Der Begriff „Vertrag“ ist völlig irreführend, denn die Absprachen werden in der Regel nicht schriftlich festgehalten.
Es unterzeichnet auch niemand und die Absprachen sind Richtlinien und keine verbindlichen Verpflichtungen.
Es kann auch niemand wegen „nicht-Einhaltung“ verklagt (oder belangt) werden.
Und die Absprachen unterliegen ständigen Ergänzungen, Veränderungen und Neuverhandlungen.
Und oftmals wird implizit (Regelung gilt durch gemeinsames Einverständnis, solange niemand Einspruch erhebt, beziehungsweise durch Hinterfragen zum Thema macht) verhandelt.
Beispiele: Solange kein Raucher dabei ist, wird nicht darüber geredet, wie man das mit dem Rauchen macht.
Wenn ein Raucher hinzukommt, wird es thematisiert. Der Gastgeber hat dabei erstmal Hausrecht, danach einigt man sich auf einen für alle tragbaren Kompromiß.
Üblicherweise wird bei Harald gespielt. Wenn der aber im Urlaub ist, wird das neu ausgehandelt. Ausweichort war immer Klaus, aber der hat eine Katze und der Neue (der Raucher) hat eine Katzenhaarallergie...
Der Spielleiter würfelt immer offen. Nur dieses Mal ist es ein ganz besonderes Abenteuer, da möchte er ein paar Effekte heimlich ermitteln...
Wir haben verabredet, dass alle vor dem Spiel gegessen haben sollten. Klaus kommt so knapp von der Arbeit, dass er unterwegs einen Döner fängt und denn am Spieltisch mampft. Fliegt der jetzt deswegen raus oder muß er im Schneetreiben draußen den Döner verspeisen? (obwohl alle bei ihm spielen...)
Daß niemand nackt mitspielt, muß nicht extra verhandelt werden. Trotzdem ist diese Selbstverständlichkeit irgendwo auch Teil der Rollenspiel-Gruppen-Absprache.
Letzte Woche traf sich die Ganze Runde zum Chillen in der Sauna. Und hat da ein paar Szenen ingame durchgespielt. War das jetzt eine Verletzung der „nicht nackt“ Absprachen? Nein, denn im gemeinsamen Konsens (keiner beschwerte sich) wurde es akzeptiert. Ist die Regel außer Kraft? Nein, sagt der gesunde Menschenverstand (GMV).
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Ist eigentlich gar nicht schwer. Einfach GMV einsetzen.
Und manchmal lohnt es sich sogar die eine oder andere Verabredung festzuhalten.
Und nicht immer alles (Begriff „Vertrag“) wörtlich nehmen.
Der Terminus stammt aus der Übersetzung „social contract“ und steht eher für Verhaltensrichtlinien im gemeinsamen Miteinander.
Sozusagen der gruppeninterne „Rollenspieler-Knigge“.