lässt. Ich meine, da gibt's ja nun auch Leute, die schauen, dass sie alte Sachen günstig stechen, um sie direkt wieder für Horrorpreise einzustellen.

Kapitalismus halt. Und ja, das Prinzip von Angebot und Nachfrage gibt ihnen Recht.
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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #10 am: 19.12.2013 | 10:19 »
Wir reden da zum Teil ja auch von richtig alten Produkten.
Ein Teil des ganzen wird auch mit an der Retro-Welle liegen. Nicht dass die an sich so viel Einfluss hatte, eher das wieder vermehrt und sehr positiv über alte Produkte gesprochen wird. Da abgesehen von bestimmten Fan- und Nerdtum über die meisten Neuerscheinungen gar nicht mehr oder nur noch sehr unbegeistert gesprochen wird, steigt dadurch das Ansehen und der Kaufanreiz von solch alten Schinken wieder enorm an.

Das führt irgendwie dazu dass diejenigen in unserem Hobby, die das Produkt oder die ganze Produktlinie damals gar nicht mitgenommen haben, jetzt, nachträglich, viel mehr Interesse am Kauf haben als am Kauf eines vergleichbaren neuen Produkts.
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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #11 am: 19.12.2013 | 10:21 »
@ King Crimson: Das könnte es sein. Stimmt. Eventuell erklärt das auch meine Wahrnehmung einer Verschlechterung des Verkaufsklimas. Früher mögen das mehr entspannte Privatleute gewesen sein, heute machen professionelle An- und Verkäufer halt häufiger ein Geschäft draus - und vom Gewinn davon womöglich Teile der Miete bezahlt werden müssen, sehen die das entsprechend verkniffener und unnachgiebiger als die Privatleute früher. Das wäre ein Erklärungsansatz.

Hinzu kommen die Argumente von Slayn, die mehr in Richtung Anstieg der Preise gehen. Jo.

Offline Slayn

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #12 am: 19.12.2013 | 10:37 »
Hinzu kommen die Argumente von Slayn, die mehr in Richtung Anstieg der Preise gehen. Jo.

Ich denke schon dass es noch komplexer ist. Auf der einen Seite erleben wir, wie für Kickstarter Produkte oft Unsummen für einen Blindkauf ausgegeben werden, getragen primär von Enthusiasmus oder noch ausgeprägter, wenn es selbst ein Retro-Produkt ist (V20 lässt grüßen).
Auf der anderen Seite bekommt man aktuelle(re) Produkte praktisch zum Fire and Forget Preis als PDF bei Drivethru oder den ganzen Bundle of Holding angeboten nachgeworfen. Viele werden das gar nicht merken, aber das führt zu einer gefühlten Entwertung von aktuellen Produkten. Sprich: Warum sollte ich mir das Ding da heute als Toten Baum holen, wenn ich es in 2 Monaten zusammen mit 5 anderen für ein Zehntel des Preises bekomme?

Zu guter letzt die überaus kritische Haltung aktuellen Produkten gegenüber. Bis auf wenige Ausnahmen werden Produkte im Mainstream nicht mehr positiv angenommen.

Deswegen denke ich, es hat mit weit mehr zu tun als nur Angebot und Nachfrage, es ist eher so das u.A. wegen der Oben genannten Punkte sich der Subjektive Wert der Alten Schinken gewandelt hat.
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Wellentänzer

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #13 am: 19.12.2013 | 10:43 »
Auch das halte ich für eine clevere Beobachtung. Ich habe auch schon festgestellt, dass ältere Titel grotesk positiv verzerrt rezipiert werden. Wenn ich mir alleine die angebliche Begeisterung für DSA1 anschaue. Das System funktioniert doch vorne und hinten nicht mit der endlosen Würfelei von Attacke und Parade. Aber die Fahne wird dermaßen hoch über dem Kopf getragen und so weithin geteilt. Komisch. Parallel wird alles, was neu erscheint, mit größter Skepsis aufgenommen.

Vor ein paar Wochen hatte ich in einer Minute der Langeweile bzw. Prokrastidingsda einen Beitrag dazu geschrieben, in dessen Rahmen ich der Rollenspielöffentlichkeit eine wahrnembare Entwicklung vom Konservativismus ins Reaktionäre unterstelle. Ich finde das bedauerlich. Aber das ist mutmaßlich ein weiterer Grund. Danke Dir.

Dass aktuelle Produkte durch pdf-Angebote entwertet werden, sehe ich aber anders. Bei diesen ganzen Verkaufsaktionen der Marke Bundle of Holding und Konsorten war mit Ausnahme von so nem FATE-Dingens bislang nie ein auch nur halbwegs für den Mainstream attraktives Produkt dabei. Das waren nach meinem Eindruck quasi durch die Bank irgendwelche abseitigen Liebhabereien oder echt alte Schinken.

Offline Crimson King

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #14 am: 19.12.2013 | 10:49 »
Vor ein paar Wochen hatte ich in einer Minute der Langeweile bzw. Prokrastidingsda einen Beitrag dazu geschrieben, in dessen Rahmen ich der Rollenspielöffentlichkeit eine wahrnembare Entwicklung vom Konservativismus ins Reaktionäre unterstelle.

Eine bessere Erklärung für den Erfolg dieses ultrakonservativen FATE-Gedöns gibt es ja auch nicht.  ::)
Die positiven Bewertungen für DSA 1 gibt es auch fast ausschließlich wegen dessen Einsteigerfreundlichkeit. Ich bezweifle, dass mehr als eine Handvoll Spieler DSA 1 einem altgedienten Rollenspielveteranen empfehlen würden.

Sorry für's OT.
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Luxferre

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #15 am: 19.12.2013 | 10:53 »
Schönes Thema und ich habe eigentlich gar keine Zeit ... daher in Kurzform:

ich vermute einen psycologischen Effekt, der einen Teil des Zeitgeistes einfängt. Der Sinn oder gar Drang nach Eskapismus scheint zu wachsen. Ich reflektiere dabei nicht nur mich selbst ;) Vielmehr beobachte ich das bei vielen Leuten. Ob das Familie, Freunde oder meine Angestellten sind.
Das manifestiert sich natürlich mannigfaltig, lässt sich aber auch in unserem Hobbyistenkreisen durchaus feststellen.

Luxferre

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #16 am: 19.12.2013 | 11:16 »
gelöscht, weil inhaltlich aus dem teilweise gelöschten Altthread
Lux
« Letzte Änderung: 19.12.2013 | 12:51 von Luxferre »

Offline Sülman Ibn Rashid

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #17 am: 19.12.2013 | 11:19 »
Wenn ich bei eBay ein DSA-Abenteuer ab 1 Euro einstelle, dann ist es doch nicht primär *meine* Gier, die den Preis auf über 50 € hebt?
Hvat er með ásum? hvat er með álfum? gnýr allr jötunheimr, æsir ’ru á þingi;
stynja dvergar fyr steindurum veggbergs vísir. Vituð ér enn eða hvat?

Luxferre

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #18 am: 19.12.2013 | 11:24 »
Also erleben wir neben einem Drang zum Eskapismus, wie ich ihn vermute, auch eine Tendenz zu geringer Aufmerksamkeitsspanne in Texten. Bin gerade am Überlegen, wie sich dieses Phänomen in diese Beobachtungen integrieren ließe.

Offline Jestocost

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #19 am: 19.12.2013 | 11:29 »
Das Thema ist ja eigentlich spannend. Vielleicht ist der echte und verlässliche Rollenspielmarkt in Zukunft der Gebrauchtmarkt - und die Verlage müssen nur noch tolle Bücher rausbringen, die man gerne sammelt und die dann im Wert steigen und gewinnbringend weiterverkauft werden...

Bei Comics ist das ja auch so - inklusve Marktkrise: http://en.wikipedia.org/wiki/Comic_book_collecting
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Offline Niniane

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #20 am: 19.12.2013 | 12:42 »
Das Schwarze Brett ist für Ankündigungen, Spielersuchen und Suche/Biete. Insofern verschiebe ich diese Diskussion mal ins Allgemeine.
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Offline Slayn

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #21 am: 19.12.2013 | 12:44 »
Auch das halte ich für eine clevere Beobachtung. Ich habe auch schon festgestellt, dass ältere Titel grotesk positiv verzerrt rezipiert werden. Wenn ich mir alleine die angebliche Begeisterung für DSA1 anschaue. Das System funktioniert doch vorne und hinten nicht mit der endlosen Würfelei von Attacke und Parade. Aber die Fahne wird dermaßen hoch über dem Kopf getragen und so weithin geteilt. Komisch. Parallel wird alles, was neu erscheint, mit größter Skepsis aufgenommen.

Vor ein paar Wochen hatte ich in einer Minute der Langeweile bzw. Prokrastidingsda einen Beitrag dazu geschrieben, in dessen Rahmen ich der Rollenspielöffentlichkeit eine wahrnembare Entwicklung vom Konservativismus ins Reaktionäre unterstelle. Ich finde das bedauerlich. Aber das ist mutmaßlich ein weiterer Grund. Danke Dir.

Ganz kann ich der These nicht zustimmen, sehe ich doch eine  großen Unterschied zwischen "Spielen" und "Ideales Spielen".
Ich denke, ich kann gut und gerne behaupten, ich habe bei etlichen Produktlinien sowohl jedes Buch als auch jede Edition mitgenommen und kam praktisch immer irgendwann mal an die Stelle, an die sich der "Tenor" des Spiels so weit geändert hat, dass ich es für mich, so wie ich damit sozialisiert wurde, nicht mehr wiedererkannt habe und es somit nur noch "Spielen" anstatt "Ideales Spielen" wurde.
Natürlich geht es, die Produkte so anzupassen dass der "Tenor" wieder stimmt, dieser Extra-Aufwand steht aber der immer geringeren Freizeit gegenüber und konkurriert mit anderen Aktivitäten, die man erst im fortschreitenden Alter häufiger hat.

Ob man jetzt die Vergangenheit verklärt oder nicht ist daher eher zweitrangig, eher zutreffend ist die Aussage das man mal das "Ideale Spiel" für sich hatte und diesen Zustand wieder erleben will. Wenn ein neues Produkt das nicht schafft, wird man Reaktionär und greift zum alten Produkt, da alles schon bekannt ist, wenig Lernaufwand bietet und man hofft, man knüpft an die Vergangenheit an.

Dass aktuelle Produkte durch pdf-Angebote entwertet werden, sehe ich aber anders. Bei diesen ganzen Verkaufsaktionen der Marke Bundle of Holding und Konsorten war mit Ausnahme von so nem FATE-Dingens bislang nie ein auch nur halbwegs für den Mainstream attraktives Produkt dabei. Das waren nach meinem Eindruck quasi durch die Bank irgendwelche abseitigen Liebhabereien oder echt alte Schinken.

Sorry, die Bundles sollten da jetzt gar nicht so im Vordergrund stehen, eher die andauernden "Sales"-Aktionen auf den PDF Plattformen. Man kann immer irgendwo gerade irgendwas günstig abgreifen und das digitale Format scheint irgendwie gefühlt weniger Wert zu sein als jedes Buch und Bücher sind weniger Wert als eine Box.


[Nachtrag] Um den ersten Punkt nochmals zu verdeutlichen kann man sich mal CoC ansehen. Dort kann man ja "Edition" mit "Print Run" gleichsetzen, so wenige relevante Änderungen gibt es über die Jahre.
Dort explodieren die Preise von OOP Produkten nur so lange, bis es bei Chaosium einen offiziellen Re-Print des Produkts gibt. So zuletzt gesehen bei Masks of Nya..... Tippkrampfdings.
In den Fällen, in denen sich ein System nicht grundsäztlich ändert und so einer eigenen Inkompabilität innerhalb der Editionen sorgt, sind solche (rapide) steigende Sammlerpreise für den jeweiligen Verlag auch ein vorzüglicher Indikator was die Kundschaft nun will.
« Letzte Änderung: 19.12.2013 | 12:53 von Slayn »
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Offline Archoangel

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #22 am: 19.12.2013 | 13:05 »
Hach - mein Lieblingsthema ;).

Generell (als Anmerkung von jemandem, der die Preisschwankungen im Sekundärmarkt schon lange lange beobachtet):

1. die ebay-Option des "stell es rein - wenn es sich nicht verkauft fallen keine Gebühren an", die es erst (in dieser Regelmäßigkeit) seit kürzerer Zeit gibt, hat sicher dazu beigetragen, dass Nimmersatte und Raffgeier in erschreckend regelmäßigen Abständen ganze Sammlungen zu horrenden Preisen (Amazon marketplace-Preisen) einstellen, was natürlich mittelfristig auch das Gesamtangebot verändert: Leute, die sich nicht sicher sind, was ihr Produkt wert sein könnte, schauen zunächst nach Preisen im Sekundärmarkt (i.d.R. ebay und Amazon). Somit ergeben sich mittel- bis langfristig generell höhere Preise; zudem fühlen sich die Raffgeier langfristig in ihren Preisforderungen bestätigt, weil ja nun auch vermehrt andere Anbieter mit hohen Forderungen im Sekundärmarkt und den Foren auftauchen.

2. die Editionskriege von D&D haben zunächst einen Run auf 3.X verursacht (hierzulande) was den Wert der deutschen Produkte anstiegen ließ (Angebot kleiner Nachfrage); es folgten die deutschen 4E-Produkte. Spätestens seit der Ankündigung von Next und der damit verbundenen Rückwärts-Kompatibilität sind dann nach und nach auch die Preise der anderen Editionen stark angestiegen (vor allem natürlich der deutschsprachigen).

3. neue Versionen alter Spiele, die bei den Fangemeinden nicht angekommen sind verteuern grundsätzlich die alten Editionen (höhere Nachfrage). Bsp: MERS und oWoD.

4. eine genauere Kalkullation eines namhaften deutschen Verlages schafft es mit erschreckender Regelmäßigkeit aktuelle Werke in zu kleiner Stückzahl zu produzieren, was nach der Rezensionsflut ebenso reglmäßig zu erhöhter Nachfrage bestimmter (von den Rezensenten hoch gelobter) Artikel führt, wie z.B: "Von eigenen Gnaden" oder "Im Bann des Eichenkönigs". So nach und nach gab es ja den ein oder anderen Reprint, was auch zu einer Entspannung des Sekundärmarktes führte.

[später gerne mehr]
4E Archoangel - Love me or leave me!

Methuselah-School GM

Ideologie ist der Versuch, den Straßenzustand durch Aufstellung neuer Wegweiser zu verbessern.

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #23 am: 19.12.2013 | 13:24 »
Den ersten Punkt finde ich sehr überzeugend. Das hatte ich so noch nicht bedacht und wirkt wirklich extrem plausibel. Damit dürften wir die maßgeblichen Gründe für die beobachteten Entwicklungen erfasst. haben. Wunderbar! Oder hat noch jemand einen Pfeil im Köcher?

Offline Slayn

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Re: Preisentwicklung gebrauchter Rollenspielprodukte
« Antwort #24 am: 19.12.2013 | 13:35 »
Den ersten Punkt müsste man anderweitig überdenken oder zumindest erweitern.
Ich habe es noch ganz gut aus der Übergangszeit von TSR zu WotC und dementsprechend der Übergangszeit von AD&D zu 3E in Erinnerung, das die ersten richtigen Plattformen für Sammler anstatt Nutzern entstanden sind, etwa Noble Knight.
Schon 2000 rum wurden die ersten Bloodwars Boxen für 300 USD angeboten, weil klar wurde dass diese Linien eingestellt wurden und keine Reprints mehr kommen würden.
Als dann so viele Verlage pleite gingen oder Linien eingestellt wurden, ist der Sammler-Markt doch schon früh angewachsen.

Ich denke also, die ganze Amazon Marketplace Sache bzw. die Ebay-Preise sind nur ein Echo auf eine Sache, die schon längst am rollen war und ist.
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