Das Setting-Balancing des MagiesystemsWho can use the power system?
Jeder, dessen Lebenslicht hell genug brennt (sprich jeder proaktive, kompetente und dramatische Charakter) und der eine entsprechende Ausbildung oder Selbstbildung durchlaufen hat. Wie oben schon erklärt. Dasselbe gilt übrigens in ganz ähnlichem Maße für Ritterbünde und Automantie: Auch da zeigen ein Aspekt und ein Stunt die Zugehörigkeiten an.
How many users are there?
Eine genaue Zahl ist in diesem Stadium noch schwierig... ich würde sagen es ist selten genug um einigermaßen exotisch zu sein. Genien reihen sich ein in die Großen der Musik, Poesie und Philosophie und sind entsprechend selten. Magnetiseure sind noch eine sehr junge Schule und sind damit vom Hauch des Geheimnisvollen umweht. Kabbalisten der „Neuen Kirche“ sind quasi ein Geheimbund im Geheimbund und die (alte) Kirche selbst ist alles andere als duldsam was magisches Wirken angeht (man wird aber nicht gleich verbrannt... die Zeiten sind vorbei). Maleficum ist per se was für die dunkelsten Gestalten, die die Menschheit so zu bieten hat, die treten also nicht offen auf. Und die Schwarzen Jäger sind ja effektiv Spione und Saboteure, also... Wenn's hochkommt würde ich sagen etwa 100 Magiewirker auf 100 000 Einwohner – in den Städten werden eher Magnetismus und Automantie praktiziert, auf dem Land sind die religiös gefärbten Magien wie Maleficum und Kabbala verbreiteter. Aber so pauschalisieren kann man das auch nicht.
How proficient/potent are they?
Mit dieser Frage steht und fällt mein Magiesystem. Im Grunde will ich den Magiern schon was geben, was wirklich kracht, also was ihnen Dinge erlaubt, die das Setting stark beeinflussen können. Andererseits sollen nicht-magische Charaktere nicht hintanstehen. Ich hatte eigentlich den Plan, dass Magie zwar allgegenwärtig ist, aber nicht eben ganze Stadtviertel einäschert. Sie findet in einem, ich sage mal,
intimeren Rahmen statt: Kabbalisten zum Beispiel sind zu Alchemie und Schutzzaubern in der Lage, die bis zur Erschaffung von Golems geht, die ihnen beistehen. Magnetiseure können die animagnetischen Ströme eines Wesens lenken und so Gedanken lesen und kontrollieren, das Unsichtbare spüren und sogar heilen. Die Mitglieder der schwarzen Jäger sind in der Lage, sich nahezu unsichtbar zu machen und mindere Gestaltwandlerkräfte anzuwenden. Außerdem können sie ihren Schatten manifest werden lassen und ihm Kommandos geben. Zauberer des Maleficum (= Malfaktoren, oder anders gesagt: Hexen und Teufelsanbeter; immer forceful, nie careful) sind unsere Schadenszauberer, die Flüche aussprechen und Tod und Krankheit zaubern. Hier fehlen mir noch Details, aber sie sollen den Kabbalisten entgegenstehen... zuerst dachte ich an sowas wie Feuerbälle für sie, aber das fühlt sich nicht richtig an, für mein Setting. Genien sind irgendwo am Schwersten. Abgesehen davon, dass sie übernatürlich gut in ihrer „Kunst“ sind, sind sie einfach in der Lage, die Geschichten der Welt zu lenken. Sie erzählen der Welt quasi Gute-Nacht-Geschichten und die beeinflussen ihre Träume – sprich, sie erschaffen Aspekte oder ihnen fällt es leichter, zusätzliche Aspekte zu schaffen, sie haben zusätzliche Aktivierungen, etc. Da bin ich noch sehr sehr unsicher, denn laut Fate-Designregeln ist die Fate-Punkt- und Aspekt-Mechanik ja sakrosankt.
Zum Setting: Magier können sehr mächtig sein, werden aber natürlich durch ihren Schatten beschränkt. Wer seine Magie allzu oft einsetzt, läuft Gefahr, dass der Schatten ihn übernimmt oder ersetzt. Während es mächtige Zurschaustellungen von Magie gibt (Magnetiseure, die sich über Gedankenkontrolle zu Herrschern aufschwingen; der Hexenrat von Halbstadt, etc.; der Rabbi von Bacherach), bewegt sich der typische Magier doch eher auf einem mittleren Level: Er setzt sie ein, um sein Leben einfacher zu machen, oder Dinge zu erreichen, die er sonst nicht könnte, aber es bleibt im privaten Rahmen. Natürlich müsste ich mir auch noch Agendas für die magischen Geheimbünde ausdenken, aber ich denke, auch bei denen wird es eher auf eine Philosophie hinauslaufen als wirkliche Ziele: Na gut, die Schwarze Schar sieht sich als Feind Napoleons, die Neue Kirche verfolgt Glaubensinhalte und der Orden der Harmonie... na gut, da habe ich noch nichts. Die Malfaktoren wollen übrigens ewige Nacht bringen und arbeiten für ein Wesen, das stark in Richtung Mephistopheles geht – quasi für den „Schatten Gottes“.
Bei alledem darf ich es natürlich nicht ausufern lassen mit der Magietheorie. Alles soll prinzipiell gleich funktionieren, um dem Kern von Fate treu zu bleiben. Im Grunde ist das Fiat und der Anstrich ein anderer. Mechanisch soll alles auf die gleiche Weise funktionieren. Automantie, die ich eigentlich analog zu den anderen Magien funktionieren lassen wollte (ist ja im Prinzip auch eine Magie), wird vielleicht doch mehr in die wissenschaftliche Richtung tendieren. Hier gibt’s eigene Regeln... wobei ich nicht will, dass die großartig von den anderen Magieregeln abweichen. Oder zumindest nicht so stark, dass es wirklich kompliziert wird.
How does power impact the role of people who wield it?
Da Magie am Besten nachts oder abends anzuwenden ist, ist die erste Veränderung, die Magiewirker in ihrem Wesen erfahren, die, das sie einfach öfter Nachts unterwegs sind. Da sie nachts unterwegs sind, lernen sie die dunklen Seiten der Weltseele eher kennen und verstehen als reine Tagmenschen. Sie gewöhnen sich an die Mysterien und die Gesellschaft, mit denen sie sich nachts umgeben. Doch Magiewirker sind nicht nur physisch in der Nacht aktiver: Sie öffnen sich auch spirituell der Nachtseite mehr. Magie funktioniert nur, wenn die Stärke des Schattens zunimmt und alle Magie geschieht durch den Schatten, der die Umwelt beeinflusst. Dadurch, dass sie sich ihrem Schatten öffnen, erhält selbiger auch Macht über sie. Selbst der Tagseite zugeneigte Magien wie Kabbalisten oder Genien ziehen Kraft oder Inspiration aus dem Schatten. Im Übrigen tendieren Magier dazu, ihre Geheimnisse eifersüchtig zu hüten und sich eher selten als Magier zu erkennen zu geben (obwohl Drohungen wie „Warte bis zur Nacht!“ ihnen immer mal wieder von den Lippen kommen) – sie wären keine Geheimbünde würden sie sich nicht auf Geheimnistuerei verstehen. Außerdem haben bestimmte Magieschulen wie etwa Maleficum und Kabbala durchaus Rivalitäten miteinander und wollen den anderen keinen Vorteil zugestehen.
What are common results of the power in the setting
Je nach Magieart sind die Resultate unterschiedlich. Praktizierer der Kabbala lassen mitunter niedere Arbeiten oder Botengänge von ihren Golems erledigen oder werden von abergläubischem Volk auch schon mal gebeten, Alchemika, Horoskope oder Schutzzauber für sie anzufertigen. Diese Dinge funktionieren in der Regel auch, fallen aber in den Rahmen des Obskuren und werden daher von so manchem auch offen abgelehnt. Magnetiseure sind eine recht junge Erscheinung, weswegen es von vielen Seiten Zweifel an ihren Kräften gibt. Nicht wenige von ihnen verdingen sich als fahrende „Wunderheiler“, Varieté-Künstler oder Seelsorger – durchaus mit einem egoistischen Einschlag. Kleinere, aus Eigennutz getätigte Hypnose und Gedankensicht ist daher keine Seltenheit, ebenso magnetische Heilung gegen Obolus. Gerade in der Disziplin der Magnetiseure gibt es im Übrigen viele Scharlatane, die nur vorgeben, diese Künste zu beherrschen, um sich Ruhm und Reichtum zu sichern. Das Wirken von Genien ist sicherlich das allgemein akzeptierteste – wohl deshalb, weil Genien erstens eher selten sind und sich zweitens selbst nicht als Magier bezeichnen würden. Im Handwerk, in der Poesie, der Musik, der Malerei, aber auch der Schwertkunst und Philosophie führen sie das Feld an. Ihre Magie zeigt sich darin, dass sie die Emotionen von Menschen bewegen und die Realität selbst mit ihrer Kunst verändern. Diese Effekte sind meist subtil und gehen selten über seltsame Zufälle hinaus. Auch wenn die meisten Genien eine ausgezeichnete Reputation genießen und viele Anhänger haben, ist das verkannte Genie auch keine Seltenheit – manche sind ihrer Zeit einfach voraus. Malfaktoren (also Hexen und Schwarzkünstler) befleißen sich der wohl auffälligsten Magie: Dort, wo Leute unter seltsamen Flüchen oder Verzauberungen leiden und sich die Dinge selbst gegen sie wenden, sind Malfaktoren am Werk. Und natürlich auch dort, wo offensichtlich dämonisches Wirken umgeht. Die Mitglieder der Schwarzen Jäger schließlich nutzen ihre Magie, um sich im Schatten zu verbergen oder ihren Schatten zu manipulieren und damit ihre eigene Gestalt zu verändern. Dies hilft ihnen bei der Infiltration und Sabotage von Napoleons immer weiter vorrückenden Truppen.
Natürlich hat auch der Schatten etwas von solchen kleineren Zurschaustellungen von Magie. Er kann für ein wenig Unordnung im Umfeld des Charakters stiften, indem er Lichtquellen abdunkelt, einen einzelnen Satz mit der Stimme des Charakters spricht, Schatten in der Umgebung des Charakters plötzlich manifest werden lässt und den Charakter so behindert, dem Charakter Eingebungen und Traumbilder schickt, etc. Nichts Großes, nichts direkt Gefährliches... aber dennoch sind die Dinge, die der Schatten tut auf einer persönlichen Ebene störend.
What are large-scale results of the power in the setting?
Größere Zurschaustellungen von Magie sind meist an das Wirken bestimmter Personen gebunden und wo mehrere mächtige Zauberer zusammenarbeiten, können die Effekte von Magie beachtlich sein, wie Halbstadt am Teufelsstein zeigt, eine Stadt, die buchstäblich zur Hälfte im Erdboden versank und nun relativ offen von einer Gruppe Malfaktoren beherrscht wird. Auch hört man immer wieder von dem Rabbiner NAME, ein Meister der Golemerschaffung, der gar in der Lage sein soll, menschenähnliche Wesen aus Ton nachzubilden. Kaiser Franz II. von Österreich selbst ist einer Gruppe Magier zum Opfer gefallen, Magnetiseuren, die um ihn herum seit zwei Jahren erfolgreich die Illusion aufrecht erhalten, Bonapparate sei bereits besiegt und er sei der rechtmäßige Herrscher über ein Reich von der Donau bis an die Seine, wodurch sie Österreich effektiv aus weiteren Kampfhandlungen heraushalten. Auch wird von Werken berichtet, von Genien verfasst, die die Realität verändern, wenn man bei Nacht aus ihnen liest – das bekannteste ist wohl Novalis' Heinrich von Offerdingen, ein Werk, dem Macht über die Nachtlande selbst zugeschrieben wird.
Wo Magie im großen Stil angewendet wird, kann sich auch der Schatten freier entfalten. Magier, die ihre Grenzen ausreizen oder überschreiten, könnten bald feststellen, dass sie von Alpträumen geplagt werden, ihr Schatten sie blendet oder aktiv behindert oder ähnliches. Der Schatten ruft dann auch durchaus Nachtgestalten herbei, um den Magier zu peinigen oder tritt gar als dessen Doppelgänger auf, der anderorten Chaos anrichtet und dann den Charakter als Sündenbock dastehen lässt. Es sollen auch schon Magier wahnsinnig geworden sein: Wie von einem unüberwindlichen Drang beseelt immer tiefer und tiefer in die Nachtlande vorzudringen, die Sonne zu meiden und sich aus der Gesellschaft in immer gefährlichere Phantastereien zurückzuziehen. Dies ist die gefürchtete Mondsucht, deren einzige Heilung eine Konfrontation mit dem eigenen Schatten darstellt: Der Kranke muss sich buchstäblich selbst töten.
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Soweit meine Gedanken zu meinem Magiesystem. Könnte ein ziemlicher Brocken werden, aber das war vielleicht auch irgendwo der komplexeste Teil des Settings. Was mir beim Aufschreiben meiner letzten Ideen allerdings schmerzlich bewusst geworden ist, ist dass es die klare Trennung Klassik/Romantik verwässert und
Nachtwächter und
Nachtwanderer bislang nirgendwo Erwähnung oder auch nur eine Nische finden. Und das war ja eigentlich mein Aufhänger. Hmmm, mal schauen, was noch daraus wird.