Autor Thema: Prometheus schreibt über Auflagezahlen ;)  (Gelesen 50178 mal)

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alexandro

  • Gast
Re: Prometheus schreibt über Auflagezahlen ;)
« Antwort #325 am: 19.09.2016 | 23:54 »
Zitat
Es ist einfach wahnsinnig unrealistisch, für ein umfangreicheres RSP-Projekt einen Profi-Übersetzer zu bekommen, der das Ding komplett durchzieht ...
Als Profi-Übersetzer, der so etwas schonmal macht (nicht zu den von Ulisses genannten Preisen, aber schon deutlich unter dem, was Timber als Mindesthonorar genannt hat), plaudere ich mal aus dem Nähkästchen...

Irgendwie mal nebenher was machen - das habe ich bei einzelnen Kapiteln für 13th Age und Numenera geschafft, die ich jeweils in 2-3 Tagen durchpeitschen konnte.

Ich mache es umgekehrt: ich habe quasi immer mein Notebook dabei, und wenn ich mal 15-20 Minuten nichts zu tun habe (z.B. weil ich in der Straßenbahn sitze), dann übersetze ich schnell 1-2 Seiten eines Rollenspielprojekts. Am Anfang hätte ich es auch nicht gedacht, aber durch diese "Mini-Übersetzungen" kommt mit der Zeit einiges zusammen (OK, die Fehlerquote ist auf diese Weise etwas höher, aber da ich das Ganze sowieso nochmal gegenlese, geht das ziemlich gut). Auch im Urlaub schaffe ich das gelegentlich (besonders wenn ich verreise und daher längere Zeit im Flugzeug/Zug verbringe), ohne dass meine Entspannung darunter leidet.

Zitat
Nach dem jeweils aktuellen bezahlten Auftrag kommt bekanntlich der nächste, und mal drei Monate lang einfach gar kein Geld verdienen, um Symbaroum oder Eclipse Phase oder sonst irgendeinen Schinken zu übersetzen, ist in der Regel nicht drin.


Du wärst überrascht, was in der Übersetzerbranche alles passieren kann.

Ich hatte mich mal für ein umfangreicheres Projekt (Firmengründung im Ausland) verpflichtet und extra ein paar andere Aufträge abgelehnt, um den "workload" für diesen Kunden bewältigen zu können - nur um dann mitgeteilt zu bekommen, dass der Firmenchef ins Koma gefallen war (kein Scheiß: wie sich herausstellte entsprach diese haarsträubende Geschichte tatsächlich den Tatsachen) und sich das gesamte Projekt auf unbestimmte Zeit verzögern würde. Natürlich hatten sich meine anderen Kunden inzwischen schon anderweitig umgesehen (da ich sie ja darüber informiert hatte, dass ich erstmal nur begrenzt zur Verfügung stünde) und es war wirklich schwer, die Auftragsmaschine so schnell wieder zum Laufen zu kriegen (war etwa zwei Monate nur minimal beschäftigt).

In solchen Fällen ist man schon froh, wenn man durch die gelegentliche Übersetzung eines Rollenspielbuchs wenigstens die Miete wieder reinkriegt.  ;)
« Letzte Änderung: 20.09.2016 | 00:00 von alexandro »

Achamanian

  • Gast
Re: Prometheus schreibt über Auflagezahlen ;)
« Antwort #326 am: 20.09.2016 | 07:49 »
Ich hatte mich mal für ein umfangreicheres Projekt (Firmengründung im Ausland) verpflichtet und extra ein paar andere Aufträge abgelehnt, um den "workload" für diesen Kunden bewältigen zu können - nur um dann mitgeteilt zu bekommen, dass der Firmenchef ins Koma gefallen war (kein Scheiß: wie sich herausstellte entsprach diese haarsträubende Geschichte tatsächlich den Tatsachen) und sich das gesamte Projekt auf unbestimmte Zeit verzögern würde. Natürlich hatten sich meine anderen Kunden inzwischen schon anderweitig umgesehen (da ich sie ja darüber informiert hatte, dass ich erstmal nur begrenzt zur Verfügung stünde) und es war wirklich schwer, die Auftragsmaschine so schnell wieder zum Laufen zu kriegen (war etwa zwei Monate nur minimal beschäftigt).

In solchen Fällen ist man schon froh, wenn man durch die gelegentliche Übersetzung eines Rollenspielbuchs wenigstens die Miete wieder reinkriegt.  ;)


Okay, ich bin zugegebenermaßen nur von meinen Erfahrungen als Romanübersetzer ausgegangen - da habe ich 2-3 Verlage, mit denen ich recht fest verbandelt bin, und eigentlich immer für ein Jahr im voraus Aufträge, die auch nicht plötzlich wegbrechen. Aber ich muss die auch alle machen, damit es finanziell halbwegs hinkommt. Dann immer noch in der U-Bahn auf Übersetzungsmodus sein - nee, keinen Bock.
Wenn ich mal versehentlich den neuen Harry Potter übersetze und Hunderttausende in Tantiemen ausgeschüttet kriege, dann übersetze ich aber gern ganz in Ruhe mal 1-2 fette Grundregelwerke  ;)

Offline Timberwere

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Re: Prometheus schreibt über Auflagezahlen ;)
« Antwort #327 am: 20.09.2016 | 12:22 »
U-Bahn: nur ab 15 min aufwärts, wenn der Laptop eh schon hochgefahren ist. Zug zwischen Mannheim und Frankfurt: ja. In der Dreiviertelstunde schaffe ich vielleicht nur ein paar Absätze, aber hey, Kleinvieh macht auch Mist. Und ich bin im Zug eh ständig irgendwas am Tippen. Wenn ich nicht übersetze, dann schreibe ich RPG-Diaries oder sowas. :D

Urlaub: oh ja, auch. Keine "echten"* Aufträge; wenn ich im Urlaub den letzten zahlenstrotzdenden Geschäftsbericht oder eine direkt aus Schwurbelhausen stammende Pressemitteilung machen sollte, würde ich wahnsinnig werden. Aber ich habe schon festgestellt: Übersetzen entspannt. Zumindest, wenn es ein Text ist, der mir am Herzen liegt und der einigermaßen flutscht. Da sitze ich dann abends im Ferienhäuschen bequem auf dem Sofa und tippsele vergnügt vor mich her. Läuft. :)




* ja, ich weiß, wie falsch der Begriff eigentlich ist, natürlich sind auch Rollenspiel-Pro-Bono-Dinger echte Aufträge! Mir fällt nur gerade kein besseres Wort ein. Seht es mir nach.
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

alexandro

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Re: Prometheus schreibt über Auflagezahlen ;)
« Antwort #328 am: 20.09.2016 | 15:42 »
@Timber: ja, etwas wo ich viel recherchieren oder stilsicher formulieren soll würde ich auch nicht unterwegs machen. Da ist der Nachbearbeitungsaufwand dann höher, als die Zeit welche man durch die Mini-Übersetzungen spart.

@Rumpel: Literaturübersetzungen sind auch ein ziemliches Biest. Da muss man schon ziemlich viel machen, um damit überhaupt auf einen grünen Zweig zu kommen.
« Letzte Änderung: 20.09.2016 | 15:48 von alexandro »

Offline TeichDragon

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Re: Prometheus schreibt über Auflagezahlen ;)
« Antwort #329 am: 6.11.2016 | 18:07 »
Ich muss hier Thread-Nekromantie betreiben, weil ich diesen Artikel hier so interessant finde.

E-Books: In der Flatrate-Falle

Wer glaubt, bei den großen Verlagen sehen die Auflagen im "richtigen" Buchmarkt anders aus, hier nennt Nina George auch mal Fakten:

Zitat
Für 90 Prozent aller Autorinnen ist kein Auskommen mit dem literarischen Einkommen möglich, nicht mal jenen, die im Feuilletonteil dieser Zeitung wohlwollend besprochen werden. Die meisten Werke verschwinden nach zwölf Wochen vom "Neuheiten!"-Tisch diskret in den Lagern und verkaufen sich bis zur Verramschung 500- bis 5.000-mal. Dafür fließt ein Umsatz zwischen 250 und 7.000 Euro aufs Konto, [...]
« Letzte Änderung: 6.11.2016 | 20:36 von TeichDragon »

Offline Thot

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Re: Prometheus schreibt über Auflagezahlen ;)
« Antwort #330 am: 6.11.2016 | 18:18 »
"Dafür fließt ein Umsatz zwischen 250 und 7.000 Euro aufs Konto." 

Wow. Dann habe ich mit meinen Ebooks ja schon das untere Ende der Skala deutlich übertroffen. Das hätte ich wirklich nicht gedacht.

Offline D. M_Athair

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Re: Prometheus schreibt über Auflagezahlen ;)
« Antwort #331 am: 6.11.2016 | 20:05 »
... 90.000 Neuerscheinungen in Verlagen und nochmal 100.000 über Selbstverleger.
Das sind die eigentlich erschreckenden Zahlen.

Oder wenn man nur die Verlags-Neuerscheinungen rechnet:
Wenn jeder Einwohner Deutschlands ein neu erscheinenes Buch pro Jahr kauft, dann kommt man hier auf ne Auflage von ca. 900 Exemplaren pro Buch
« Letzte Änderung: 6.11.2016 | 20:17 von Clausustus Doom Occulta »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline vanadium

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Re: Prometheus schreibt über Auflagezahlen ;)
« Antwort #332 am: 6.11.2016 | 20:26 »
"Dafür fließt ein Umsatz zwischen 250 und 7.000 Euro aufs Konto." 
Wow. Dann habe ich mit meinen Ebooks ja schon das untere Ende der Skala deutlich übertroffen. Das hätte ich wirklich nicht gedacht.

OT:
Ich sehe gerade, dass deine Ebooks via Amazon auch über Kindle-Unlimited zu erhalten sind. Was bleibt denn in so einem Fall bei dir hängen bzw. wie rechnet Amazon das ab?
Da werden die ja nicht die üblichen 4,- € an dich weiterreichen...
« Letzte Änderung: 6.11.2016 | 20:33 von vanadium »
"Ohne Heu kann das beste Pferd nicht furzen."

"Meister, was darf’s sein?"
"Ein kleines Omelett, bitte!"
"Mit einem oder zwei Eiern?"
"Mit Zwanzig!"