Hier geht es zum einen um die Grundstimmung und den Hang zu Realismus der Welten und Abenteuer. Meine These wäre ja, dass - jenseits von DSA-Prädikat - hierzulande etwas, was man als "phantastischen Realismus" bezeichnen könnte viel prägender in die Welten und Systeme einfließt, als jenseits der Meere, dass Märchen, Sagen und Legenden einen deutlich stärkerern Einfluss genießen und vom klassischen Sword&Sorcery ausgehend eben eine andere, näher an die tatsächliche Realität geknüpfte Form von Fantasyrollenspielen entstanden sind, die sich in ihrer Beliebtheit eben auch eher mit dem gewünschten Weltbild der mitteleuropäischen Spieler decken, als dies die angelsächsischen können.
Meinungen?
Ich würde ja sagen, das liegt zum einen daran, dass im angelsächsischen Raum schon früh die "Grenzen" recht weit gesteckt waren und sich das z.T. noch immer in den Vorstellungen der Leute und der Rollenspieler wiederspiegelt. Wenn man erst mal 50 km fährt, bis man die nächste Ortschaft erreicht oder 20 km bis zum nächsten Nachbarn fährt (Amiland, Australien) oder weiß, dass einem vor Hundert Jahren noch quasi die halbe Welt gehört hat (British Empire), färbt das ev. auch etwas auf die Denkwelt ab, der Horizont ist einfach weiter.
Was die Sagen und Legenden angeht, da habe ich den Eindruck, dass wir denken, außer unseren Legenden und Sagen gäbe es keine anderen. Ich meine durchaus in Angelsächsischen Sagen auch Lehnstücke aus irdischen Sagen zu erkennen (nicht immer und überall), die aber einfach nicht zu unserem Mitteleuropäischen Kulturgut gehören. Das fängt schon bei den Sidhe an (wer weiß auf Anhieb, wie man die richtig ausspricht), geht über Manitus und indische Sagengestalten weiter.
Sind wir da nicht selbst auch ein wenig Betriebsblind?
Oder anders rum: Die USA hatten noch nicht die selbe Möglichkeit wie wir, eigene Sagen zu entwickeln, wieso sollte da der Mann mit der Hakenhand oder Kane - wenn auch beide keine Hundert Jahre alt, nicht als klassische amerikanische Sagen gelten dürfen?
Ich denke vielmehr, dass es der beschränkte Raum vor der Haustür ist, der zuweilen zu wenig Raum im Kopf lässt. Das zusammen mit der Tatsache, dass man sich für die eigene Geschichte interessiert... und da ist in Europa nunmal Mittelalter cooler als Industrialisierung. Und in Amiland/Australien die Entdeckung der Welt interessanter?