Autor Thema: Drama, Baby ...  (Gelesen 3457 mal)

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Online 1of3

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #25 am: 31.03.2014 | 13:24 »
Ich würde GNS da raus lassen.

Unbedingt. Und darauf wollte ich auch nicht hinaus. Das, ich sag mal, poetische Programm der Forge hat eben auch keine drei Ecken, sondern nur eine ganz spezifische Ausrichtung. Die Forge ist in diesem Sinne weniger eine Theoriestätte, sondern ein Künstlerzirkel. Damit lassen sich Vorgehen und Ergebnisse viel besser beschreiben. Insbesondere lässt sich eben für kein Spiel und kein Spielen verorten, ob es Gulasch, Nudeln und Salat ist. Das Modell ist als Mittel der Beschreibung völlig unbrauchbar, zur Rechtfertigung des eigenen Schaffens ist es aber eben dienlich.


System:
Für mich ist das System nicht entscheidend für Drama [...]

Eigentlich lässt sich Drama aus meiner Sicht am besten in einem freien System umsetzen. Drama nach Regeln... wäre irgendwie... komitsch?

Das ist eben genau der Knackpunkt. Das "System" eines Spiels ist viel weitergehender als das, was konventionell als "Regeln" bezeichnet wird. Beim Spielen zeigen wir viel mehr und weitergehendes methodisches Vorgehen als nur gewisse Würfel zu nutzen. Das wird aber erst klar, wenn man Spielregeln kennt, die dieses Vorgehen auch explizit machen.

Luxferre

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #26 am: 31.03.2014 | 13:47 »
Ja sorry, Crimson. Ich meinte Pyro. Irgendwie war zu wenig Koffein im Kaffee heute früh. Mea Culpa. Aber vielen Dank für Deine Erläuterungen. Immerhin bin ich jetzt etwas weiter. Mehr dann, wenn ich wieder Zeit habe ...

Offline Auribiel

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #27 am: 31.03.2014 | 14:54 »
Das "System" eines Spiels ist viel weitergehender als das, was konventionell als "Regeln" bezeichnet wird. Beim Spielen zeigen wir viel mehr und weitergehendes methodisches Vorgehen als nur gewisse Würfel zu nutzen. Das wird aber erst klar, wenn man Spielregeln kennt, die dieses Vorgehen auch explizit machen.

Da stimme ich dir durchaus zu - und gestehe auch, dass ich z.B. Polaris nicht kenne - aber für mich ist ein "du musst jetzt voll auf Drama machen laut System" eigentlich schon ein Stimmungs-/Drama-Killer.
Drama besteht für mich auch darin, dass man nicht (immer) damit rechnet. Drama auf Teufel komm raus wär nix für mich.
Eigentlich mag ich kein System, dass mir Drama vorschreibt und dann auch noch Vorgaben macht, wie das Drama einzubringen ist. Das ist ja, als würde man vorschreiben, wie ein Plottwist auszusehen hat? (Hoffe ich kann vermitteln, was ich damit meine).
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Achamanian

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #28 am: 31.03.2014 | 15:01 »
Da stimme ich dir durchaus zu - und gestehe auch, dass ich z.B. Polaris nicht kenne - aber für mich ist ein "du musst jetzt voll auf Drama machen laut System" eigentlich schon ein Stimmungs-/Drama-Killer.
Drama besteht für mich auch darin, dass man nicht (immer) damit rechnet. Drama auf Teufel komm raus wär nix für mich.
Eigentlich mag ich kein System, dass mir Drama vorschreibt und dann auch noch Vorgaben macht, wie das Drama einzubringen ist. Das ist ja, als würde man vorschreiben, wie ein Plottwist auszusehen hat? (Hoffe ich kann vermitteln, was ich damit meine).

Ich glaube, du solltest wirklich mal Polaris (oder auch Fiasko) ausprobieren. Man stellt sich diese Systeme mit Schwerpunkt darauf, durch die Regeln bestimmte dramatische Entwicklungen herbeizuführen, immer völlig falsch vor, wenn man sie nie probiert hat. Polaris schreibt dir beispielsweise nicht vor, dass du jetzt voll auf Drama machen muss. Es stellt einfach nur Regelmechanismen bereit, die begünstigen, dass deine Figur in schlimme Zwickmüheln geraten wird, und sorgt regelseitig dafür, dass charakterliche Veränderung (bei Polaris vor allem Abklärung) regelseitig greifbar wird und deine Handlungsmöglichkeiten beeinflusst.

Das ist nicht unbedingt immer genau das, was ich gerade will, aber es lohnt sich wahnsinnig, diese "Drama-Systeme" mal auszuprobieren, weil sie einem auch sehr gut vermitteln, wie ein spielerischer und Spaß-orientierter Umgang selbst mit ganz, ganz gewichtigem Drama möglich ist, wo alles schrecklich tragisch ist und alle furchtbar zerrissen sind. Das schöne gerade an Polaris ist, dass man beim Lesen erst mal denkt: "Hui ist das jetzt aber anspruchsvoll", und beim Spielen merkt, dass die Dramen, die sich entwickeln, um so schöner werden, je lockerer und offener man spielt.

Offline Auribiel

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #29 am: 31.03.2014 | 15:07 »
(oder auch Fiasko)

Kenne ich, spiele ich gerne, ist aber etwas, dass ich in keinster Weise so "ernst" nehme, wie normales RPG, das ist ja grad das schöne an Fiasko, dass man seinen Char innerhalb von 2-3 Stunden in den Abgrund reiten darf (und kann), weil man weiß, dass es eh kein nächstes Mal geben wird.
Das unterscheidet sich für mich aber deutlich von einer normalen Drama-Session, in der man langfristig gespielte, liebgewonnene Chars in das Drama reitet. ;)

Zitat
Das schöne gerade an Polaris ist, dass man beim Lesen erst mal denkt: "Hui ist das jetzt aber anspruchsvoll", und beim Spielen merkt, dass die Dramen, die sich entwickeln, um so schöner werden, je lockerer und offener man spielt.

Hm, unterstützt das jetzt nicht eher meine Aussage, dass man Drama besser rum bekommt, wenn man möglichst frei spielt? (Muss mal schauen, ggf. hab ich Polaris ja sogar irgendwo als pdf, ich meine, ich hätte mir das mal runtergerladen, als bei drivethru im Angebot war, hab nur noch nicht reingeschaut...)
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Achamanian

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #30 am: 31.03.2014 | 15:15 »
Kenne ich, spiele ich gerne, ist aber etwas, dass ich in keinster Weise so "ernst" nehme, wie normales RPG, das ist ja grad das schöne an Fiasko, dass man seinen Char innerhalb von 2-3 Stunden in den Abgrund reiten darf (und kann), weil man weiß, dass es eh kein nächstes Mal geben wird.
Das unterscheidet sich für mich aber deutlich von einer normalen Drama-Session, in der man langfristig gespielte, liebgewonnene Chars in das Drama reitet. ;)

Vielleicht hast du da auch einen anderen Dramabegriff - für mich fällt Fiasko in den meisten Runden, die ich erlebt habe, ganz klar unter Drama, weil die Figuren mit ihren Beziehungen zu einander und wie die Figuren und Beziehungen sich verändern im Mittelpunkt steht und die Regeln das eigentlich auch fast schon erzwingen. Ob das sich jetzt über einen Abend oder über zahllose Sitzungen zieht, finde ich da unerheblich (wobei ich eigentlich meistens die Erfahrung mache, dass auf kürzere Strecke mehr Drama entsteht, weil alle Spieler mehr bereitschaft mitbringen, aufs Ganze zu gehen und ihre Charaktere in fiese Konflikte zu bringen - bei Langzeitgruppen sind ja meistens alle viel vorsichtiger, weil sie Angst haben, den eigenen oder einen anderen SC auf die eine oder andere Art zu schrotten ...).



Hm, unterstützt das jetzt nicht eher meine Aussage, dass man Drama besser rum bekommt, wenn man möglichst frei spielt? (Muss mal schauen, ggf. hab ich Polaris ja sogar irgendwo als pdf, ich meine, ich hätte mir das mal runtergerladen, als bei drivethru im Angebot war, hab nur noch nicht reingeschaut...)


Mit "locker spielen" meine ich nicht "frei spielen" im Sinne von "nicht so auf die Regeln achten", sondern Lockersein im Sinne von machen, was einem in den Sinn kommt, ohne sich jetzt lange zu fragen, ob das auch dramatisch angemessen ist ... die Regeltreue halte ich bei Polaris sogar für sehr wichtig, auch wenn die Regeln bei meinen bisherigen Runden nur selten zum Einsatz kamen. Ober wenn sie zum Einsatz kommen, sind sie bei diesem Spiel m.E. sehr wichtig, um diese schöne Untergangsdynamik zu erzeugen.

Offline Auribiel

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #31 am: 31.03.2014 | 15:19 »
Vielleicht hast du da auch einen anderen Dramabegriff - für mich fällt Fiasko in den meisten Runden, die ich erlebt habe, ganz klar unter Drama

Für mich fällt es auch unter Drama nur halt Drama im Stil von "Snatch" oder "Very Bad Things" - man ist entsetzt, was gerade passiert, kann nicht weggucken und trotzdem muss man irgendwo drüber lachen.
Fiasko ist für mich einfach haltlos überzeichnetes Drama.

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Offline Crimson King

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #32 am: 31.03.2014 | 15:19 »
Fiasko ist definitiv zum Erzeugen von Drama gut geeignet, das ist ja volle Lotte Entscheidungen und Konsequenzen. Allerdings besteht da immer die Gefahr, dass das Drama im Humor untergeht.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Achamanian

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #33 am: 31.03.2014 | 15:37 »
Fiasko ist für mich einfach haltlos überzeichnetes Drama.

Ich würde es eher als enorm verdichtet bezeichnen.
Hängt wahrscheinlich auch davon ab, wie man es spielt - interessant ist in diesem Zusammenhang auf jeden Fall, dass man da Regeln am Werk sieht, die Konflikte zwischen den Figuren und innere Konflikte anreizen; ich finde, das macht deutlich, dass so etwas geht, und dass die Vorstellung, Drama ließe sich am besten ganz ohne Regeln spielen, nicht für alle zutreffen kann. Denn sonst gäbe es ja gar kein Interesse an Regeln, die Drama anheizen.
Ich stehe allerdings dem "Wir machen Drama und kümmern uns nicht um die Regeln" auch einfach sehr misstrauisch gegenüber. Ich finde, damit beraubt man sich einiger wunderbarer Hilfsmittel und schüchtert gleichzeitig leicht diejenigen ein, die Angst haben, "dem Anspruch der Runde nicht gewachsen zu sein" oder so ein Unsinn. Wenn man verbindliche Regeln für's Drama-Spiel hat, können sich einfach alle dran halten, und man muss sich nicht dauernd den Kopf zerbrechen, wie man jetzt hier die tollste und bewegendste Vorstellung von allen liefert.

Offline Bad Horse

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Re: Drama, Baby ...
« Antwort #34 am: 31.03.2014 | 21:15 »
Du bist doch "so eine Drama-Queen" (biite nicht reaktionär defaitistisch lesen!) ;)
Keine Sorge, das passt schon.  ;D

Zitat
Erzähle mir doch mal, was für Dich Drama ausmacht.

Ich versuch's mal: Im weitesten Sinne ist es Drama, wenn ich mich mit dem Innenleben meines Charakters auseinandersetzen muss. Wenn ich also nur herumlaufe und versuche, den Terroristen möglichst effizient zu stoppen, dann ist das kein Drama. Wenn ich mich mit der Angst, der Nervosität und dem Geltungsdrang meines Charakters auseinandersetzen kann, während er einen Terroristen jagt, dann ist das schon eher Drama, oder zumindest ein leichter Drama-Fokus. Wenn es hauptsächlich darum geht, wie sich mein Charakter fühlt und wie ihn seine Entscheidungen bei der Terroristenjagd verändern, dann ist das ein starker Drama-Fokus.

Das ist jetzt natürlich eine sehr myopische Sichtweise, weil ich mich hier auf meinen Charakter beschränke. Allerdings funktioniert Drama nicht, oder zumindest nicht sehr gut, wenn sich nicht alle Mitspieler für diese innere Ebene der Charaktere interessieren. Je stärker das Interesse der Mitspieler an den persönlichen Befindlichkeiten der anderen Charaktere, und je stärker die Verknüpfungen unter den Charakteren, umso besser funktioniert das Ganze.

War das irgendwie verständlich?
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?