Freitag Abend hab ich Die unglaubliche Robert Redshirt RPG Show auf einem unserer regelmäßigen Göttinger Rollenspieltreffen ausprobiert. Wir haben zwei Sendungen produziert (einen 25-minütigen Western und ein 45-minütiges Inselcamp) und viel Spaß gehabt. Im Folgenden möchte ich ein bisschen Feedback geben und Fragen stellen.
1) Die Einschaltquote ist ja ein abstrakter Wert und sie könnte theoretisch auch in den negativen Bereich sinken. Gibt es eine Untergrenze?
2) Auf S. 10 steht, dass Würfel ohne Chance auf einen Erfolg nicht benutzt/ verbraucht werden dürfen. Ist gemeint: Inklusive Modifikator? Die werden ja sonst nur nach dem Wurf in Betracht gezogen (s. 9).
3) Was passiert, wenn die Spieler nur noch zu "kleine" Würfel zur Verfügung haben, also die geplante Aktion/ Gefährdung nicht versuchen können? Müssen die Spieler sich dann andere, leichtere (womöglich belanglose) Aktionen ausdenken, um ihre Würfel zu verbrauchen?
4) Dürfen Spieler generell (auch unabhängig vom eben geschilderten Spezialfall) Würfe einfordern, um Würfel zu verbrauchen?
5) Dürfen Aktionen andere Zwecke verfolgen als die Gefährdung zu erhöhen bzw. Robert zu retten? (Meinem Eindruck nach hätte hier eine klare Beschränkung unserer Runde gut getan.)
6) Wie ist die genaue Reihenfolge der Schritte bei einer Gruppenaktion? Festlegen, wer teilnimmt, Schwierigkeit festlegen, Anführer bestimmen, Würfel wählen?
Eher Feedback als Frage:
Kleinere Unklarheiten, die bei uns am Spieltisch auftauchten: Einzelne Spieler machten sich Gedanken über die Handlung/ Story der Show, während das meinem Verständnis der Regeln nach völlig im Hintergrund steht bzw. nur diskutiert werden muss, um eben Robert in Gefahr zu bringen. Einzelne Spieler wollten auch eigene Ziele verfolgen, die mit dem Ziel der TV-Crew nicht zusammenpassten (der angeheuerte Medizinmann beim Inselcamp wollte Robert *tatsächlich* essen und musste in der Planungsphase zur Raison gerufen werden).
Wir haben übrigens in 25 Minuten nur etwas mehr als die Hälfte aller Würfel verbraucht, und in 45 Minuten erst gegen Ende (nach 40 Minuten?) einmal alle Würfel verbraucht. Keine Ahnung, ob das normal ist, oder eher wenige Aktionen.
Mein Eindruck von der Beschreibung zu Tokio Gladiator ist, dass Robert in diesem Showformat nicht überlistet werden muss, um in Gefahr zu kommen - die angeführten Beispielaufgaben klingen bereits lebensgefährlich. Ist das so gedacht? Dann wäre das potentiell einfacher für die TV-Crew, weil sie sich nur noch Gefahren und Rettungen ausdenken muss, aber nicht noch zusätzlich Tricks, um Robert da hineinzumanövrieren. Es ist prima, so ein Format anzubieten, aber dann könntest du es auch explizit so deklarieren (genauso, wie du auf die Schwierigkeit des Raumschriff Traumschiff hinweist).
Über den Türschieber-Job in diesem Format mussten alle übrigens herzlich lachen. Wir haben es ja nicht gespielt, aber als wir auf diese Stelle stießen, hatte das Spiel als Ganzes vermutlich für alle ein dickes Plus bekommen. Auch beeindruckend fand ich, dass jemand sich nach der ersten Show bereit erklärte, mal den SL zu machen (ich hatte angeboten, wieder zu leiten oder jemand anderen ranzulassen, wenn Lust besteht). Soweit ich weiß, hat die Person bisher nur wenig Rollenspielerfahrung und vermutlich nie zuvor geleitet. Fand ich cool, und meines Erachtens ist das ein gutes Zeichen für die Einsteigerfreundlichkeit des Spiels.
Den Vornamen Robert habe ich immer sehr deutsch ausgesprochen. Trotzdem wurde in der Runde häufiger von Robert Redford geredet, und bemängelt, dass man den auf den Illustrationen ja nicht wirklich erkennen könne. Ähm? Vielleicht mein Fehler. Ich habe übrigens vollkommen versäumt, in der Runde nachzufragen, ob alle wissen, was ein "Redshirt" ist. :-D
Das Layout finde ich gut und übersichtlich. Nur einmal habe ich etwas suchen müssen, als ich nachschauen wollte, welche Würfeltypen eigentlich genau gebraucht werden. Die Info, welches Spielmaterial benötigt wird, war irgendwo im Fließtext "versteckt". Da es nicht viel Text ist, war es schnell gefunden, aber wenn Dir als Layouter noch etwas einfällt, um das hervorzuheben...?
Kurz gesagt: Das Spiel kam bei uns gut an. Mir gefällt auch die optische Aufmachung. Bei den Regeln tauchten am Tisch ein paar Fragen auf, und ich denke, wenn ich es am GRT wieder leite, werde ich versuchen, die Spieler etwas stärker auf das Spielziel (Zuschauerquote erhöhen) hinzuweisen und die Gefährdungs- und Rettungsphase über Aktionen zu erklären: In der Gefährdungsphase kann man nur Robert gefährden, in R-phase nur Rettungsaktionen würfeln. Ich bin neugierig darauf, wie diese extreme Fokussierung bei den Spielern ankommt. Das Gefühl der Freiheit, im Rollenspiel alles tun zu können, geht verloren - aber ich finde es reizvoll, Rollenspiele mit ganz unterschiedlichem Zuschnitt zu haben.