Hhhm... Ich verstehe ja, dass manche Forenbesucher durch das Editions-Hin-und-Her bei D&D geschädigt sind, aber bedenken sie dabei auch, dass Paizo schon manches in seiner Strategie bewusst anders als z.B. bei Hasbro angelegt hat und ein direkter Vergleich zu D&D daher etwas hinken könnte?
Ein paar Beispiele:
- Kein Konzentrieren auf Regel- und Setting-Hardcover wie bei D&D, sondern auf Abenteuer und erst später zunehmend auf neue Produktreihen bis hin zu PAKS & Co.
- Entscheidung für's Festhalten an OGL 3.5 und später Herausbringen eines eigenen Regelwerks, was zum damaligen Zeitpunkt eine alles andere als sichere Wahl war.
- Festhalten an vielen hergebrachten D&D-Standards, Integration z.B. von Cthulhu-Inhalten: Jep, es ist kein Geheimnis, dass der Chefredakteur ein Greyhawk-Triaden-Mitglied war und einer der besten Greyhawkkenner, dass Paizo nicht ohne Grund eine Zeit lang etliche Pulp-Fiction-Romanklassiker (nicht der Film!) neu auflegte und dass viele der Mitarbeiter neben Pathfinder/ D&D begeistert Call of Cthulhu spielen. Sprich: Die machen v.a. die Produkte, auf die sie Bock haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Editionswechsel mit zu "Darauf habe ich Bock"-Produkten eines Verlagsmitarbeiters zählen.
Dass sich Bände gegenseitig zitieren oder Inhalte neu kompiliert werden, ist leider auch schon in Pathfinder-Anfangszeiten passiert. Auch das sehe ich nicht als Beweis für ein Ausgehen von Ideen. Im Gegenteil: Das Hintergrundgewebe Golarions wird immer dichter, aus der Kombination der Inhalte ergeben sich immer wieder neue Storyansätze. Und neue Regelelemente wie die "Mythic Adventure"-Regeln haben gerade erst ihren Ersteinsatz erlebt. Dabei gibt es noch immer viele Ecken Golarions, die nicht näher in Abenteuern erforscht wurden und für die sich einige Abenteuer wünschen würden: Z.B. in den Lindwurmkönigreichen, in der Konfliktregion Taldor/ Qadira oder in Galt, dem Land der ewigen Revolution...
Wenn Pathfinder unter etwas zu leiden hat, dann ist es, dass es - zumindest wenn man als erstes das Grundregelwerk aufschlägt - nicht das einsteigerfreundlichste Spiel ist. Und die neuesten Klassen, die gerade im Playtest waren, sind sicherlich kein Muss. Aber wenn ich die Regeldichte im Vergleich zu 3.5 sehe, besteht noch lange kein Zwang zu etwas neuem...
Und nein, ich schreibe das nicht als "Fanboy", auch wenn ich durch das Übersetzen viel mit Pathfinder zu tun habe.
Ich habe aus der Beschäftigung mit den Produkten und aus den Gesprächen mit ein paar der Pathfinder-Leute einfach den Eindruck gewonnen, dass die ihr Pulver noch lange nicht verschossen haben und v.a. eines aus den Ereignissen rund um die 4e gelernt haben: Versuche nicht, deine Kunden mit Editions-Hickhack zu verprellen.
So, jetzt könnt ihr wieder...