Da stimme ich dir durchaus zu - und gestehe auch, dass ich z.B. Polaris nicht kenne - aber für mich ist ein "du musst jetzt voll auf Drama machen laut System" eigentlich schon ein Stimmungs-/Drama-Killer.
Drama besteht für mich auch darin, dass man nicht (immer) damit rechnet. Drama auf Teufel komm raus wär nix für mich.
Eigentlich mag ich kein System, dass mir Drama vorschreibt und dann auch noch Vorgaben macht, wie das Drama einzubringen ist. Das ist ja, als würde man vorschreiben, wie ein Plottwist auszusehen hat? (Hoffe ich kann vermitteln, was ich damit meine).
Ich glaube, du solltest wirklich mal Polaris (oder auch Fiasko) ausprobieren. Man stellt sich diese Systeme mit Schwerpunkt darauf, durch die Regeln bestimmte dramatische Entwicklungen herbeizuführen, immer völlig falsch vor, wenn man sie nie probiert hat. Polaris schreibt dir beispielsweise nicht vor, dass du jetzt voll auf Drama machen muss. Es stellt einfach nur Regelmechanismen bereit, die begünstigen, dass deine Figur in schlimme Zwickmüheln geraten wird, und sorgt regelseitig dafür, dass charakterliche Veränderung (bei Polaris vor allem Abklärung) regelseitig greifbar wird und deine Handlungsmöglichkeiten beeinflusst.
Das ist nicht unbedingt immer genau das, was ich gerade will, aber es lohnt sich wahnsinnig, diese "Drama-Systeme" mal auszuprobieren, weil sie einem auch sehr gut vermitteln, wie ein spielerischer und Spaß-orientierter Umgang selbst mit ganz, ganz gewichtigem Drama möglich ist, wo alles schrecklich tragisch ist und alle furchtbar zerrissen sind. Das schöne gerade an Polaris ist, dass man beim Lesen erst mal denkt: "Hui ist das jetzt aber anspruchsvoll", und beim Spielen merkt, dass die Dramen, die sich entwickeln, um so schöner werden, je lockerer und offener man spielt.