Autor Thema: Wer hat Erfahrung als Kultist?  (Gelesen 6175 mal)

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Wer hat Erfahrung als Kultist?
« am: 4.02.2014 | 09:12 »
Hallo alle!
Sehen wir der Sache mal ins Gesicht: Die Großen Alten gewinnen doch sowieso, gell? Warum denn nicht gleich auf der Siegerseite mitspielen statt immer nur zu versuchen, seine Sanity zu bewahren und womöglich die Kräfte des Mythos gegen diesen selbst zu verwenden? Hat schon mal jemand eine Kampagne oder ein Abenteuer gespielt, in dem die Spieler dem Ruf des Cthulhu endgültig gefolgt sind, im, Verlauf der Ereignisse, oder gar von Spielbeginn an? Wie war das für Euch? Nur sinnloses Abmurksen und Stammeln, oder haben die SCs Konflikte gehabt, die Spaß gemacht haben?

Ich überlege gerade, ein Sci-Fi-Abenteuer zu schreiben, in dem es um sowas ähnliches geht -- die SCs sind Diener der Mi-Go, sozusagen "Entführte", und womöglich durch deren Technologie irgendwie verändert. Womöglich haben sie sich von "der Sache" der Mi-Go überzeugen lassen, oder sie sind unwillentliche Diener und würden ausbrechen, wenn es noch ginge. Die Handlung könnte dann an Bord von Mi-Go-Schiffen spielen oder auf Welten, die diese ansteuern.. Alles schön abgedreht also.

Wer von Euch war also schon mal Lakei der Alten (bzw. wessen Spieler) und wie war das für Euch so?

Pyromancer

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #1 am: 4.02.2014 | 09:55 »
Bei uns hatte mal ziemlich früh in der ganz normalen Kampagne der Charakter eines Mitspielers "Rufe Feuervampir" aus einem alten Buch gelernt. Und da der Zweck bekanntlich die Mittel rechtfertig haben wir da auch fleissig Gebrauch davon gemacht, z.B. um dunkle Kulte und von Fischmensch-Hybriden besiedelte Küstendörfer auszurotten. Von Außen betrachtet waren wir wohl von durchgeknallten Kultisten nicht zu unterscheiden, auch wenn unsere Charaktere der Ansicht waren, mit ihren Vorgehen die Welt zu retten - was stimmen mag oder auch nicht.

Die Kampagne endete dann übrigens mit einem "Rufe Yog-Sototh", was uns in dem Moment auch wie eine wahnsinnig gute Idee vorkam (echt jetzt, kein Witz).

Offline Der Räuber Plotzenhotz

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #2 am: 4.02.2014 | 10:01 »
Wir haben das immer ganz einfach gehalten: So lange der SC noch mindestens einen Stabilitätspunkt besitzt, mag er zwar Gewissensbisse haben, wenn er Mythos-Zauber einsetzt, erleidet aber außer dem zwangsläufigen Stabi-Verlust keine weiteren Einschränkungen (etwa Veränderung seiner Persönlichkeit o.ä.).

Sobald die Stabi aber auf Null fällt, scheidet er aus der Runde aus und widmet sich seiner magischen/Mythos-Forschung bzw. schließt sich einem ihm bekannten Kult an. Fluff-mäßig habe ich das als SL immer so gelöst, dass der SC bei 0 Stabi eine direkte "Eingebung" (Traum/Vision) von Nyarlathotep persönlich erhält, wonach er "jetzt auch dazu gehört". Der SC wird damit zum NSC.

Das kam immer ganz gut an!

Offline Der Räuber Plotzenhotz

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #3 am: 4.02.2014 | 10:06 »
Ergänzung: Ich habe den Reiz bei Cthulhu immer in einem negativen Reward-Cycle gesehen -- du wirst als Charakter zwangsläufig immer schwächer, je länger du den Mythos bekämpfst. Ziel ist es also möglichst lange durchzuhalten. Bei den meisten anderen belohnungszentrierten Spielen (z.B. D&D) wirst du ja stattdessen immer stärker.

Kultisten zu spielen würde mir aber bei Cthulhu keinen Spaß machen, da ginge für mich die Immersion flöten. Da wäre dann ein pulpigeres Setting nötig (Kult, beispielsweise), da könnte ich mir das schon vorstellen.

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #4 am: 4.02.2014 | 11:17 »
Bei uns hatte mal ziemlich früh in der ganz normalen Kampagne der Charakter eines Mitspielers "Rufe Feuervampir" aus einem alten Buch gelernt. Und da der Zweck bekanntlich die Mittel rechtfertig haben wir da auch fleissig Gebrauch davon gemacht, z.B. um dunkle Kulte und von Fischmensch-Hybriden besiedelte Küstendörfer auszurotten. Von Außen betrachtet waren wir wohl von durchgeknallten Kultisten nicht zu unterscheiden, auch wenn unsere Charaktere der Ansicht waren, mit ihren Vorgehen die Welt zu retten - was stimmen mag oder auch nicht.

Die Kampagne endete dann übrigens mit einem "Rufe Yog-Sototh", was uns in dem Moment auch wie eine wahnsinnig gute Idee vorkam (echt jetzt, kein Witz).

Haha! Ja, die Grenzen sind fließend, oder? Das ist an sich das, was ich eingangs meinte, man versucht halt als Ermittler, den Mythos zu nutzen, um ihn seinerseits zu bekämpfen -- was zwangsläufig dazu führt, dass man cthuloid wird, zumindest wie Du ja sagst, in Augen der normalen Leute. Aber was ist wenn man über die Schwelle geht und sich eben bewußt einem Kult verschreibt?

Offline Schalter

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #5 am: 4.02.2014 | 11:20 »
Ergänzung: Ich habe den Reiz bei Cthulhu immer in einem negativen Reward-Cycle gesehen -- du wirst als Charakter zwangsläufig immer schwächer, je länger du den Mythos bekämpfst. Ziel ist es also möglichst lange durchzuhalten. Bei den meisten anderen belohnungszentrierten Spielen (z.B. D&D) wirst du ja stattdessen immer stärker.

Kultisten zu spielen würde mir aber bei Cthulhu keinen Spaß machen, da ginge für mich die Immersion flöten. Da wäre dann ein pulpigeres Setting nötig (Kult, beispielsweise), da könnte ich mir das schon vorstellen.
Kann ich mir vorstellen, ich sehe das eigentlich ähnlich. Die Kulte sind eben Teil der Bedrohung, und wenn man selber gänzlich "okkult wird", ist das Spielgefühl bestimmt ein ganz anderes. Oder..? Was ist, wenn Kultisten-Charaktere eben nicht simpel vom Bösen durchdrungen sind und der Mythos für sie (dank Wahnsinn) verständlich erscheint -- sondern sie ein Stück Menschlichkeit behalten, und der innerliche Konflikt für sie im Spielverlauf weitergeht?

Offline andrewj

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #6 am: 4.02.2014 | 13:37 »
Also für ein einziges Abenteuer, oder eine Kurzkampagne kann ich mr diese Idee echt witzig vorstellen. Ich denke, aber das gerade der schleichende Wahnsinn die typische Cthulhuatmosphäre ausmacht. Die würde ja komplett fehlen, bei dieser Variante.

Ein interessanter Ansatz wäre dann vielleicht, wenn es eine dritte Front gibt, die sich noch einmischt. Wir haben das damals, zwar von der Seite der Helden, so gehandhabt, daß es neben den Kreaturen des Mythos noch Werwölfe und Vampire gab, die als eigene (mehr oder minder) "kultivierte" Gesellschaften entstanden sind und Ihre eigene Suppe brühten, also ein Dorn im Auge der Menschen, wie auch der Kreaturen des Mythos waren. DAS WAR ALLERDINGS ZU ZEITEN WO VAMPIRE - THE MASQUERADE GERADE ERSCHIENEN WAR UND DIESER GANZE TEENIE-VAMP SCHROTT NOCH NICHT AUF DEM MARKT WAR.

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #7 am: 4.02.2014 | 14:09 »
Ein interessanter Ansatz wäre dann vielleicht, wenn es eine dritte Front gibt, die sich noch einmischt. Wir haben das damals, zwar von der Seite der Helden, so gehandhabt, daß es neben den Kreaturen des Mythos noch Werwölfe und Vampire gab, die als eigene (mehr oder minder) "kultivierte" Gesellschaften entstanden sind und Ihre eigene Suppe brühten, also ein Dorn im Auge der Menschen, wie auch der Kreaturen des Mythos waren.

Ja, find ich auch gut. Es darf dann halt nicht einfach "gut und böse" geben in so einer Story, sondern eher Grautöne, oder besser gesagt, "Abstufungen von Dunkel". Einmal den Kult oder die Mythos-Fraktion, von der die SCs Teil geworden sind, und dann deren Konkurrenten und scheinbaren "Alliierten": Kulte, die sich anderen Großen Alten verpflichtet haben, Kulte, die dieselbe Kultdoktrin anders auslegen. Fraktionen von Regierungsagenten oder Mythoskundlern, die sonst die "Guten" sind.. Dann kann man mal aus Sicht der Kultisten die Schnüffler bekämpfen..!

Curwen

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #8 am: 4.02.2014 | 15:05 »
Bei uns hatte mal ziemlich früh in der ganz normalen Kampagne der Charakter eines Mitspielers "Rufe Feuervampir" aus einem alten Buch gelernt. Und da der Zweck bekanntlich die Mittel rechtfertig haben wir da auch fleissig Gebrauch davon gemacht, z.B. um dunkle Kulte und von Fischmensch-Hybriden besiedelte Küstendörfer auszurotten. Von Außen betrachtet waren wir wohl von durchgeknallten Kultisten nicht zu unterscheiden, auch wenn unsere Charaktere der Ansicht waren, mit ihren Vorgehen die Welt zu retten - was stimmen mag oder auch nicht.

Die Kampagne endete dann übrigens mit einem "Rufe Yog-Sototh", was uns in dem Moment auch wie eine wahnsinnig gute Idee vorkam (echt jetzt, kein Witz).

Das hier geht auch so in die Richtung, wie ich es machen würde. Stelle mir auch öfters mal die Frage, ob so mancher Kultist nicht auch mal mit ehrenwertesten und lauteren Absichten begonnen hat Magie zu wirken oder sich, um schlimmeres Übel abzuwenden, einer Gottheit verschrieben hat. Wenn ein Ermittler ein Mythoswerk liest und die darin enthaltenen Zauber anwendet, um eine grauenhafte Gottheit daran zu hindern sich in dieser Welt zu manifestieren, so ist das eigentlich erstmal das Tagesgeschäft dieses Ermittlers. Angenommen ein unwissender, vorurteilsfreudiger Naivling sieht ihn dabei und hält ihn für den bösen Ritualmörder. Wozu wäre der Ermittler dann möglicherweise gezwungen um sich selbst zu erhalten und noch tausende Menschenleben retten zu können? Angenommen er hat genügend magische Mittel um sich nicht-nachweisbar aus der Affaire zu ziehen, es wäre ein glorreicher Beginn seiner Kultistenkarriere, wenn hier "Kultist" überhaupt schon passt. Eine Gruppe von magisch versierten Charakteren darf sich auch gerne einem ignoranten, gesellschaftlichen Umfeld gegenübergestellt sehen, das alles zunichte machen will, was die Charaktere eigentlich zum Wohl der Menschheit tun.

Es kommt für mich immer auf die Motive an. Es kann Spaß machen, den Charakter langsam aber sicher zu korrumpieren - mit den besten Absichten. Es kommt halt wirklich darauf an, ob man den Stil mag oder nicht. Ich finde diese Ausflüge in den Mythos sehr reizvoll. Wieviel Menschlichkeit bleibt nachher noch übrig? Zu was ist man Willens und in der Lage, wenn man nur noch teilweise menschlich ist? Mir gefallen diese Gedankenspiele. Würde ich gerne mal ausprobieren.

Offline andrewj

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #9 am: 4.02.2014 | 17:30 »

Ja, find ich auch gut. Es darf dann halt nicht einfach "gut und böse" geben in so einer Story, sondern eher Grautöne, oder besser gesagt, "Abstufungen von Dunkel". Einmal den Kult oder die Mythos-Fraktion, von der die SCs Teil geworden sind, und dann deren Konkurrenten und scheinbaren "Alliierten": Kulte, die sich anderen Großen Alten verpflichtet haben, Kulte, die dieselbe Kultdoktrin anders auslegen. Fraktionen von Regierungsagenten oder Mythoskundlern, die sonst die "Guten" sind.. Dann kann man mal aus Sicht der Kultisten die Schnüffler bekämpfen..!

Ja genau! Das gibt dem ganzen auch in meinen Augen viel mehr Würze.

Ich finde auch, dass das ergänzen von Flattermännern, Werwölfen aber auch Eigenkreationen von Dienerrassen etc. die Spannung super steigern kann. Gerade erfahrene Spieler sind ja selbst oft sehr belesen und ahnen manchmal schnell was kommt, aber was sie nicht kennen ist eben das was verwirrt oder das beklemmende Sahnehäubchen darstellen kann.

Offline andrewj

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #10 am: 4.02.2014 | 17:34 »
@Curven: Sehe ich auch so. Und am Ende hat Lovecraft ja auch nur Vorlagen in Sachen Geschichten (= mögliche Szenarien) und Kreaturen geliefert.

Es ist ja geradezu die Pflicht des SLs das vorhandene Kreativ zu nutzen und sich nicht davon beengen zu lassen.

Eulenspiegel

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #11 am: 4.02.2014 | 18:00 »
Also für ein einziges Abenteuer, oder eine Kurzkampagne kann ich mr diese Idee echt witzig vorstellen. Ich denke, aber das gerade der schleichende Wahnsinn die typische Cthulhuatmosphäre ausmacht. Die würde ja komplett fehlen, bei dieser Variante.
Ich denke, gerade bei Kultisten macht sich der schleichende Wahnsinn hervorragend bemerkbar.

Viele Kultisten sind für die normale Bevölkerung ja auch gar nicht als Kultisten zu erkennen. Sie haben einen ganz normalen Job, haben Familie mit Kindern... und am Wochenende treffen sie sich mit ihren Mit-Kultisten.

Zitat
Ein interessanter Ansatz wäre dann vielleicht, wenn es eine dritte Front gibt, die sich noch einmischt.
Gibt es ja quasi. Die großen Alten bekämpfen sich ja untereinander. Und neben den großen Alten gibt es dann noch die äußeren Götter, die ebenfalls die großen Alten bekämpfen.

Und dann gibt es noch "ganz normale" Aliens wie die Mi-Go, die weder große Alte noch äußere Götter sind.

Offline Schalter

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #12 am: 4.02.2014 | 18:27 »
Es kommt für mich immer auf die Motive an. Es kann Spaß machen, den Charakter langsam aber sicher zu korrumpieren - mit den besten Absichten. Es kommt halt wirklich darauf an, ob man den Stil mag oder nicht. Ich finde diese Ausflüge in den Mythos sehr reizvoll. Wieviel Menschlichkeit bleibt nachher noch übrig? Zu was ist man Willens und in der Lage, wenn man nur noch teilweise menschlich ist? Mir gefallen diese Gedankenspiele. Würde ich gerne mal ausprobieren.

Und sooo sehr unterscheiden sich die meisten Ermittler doch eh nicht von den Kultangehörigen, indem sie mitunter
- wie besessen Mythos-Texte an sich bringen und in denen lesen wollen
- dann auch eventuell erschreckend viel mehr über die Großen Alten wissen als andere Menschen
- sich vom Abstieg in den Wahnsinn nicht abbringen lassen von ihrer Suche

Und dann ist da natürlich noch die Sache mit den Zaubersprüchen, "Yog-Sototh rufen" und so weiter, sehr verdächtig, sehr verdächtig..
Nur dass sie halt immer noch andere Ziele haben als Diener der Großen Alten. Und in einer Kultisten-Story wäre das dann nur gesteigert. Dadurch natürlich auch ein bißchen inflationär, weil wahrscheinlich einfach mehr Mythos-Begriffe verwendet werden von den SCs und halt eben auch in ihrer Denke. Die Hauptaufgabe ist es dann, sich das letzte bisschen Menschlichkeit zu bewahren. Womöglich nehmen die Kultisten aber auch die Kräfte, denen ihr spezieller Kult dient, als "eigentlich gar nicht böse" wahr, oder als "notwendiges Übel".

Offline Schalter

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #13 am: 4.02.2014 | 18:32 »
Die großen Alten bekämpfen sich ja untereinander. Und neben den großen Alten gibt es dann noch die äußeren Götter, die ebenfalls die großen Alten bekämpfen.
Und dann gibt es noch "ganz normale" Aliens wie die Mi-Go, die weder große Alte noch äußere Götter sind.

Und da würde ich auch ansetzen bei so einem Szenario: Die SCs verteidigen die "Ideale" und Ansichten ihres speziellen Kultes gegen andere. Wenn die SCs also beispielsweise Schergen der Mi-Go sind, sind sie womöglich lose alliiert mit einem Nyarlathotep-Kult, aber arbeiten verzweifelt daran, die Diener des Gelben Mönchs in derselben Region auszumerzen. Bis ihnen der Nyarlathotep-Kult kurz darauf natürlich auch in den Rücken fällt, die Kultführung dann aber ersetzt wird, alles auf einen wahnsinnigen Emporkömmling schiebt, der nun aus dem Bild entfernt worden sei, und den ursprünglichen Status Quo – angekratzt – wieder herstellt.
Das spielt sich wahrscheinlich ein stückweit wie World of Darkness, weil die SCs eben "Insider" sind in der Welt des Okkulten, und es stärker darum geht, wie der Untergrund-Kampf unter "magischen" Fraktionen sich abspielt..

Eulenspiegel

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #14 am: 4.02.2014 | 18:33 »
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« Letzte Änderung: 4.02.2014 | 18:35 von Eulenspiegel »

Offline GustavGuns

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #15 am: 4.02.2014 | 18:41 »
Kultisten bekommen bei 'thulhu ja eh meist die Pulp-Behandlung.

Viel spannender wäre es, diese ganze Geschichte als Sekte aufzuziehen, wie ein religiöser Kult, oder die Freimaurer. Eine Organisation in der man durch die Ränge aufsteigt, und von Lüge zu Lüge immer weiter an den Kern gelangt. Vielleicht glaubt die erste Ebene, es ginge um Philosophie, die zweite erfährt dann, es ginge darum, diese Mythoswesen zu bekämpfen, die dritte glaubt, es ginge um den Aufbau von Macht durch Wissen und die Erleuchtung der Menschheit, und so weiter.

Zudem bekommt man dann eine schöne Dynamik, in der der wahre Wahnsinn und die wahre Paranoia daraus erwachsen, dass man vielleicht morgen Leute auf den Tod bekämpfen muss, die man heute noch für die besten Freunde, weisesten Mentoren und wichtigsten Verbündeten hält.
Peng! Du bist tot!

Offline Schalter

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #16 am: 4.02.2014 | 18:51 »
Viel spannender wäre es, diese ganze Geschichte als Sekte aufzuziehen, wie ein religiöser Kult, oder die Freimaurer. Eine Organisation in der man durch die Ränge aufsteigt, und von Lüge zu Lüge immer weiter an den Kern gelangt. Vielleicht glaubt die erste Ebene, es ginge um Philosophie, die zweite erfährt dann, es ginge darum, diese Mythoswesen zu bekämpfen, die dritte glaubt, es ginge um den Aufbau von Macht durch Wissen und die Erleuchtung der Menschheit, und so weiter.

Zudem bekommt man dann eine schöne Dynamik, in der der wahre Wahnsinn und die wahre Paranoia daraus erwachsen, dass man vielleicht morgen Leute auf den Tod bekämpfen muss, die man heute noch für die besten Freunde, weisesten Mentoren und wichtigsten Verbündeten hält.

Genau. Wenn man denn an diesem Punkt überhaupt noch aussteigen will! Vielleicht ist der Gruppe erfolgreich suggeriert worden, dass man die Großen Alten nicht bekämpfen kann, bzw. es sowieso nicht der richtige Weg ist. Womöglich kann man als SL der Gruppe dabei dann die Wahl lassen, ob sie versuchen wollen, die Biege zu machen oder ihre Karriere innerhalb der Geheimgesellschaft weiterführen. Leicht wird das Aussteigen natürlich nicht.

Offline GustavGuns

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #17 am: 4.02.2014 | 19:09 »
Ein klassisches Beispiel dafür, wie so etwas aussehen kann, hat man ja zum Beispiel bei Akte X - die höchste Ebene der Verschwörung hat Verträge mit den Mi-Go Greys geschlossen, um bevorzugte Plätze innerhalb der neuen Mensch.Alien-Hybrid-Sklavenbevölkerung zu bekommen. Natürlich kann es immer noch Rebellen innerhalb der Verschwörung geben, mit denen sich die Charaktere dann vielleicht lieber einlassen, um die Verschwörung zu stoppen...eine Menge Möglichkeiten.
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Curwen

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #18 am: 4.02.2014 | 19:18 »
Eine andere, etwas weniger anrüchige Möglichkeit wäre noch ein Kult um eine der freundlicheren Gottheiten. Wenn man zum Beispiel eine Ägyptologin spielten würde, die auf verschlungenen Pfaden in die Traumlande gerät. Hier könnte sie sich einem Bastetkult annähern, bevor sie ihr Wissen in die wache Welt mit sich nimmt. Dank der Fülle an mythologischen Vorbildern ist der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Pyromancer

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #19 am: 4.02.2014 | 19:34 »
Die Kultisten haben keine Ahnung. Echt jetzt. Die sagen nicht: "Huhu, wir sind die Jünger von Cthuga, der allesreinigenden Flamme, mit unserer Hilfe reinigt sie die Welt vom Bösen (oder von ALLEM, da ist sich der Übersetzer nicht sicher). Das Nebenan sind die Anhänger von Shub-Niggurath, der schwarzen Ziege mit den tausend Jungen, die sind eigentlich ganz lieb, nur dass sie uns immer unsere Mythostexte und die Opferjungfrauen klauen wollen. Und da hinten sind die, die Cthulhus Ruf gehört haben, die wollen den Alten wecken, das wäre blöd, der würde alles kaputt machen, denen hetzen wir lieber die Hunde von Tindalos auf den Leib, bevor sie Erfolg haben und die Sterne richtig stehen."
Nö, so nicht.
Der Kult hat keine Ahnung. Der Oberguru hat irgendwo in einem alten Buch oder beim heimlichen Beobachten eines degenerierten Stammes polynesischer Waldmenschen ein FRAGMENT aufgeschnappt, ein Ritual, und ein paar Brocken unverständliches Gebrabbel, aber Gebrabbel und Ritual mit MACHT.

Das reicht. Ein Popelzauber, meinetwegen "Das Lied der Tiefe" (beim Spielen eines bestimmten Liedes auf einer rituell geschnitzten Knochenpfeife füllt sich die Lunge eines Opfers mit Wasser und es ertrinkt). Ein bisschen mystisches Brimborium, das sich der Oberguru zum Großteil aus den Fingern gesaugt hat. Aber die Möglichkeit, missliebige Leute umzubringen, ohne, dass man dafür belangt werden kann. Die Macht über Leben und Tod. Man könnte Diktatoren töten, Feinde des Volkes, politische Gegner, Nebenbuhler, den Typen mit dem dicken Benz, der einem den Parkplatz weggeschnappt und dabei so frech gelacht hat.

Was TUN die Spielercharaktere mit dieser Macht?

So würde ich zumindest das aufziehen.  ;)

Offline Der Räuber Plotzenhotz

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #20 am: 4.02.2014 | 20:04 »
Der Kult hat keine Ahnung. Der Oberguru hat irgendwo in einem alten Buch oder beim heimlichen Beobachten eines degenerierten Stammes polynesischer Waldmenschen ein FRAGMENT aufgeschnappt, ein Ritual, und ein paar Brocken unverständliches Gebrabbel, aber Gebrabbel und Ritual mit MACHT.

Ja, so würden wohl die meisten Kulte funktionieren und so könnte man auch die Spieler zu Kultisten machen. Aber natürlich gibt es auch bei Cthulhu (in ganz offiziellen Kampagnen) die Oberkultisten, die dann 2.000 Jahre alt sind, zig Magic Points haben und z.B. schon ewig persönlicher Lakai des Schwarzen Pharaos sind ... Und die blicken auch durch -- und sie benutzen die anderen, von dir beschriebenen "niederen" Kultisten dann gerne als Kanonenfutter für ihre eigenen Ränkespiele.

So etwas sollten die SC halt nicht werden, sonst ist das Balancing ganz schnell im Eimer. Und da stellt sich für mich ein regeltechnisches Problem: Wenn ich einmal erlaube, einen Char mit Stabi 0 weiterzuspielen, wo ist dann die Grenze? Wenn der Char eh schon verrückt ist, dann schreckt ihn ja kein Stabilitätsverlust mehr. Die Original-Cthulhu-Regeln können ein solches Setting imho nur schwer abbilden. Der Cthulhu-Mythos gibt eine solche Spielweise gut her, aber die CoC-Regeln halt eher nicht. Just my 2 Cents.

EDIT: Tippfehler beseitigt
« Letzte Änderung: 4.02.2014 | 20:06 von Der Räuber Plotzenhotz »

Pyromancer

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #21 am: 4.02.2014 | 20:18 »
Und da stellt sich für mich ein regeltechnisches Problem: Wenn ich einmal erlaube, einen Char mit Stabi 0 weiterzuspielen, wo ist dann die Grenze? Wenn der Char eh schon verrückt ist, dann schreckt ihn ja kein Stabilitätsverlust mehr. Die Original-Cthulhu-Regeln können ein solches Setting imho nur schwer abbilden. Der Cthulhu-Mythos gibt eine solche Spielweise gut her, aber die CoC-Regeln halt eher nicht.

Dann schreckt ihn halt kein Stabi-Wurf mehr. Wer gesehen hat, was dieser Charakter gesehen hat, wer getan hat, was dieser Charakter getan hat, der ist durch NICHTS mehr zu erschrecken, dem entlockt noch nicht mal Cthulhus eigenes Angesicht mehr als ein verrücktes Kichern.

Ich würde das Überschreiten der Stabi-0-Grenze in Kultisten-Kampagnen aber trotzdem bedeutsam machen. Vorher kann der Charakter noch - wenn auch mit Müh und Not - in der normalen, menschlichen Gesellschaft funktionieren. Bei Stabi-0 geht nichts mehr, er ist OFFENSICHTLICH verrückt, seine Angehörigen werden versuchen, ihn zu entmündigen und in ein Heim zu stecken, wenn er auf der Straße gesehen wird, dann wird man versuchen, ihn zur Polizei zu bringne etc., daher muss er sich verstecken und kann nur noch nachts und heimlich raus und auch nur noch in Kultistenzirkeln verkehren. Die Spieler hätten also ein Interesse daran, über der Stabi-0-Grenze zu bleiben (meistens will man mit der Macht ja auch etwas anfangen, ja?), wenn sie aber erst mal drunter sind gibt es kein Halten mehr. Ist der Ruf erst ruiniert etc... Das passt doch alles sehr gut, finde ich. Spätestens dann geht auch der Machtkampf innerhalb des Kultes richtig los, weil die noch halbwegs normalen Kultmitglieder evtl. kein gesteigertes Interesse daran haben, dass ein OFFENSICHTLICH durchgeknallter und obendrein jetzt auch noch mehr enthemmter Mit-Kultist Aufmerksamkeit auf den Kult zieht.

Offline GustavGuns

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #22 am: 4.02.2014 | 20:23 »
Das Stabilitäts-System ist halt das pulpige an Cthulhu - es sagt ganz klar an, dass dieses und jenes Wissen dich nicht nur anders macht, sondern auch böse und unspielbar. Das ist ein Aspekt von COC, der halt solche Kultisten-Nummern eigentlich verbietet, das sind halt die Bösen. Denn du begegnest in Abenteuern ja durchaus Leuten, die ihre Null-Stabi irgendwie verbergen können. Es ist eigentlich nicht so, dass man dir das dann an der Nase ansieht. Es ist von den Regeln her einfach nur, dass man dann objektiv böse ist.
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Curwen

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #23 am: 4.02.2014 | 20:38 »
Wenn der Char eh schon verrückt ist, dann schreckt ihn ja kein Stabilitätsverlust mehr. Die Original-Cthulhu-Regeln können ein solches Setting imho nur schwer abbilden. Der Cthulhu-Mythos gibt eine solche Spielweise gut her, aber die CoC-Regeln halt eher nicht.

Die Stabilität-0-Grenze ist ja dazu gedacht, das Spiel verständlich zu halten und ihm einen Rahmen zu geben. Wenn die die Spieler wirklich schon an diesem Punkt angelangt sind, dann muss die Runde einfach schon großartig funktioniert haben. In diesem Falle würde ich auf kein Gut-Böse mehr pochen wollen, wenn die Spieler die Grautöne doch gerade so wunderbar beherrschen.

Eine andere Frage wäre noch, ob ein Stabi-Wurf abschrecken muss.

Eulenspiegel

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Re: Wer hat Erfahrung als Kultist?
« Antwort #24 am: 4.02.2014 | 22:42 »
So etwas sollten die SC halt nicht werden, sonst ist das Balancing ganz schnell im Eimer.
Warum?
Klar, die Spieler sollen nicht als Oberkultisten anfangen. Aber es kann durchaus Spaß machen, dass man als niedriger Kultist anfängt und mit der Zeit in den Rängen immer höher steigt.

Das funktioniert bei WoD und auch bei Unknown Armies hervorragend. Und auch bei Cthulhu sehe ich kein regeltechnsiches oder balancetechnisches Problem darin.