Schlage das Buch auf! Entdecke deine doppelte Seele! Kämpfe für andere! Märchenkrieger, los! Wahrscheinlich habe ich in letzter Zeit zu viele Animes geschaut, aber immerhin ist dabei eine Settingidee herausgekommen, auf die ich Bock hätte. Und die sogar was mit Deutschland zu tun hat... irgendwie...
tl:dr-Fassung: Geschichtenwelt und Menschenwelt vermischen sich im Deutschland des neunzehnten Jahrhunderts, im Auftrag Ludwigs II. sorgen Menschen, die sich in Anime-Superhelden-Märchenfiguren verwandeln können (bzw. zur Hälfte eine solche Figur sind), für Ordnung. Anime-Action, Intrigen, gespaltene Persönlichkeiten und Style over Content.
Hier ist mein erstes Hirngestürme:
Die Welt der Fakten und die Welt der Fiktion waren zwar immer getrennt, aber die Membran zwischen ihnen ist durchlässig. Haben unsere Sagen und Geschichten der Fiktion Form gegeben oder sind Ideen aus der Fiktion in unsere Welt gesickert? Wer weiß. Manchmal war der Austausch aber auch handfester: Monster und Wundertäter sind in unsere Welt gewandert und Menschen in Anderswelten gestolpert.
Aber das ist die Vergangenheit. Als die Menschheit begann, ihre Geschichten aufzuschreiben, ihnen konkretere Form zu geben und sie zu verbreiten, als sie den Buchdruck erfand, bildeten sich mehr und mehr Löcher zwischen den Welten. Mehr und mehr Dinge kamen hindurch, mehr Menschen verschwanden.
Man könnte sagen, dass all die Geschichten immer mehr Druck auf die Membran ausübten, bis ein Werk auftauchte: Die Kinder und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Es war zu viel. Die Membran barst, und zwar in Deutschland. Plötzlich schliefen Riesen im Harz, tauchten Lebkuchenhäuser im Bayerischen Wald auf und pflegten Heinzelmännchen hessische Stuben.
Und es ist noch nicht vorbei. Der Riss wächst. Momentan zieht er sich noch durch Deutschland, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die anderen europäischen Ländern – und dann die ganze Welt – umfasst. Und hat man in letzter Zeit nicht auch ab und zu… literarische Figuren treffen können?
Nicht alles, was durch den Riss kommt, ist gleich. Es gibt
Figuren und
Fragmente.
Figuren sind voll ausgeformte Personen oder Kreaturen – Settingwise sind es Monster zu kloppen oder intelligente Antagonisten. Sie sind die Böse Stiefmutter, die heimlich die Macht in Preußen an sich reißt oder der Riesenwolf, der Kinder von den Straßen stiehlt.
Fragmente sind einfache, halb ausgeformte und wenig intelligente Wesen (Minionhorden) oder Ideen und Themen aus Geschichten, die Menschen beeinflussen können.
Denn beide, Figuren und Fragmente, können sich an Menschen heften. Figuren können einen Menschen „besetzen“ und seine eigene Identität auslöschen oder sich mit ihm symbiotisch verbinden. Sie sind dann ein Teil von ihm und er kann sich an den Kräften der Figur bedienen oder sich in sie verwandeln.
Fragmente können sich ebenfalls an einen Menschen heften. Sie treiben meist einen bestimmten Charakterzug auf die Spitze – ein von einem Fragment infizierter wird vielleicht plötzlich unglaublich jähzornig, spielt ununerbrochen blödsinnige Streiche oder verliebt sich in jede Frau, die er sieht. Auch hier gibt es einige, die Fragmente willkommen heißen – zum Beispiel, weil sie das ständige Verliebtsein oder ein unnatürliches Glücksgefühl für sie eine Art Droge ist.
Jetzt soll das Setting aber kein Urban Horror im neunzehnten Jahrhundert werden – nein, es soll knallig sein. Ich keine unterbutterten Menschen, die ängstlich ihre Türen vor der Hexe verschließen (jedenfalls nicht als SCs
). Ich will Rotkäppchen, die eine verhüllte Jägerin im roten Mantel ist, einen Schattenwolf an der Kette hält und dann hundert Meter in die Luft springt, um vor dem Vollmond mit Wurfmessern die Spiegelbilder der Böse Stiefmutter zerspringen zu lassen, alles unterlegt mit einem ordentlichen J-Pop-Soundtrack.
Deshalb spielen wir um das Jahr 1865 und die SCs Agenten im Auftrag Ludwig II. (weil Märchenkönig und weil man dann eine geheime Basis unter Neuschwanstein haben kann!). Sie gehören zu den Leuten, die freiwillig eine Symbiose mit einer Figur eingehen. Ihre Figur wird stark von den Wünschen, unterdrückten Gefühlen und Bedürfnissen des Menschen geprägt und hat selten noch viel mit dem „Ursprungsmaterial“ zu tun. Denn wir wollen ja ein superpowered Rotkäppchen und kein kleines Mädchen mit einer Flasche Wein.
Die Agenten (die noch einen coolen Namen bekommen) können sich in einer ordentlichen Verwandlungssequenz in ihre Figur verwandeln.
Allerdings ist die Figur nicht nur ein Kampfanzug, sondern eine eigene Person mit Gefühlen und Gedanken, die sich stark von ihrer menschlichen Hälft unterscheiden kann. Klischeehaft gesagt: Der schüchterne Mönch Claudius kann sich in das hedonistische Dornröschen verwandeln (ja, warum sollte es keinen Geschlechtswandel bei der Transformation geben?). Dornröschen wird Dinge tun und wollen, die Claudius nicht – oder nur insgeheim – will.
Noch schlimmer: Beide Seiten beeinflussen sich gegenseitig. Claudius könnte sich dabei ertappen, wie er unwillkürlich mit einer hübschen Kirchgängerin flirtet oder heimlich vom Messwein nascht.
Fate macht es einem da leicht, weil man einfach den Figurenaspekt reizen kann, während der Mensch in, nun, menschlicher Gestalt ist.
Die Charaktere müssen mit ihrer schizophrenen Persönlichkeit umgehen und fragen sich vielleicht auch nach und nach, was eigentlich ihr wahres Ich ist. Daneben müssen sie noch im Auftrag des Königs (der besonders empfindlich für Fragmente und deshalb auch ein wenig… eigen ist) die Menschen vor bösartigen Figuren und Fragmenten schützen (sei es in großen Actionszenen oder weil sie einen Besessenen enthüllen müssen) und sich natürlich mit diversen Fraktionen herumschlagen, die ihren eigenen Modus Operandi für die neue Situation zu finden versuchen (indem sie zum Beispiel die Menschen in eine vorschriftliche Zeit zurückbomben wollen oder die versuchen, die Fiktion per Zwang in eine bestimmte Form zu drücken).
Ach ja, der Titel steht noch nicht fest. Ich wolle aber japanisiertes
Gratuitous German, seid froh, dass mich nicht für meine erste Idee "Märchen Kampf, let's go!" entschieden habe