Sehr angetan bin ich erstmal von deiner Schreibe. =) Könnte ich problemlos viel von in einem Rutsch lesen, das ist schon mal sehr cool, gerade für Rollenspieltexte.
Inhaltlich zeichnest du ein sehr klares Bild; man weiß jetzt definitiv, wie die Alamannen so funktionieren, zumindest oberflächlich. Was mir ebenfalls sehr gut gefällt, sind diese seichten Details, die römischen Tücher etc. Allerdings kommt mir die einzelne Seite fast schon ein bisschen ausschweifend vor, dafür dass sie relativ wenige Informationen hat. Vielleicht liegt es daran, dass das Volk größtenteils auf Klischees aufbaut, dass so viel gesagt wird, was man eigentlich weiß/erwartet. Ist also eventuell auch eine Frage dessen, was man von so einem Text möchte (wenn ich Sachen wie "Gastfreundschaft" in Rollenspielbeschreibungen lese, muss ich persönlich (!) immer einmal die Augen verdrehen ^^''). Sonst vielleicht noch mal drüber gucken, ob man einzelne Absätze/Sätze streichen bzw. zusammenfassen kann? Mir persönlich fällt gerade der dritte Absatz, noch vor den Teilüberschriften, als etwas gewichtig/tiefgehend ins Auge, auch inhaltlich.
Danke schonmal.
Bei dem Text schwanke ich tatsächlich ein bisschen zwischen zu großer und zu kleiner Detaildichte. Das ganze soll schließlich am Ende ja auch immer genau eine Seite mit etwa der selben Optik füllen.
(also mit "selber Optik" meine ich, dass nicht eine Seite zur Hälfte aus Leerzeilen besteht)
Ja, "Gastfreundschaft" ist wohl etwas abgenutzt. Die Alamannen werden aber auch wohl so ziemlich die einzigen bleiben, bei denen das steht. Insgesamt muss man dann im Kontext betrachten, dass diese Stammes-Beschreibungen erst in der zweiten Hälfte des Buches stehen. Vorher kennen die Leser schon die historische Rahmensituation, sowie das ganze alternate-history-steampunk-philosophie-Setting-Zeug. Außerdem gibt es für die 5 Germanenstämme auch noch eine gemeinsame Germanen-Seite, die mal ein paar allgemeine Dinge erklärt wie z.B. "was bedeutet überhaupt 'übliche germanische Tracht' ".
Insofern:
- Was mir fehlt: Du redest von "Haus und Hof" ... wie sieht das so aus?
Gut, dass du das hervorhebst. Das kommt noch auf die Liste der allgemeinen Germanen-Sachen.
- Das bei der Philosophie klingt fast schon ein bisschen fragwürdig. Oder meinst du damit so richtig hardcore-akademische Philosophie?
Kernthema des Settings ist ja:
Humanistisch-aufgeklärte "Barbaren", die andere Barbaren bei politischen Debatten im Thing und beim Kampf mit Musketen und gegen Steampunk-Römer und Steampunk-Hunnen für ihre Vision einer besseren und gerechteren Welt anführen.
(der Witz des Settings ist u.a. der dicke Kontrast zwischen dem falschen Vorurteil "die dohven Barbaren haben bei der Völkerwanderung die Kultur kaputtgemacht" und einem übersteigerten "hochgebildete Germanen gestalten eine bessere Welt und besiegen das veraltete Rom, das ein menschenfeindliches Relikt der Vergangenheit* ist".)
Mit "Philosphie" meine ich die im Setting vorher schon mehrfach beschriebene neue philosophische alternate-history-Strömung, die von ihren Ideen her den vor allem aus der römischen Opposition und Freimaurerbewegung kommenden Konzepten des Humanismus, Rationalismus und Aufklärung entspricht.
Diese Philosophie hat bei den Alamannen kaum eine Chance. Wenn bei denen plötzlich ein Germane mit einer Toga durch den Wald läuft und Dinge ruft wie "Römer sind genauso wertvolle Menschen wie ihr!", "Befreit euch aus eurer selbstverschuldeten Unmündigkeit!" oder gar "Wotan ist tot!", dann wird er die alamannische Gastfreundschaft wohl weniger gut kennen lernen als ihren Jähzorn.
- Alchemie wirkt gerade etwas out of place bei den "Barbaren", aber ich denke, das liegt am fehlenden Gesamtbild.
Ich hoffe es
.
Zu Philosophie und Dampfwaffen kommt im Setting ja auch noch eine gewisse kulturelle Offenheit. Während real zu dieser Zeit auch schon viele christliche Missionare durch Europa gezogen waren, sind es in Barbaricum meist Philosophen und Wissenschaftler. Die Alamannen haben als naturverbundenster aller Stämme an Alchemie ein andere Herangehensweise, die nicht in Büchern verbreitet wird. Einzelne alamannische Alchemisten, die lesen können reichen bereits aus um sich schriftlich festgehaltenes alchemistisches Wissen anderer Kulturen anzueignen PLUS es mit dem eigenen Monopol-Wissen zu kombinieren.
Daraus entwickelt sich dann eine relativ eigene Richtung der Alchemie, die zwar nur wenige Vertreter hat, aber eben sehr gut ist.
Sie verbinden eben Dinge wie "Alkohol im Reagenzglas brennen" mit z.B. ihrem Wissen über Kräuter und sind gerade im Bereich Medikamente und Gifte relativ führend... ist ja auch wichtig, wenn man ständig im Krieg ist.
*"Rom ist ein menschenfeindliches Relikt der Vergangenheit." ist übrigens ein Zitat aus dem Philosophie-Abschnitt der Franken.