Autor Thema: Wieso sind Rollenspielle mit Superkräften in Deutschland so unbeliebt?  (Gelesen 10165 mal)

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Supersöldner

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Wiso sind Rollensielle mit Superkräften in D so unbeliebt eigendliech? Mit unbelliebt meine ich zb das die meisten bis fast alle Super PuP spiele nie in unser sprache übersätzt werden da siesch das in unseren land niecht lohnen würde. Liegt das nur darann das die deutschen niecht so den zugang zu Superkräften haben? (mehr zu fantasy) Oder sind die ,,Schlechter gemacht,,?

Online CAA

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Ich hab zwar bisher nur Mutants & Masterminds gelesen (und gespielt) und natürlich hat es die ein oder andere Schwäche, aber das Buch und die Regeln sind soweit echt toll gemacht. Sowohl von der Aufmachung her, als auch wie das System funktioniert.

Wer sich das System einfach mal anschauen möchte, kann dies kostenlos auf d20herosrd.com machen. Auf der Seite ist der komplette Regelteil des Buches enthalten.

Das Problem wird vermutlich einfach nur sein, dass Superhelden RPGs im englischen schon nen recht kleinen Markt haben. Und Übersetzungen kosten Geld. Geld das man mit vielleicht nichtmal 100 verkauften Büchern nicht wieder reinbekommen wird, so man nicht gerade Lizenz und Buchdruck von einer Fee geschenkt bekommt.

Und da es so gut wie keine Abenteuer für die jeweiligen Superhelden Systeme gibt, könnte man nichtmal drauf hoffen auf Basis des Grundregelwerks anderes Zeugs zu verkaufen.

Und gemessen an DSA ist in Deutschland quasi alles unbeliebt  ~;D


edit:
Als einziges RPG das ins deutsche Übersetzt wurde was mir gerade einfällt, was sich ein wenig nach Superhelden RPG anfühlt, ist Scion (total cooles Setting, Regeln leider total imbalanced). Was sich so schlecht verkauft hat, dass nur 2 der 3 Regelbände übersetzt wurden.
« Letzte Änderung: 6.04.2014 | 13:17 von CAA »
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Offline Zwart

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Ich würde einfach mal behaupten das Superhelden RPG unbeliebt sind, weil Superhelden in Deutschland unbeliebt sind.

Ich könnte mich jetzt sogar sehr weit aus dem Fenster lehnen und mich zu der Aussage über eine Theorie für eine Ursache hinreißen lassen.
Es liegt daran das viele Deutsche im kollektiven Unterbewusstsein durch ihre Geschichte Personenkulten und der Ikonisierung von Erretter/Erlösergestalten (die Superhelden ganz klar darstellen) misstrauen oder sie ihnen zumindest Unbehagen bereiten.
« Letzte Änderung: 6.04.2014 | 14:02 von Zwart »

Offline YY

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Ich könnte mich sogar weit aus dem Fenster lehnen und mich zu der Aussage über eine Ursache hinreißen lassen.
Es liegt daran das viele Deutsche durch ihre Geschichte Personenkulten und Ikonisierung von Erretter/Erlösergestalten (den Superhelden ganz klar darstellen) misstrauen.

Ich sage, es liegt daran, dass ein Deutscher keinem anderen was gönnt, und schon gar keine Superkräfte  ~;D
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
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Offline Der Räuber Plotzenhotz

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Ergänzend zu meinen Vorrednern: Die meisten Superhelden basieren auf Comics. Während in den USA die dazu gehörige Comic-Kultur schon seit den 30er Jahren florierte, kam sie hier aus historischen Gründen erst in den 50ern in die Pötte. Da waren dann aber schon viele andere Mythen in der Pop-Kultur etabliert (auch andere Comic-Hintergründe, wie die französische oder belgische Comic-Tradition), so dass die Superhelden-Sagas auf eine ganz andere Konkurrenz stießen.

Ich denke mal, die Chancen für ein manga-basiertes Rollenspiel wären in Deutschland ähnlich mäßig; nur als Beispiel.

Offline Thandbar

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Die Maskerade-Vampire haben doch auch Superkräfte.
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

Offline Zwart

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Da ist der Anstrich ein anderer. Es sind eben Vampire, keine Capeträger.
Vampire sind düster, erotische, tiefgründig, zerrissene Wesen...und was für ein Zeug man ihnen noch als Teenie und/oder Gothic andichten mag.

Das ist schon etwas anderes als ein teflonglatter Superman mit geheimer Loseridentität.
« Letzte Änderung: 6.04.2014 | 14:12 von Zwart »

Offline DonJohnny

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Ich würde einfach mal behaupten das Superhelden RPG unbeliebt sind, weil Superhelden in Deutschland unbeliebt sind.

Das sehe ich ähnlich, Superhelden sind ein amerikanisches Genre (und mit "amerikanisch" meine ich nicht nur "aus Amerika kommend" sondern kulturell). Das heißt nicht, dass es in Europa niemanden gibt der voll drauf steht, ganz im Gegenteil, aber ich bin mir sicher, dass daraus nie ein Mainstream-Genre wird, zumindest nicht hier. Ich persönlich bin auch nicht der Superheldenfan.
SL: "Und damit wäre die Theorie, dass wir an einem Samstagabend weniger albern sind als an einem Freitagabend, widerlegt."
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Offline Auribiel

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Ich denke, das Problem sind nicht die Superkräfte, sondern die Super-Kostüme, die viele Superhelden haben/bis vor kurzem noch hatten. Die scheinen von vielen Deutschen als sehr kindisch/uncool wahrgenommen zu werden.

Die Kräfte der Vampire, auch wenn sie durchaus Superkräfte sein mögen, würde ich anders verorten. Es fehlt das "Superhelden"-Gefühl, dass das Genre ausmacht. Ev. sind daher ja auch die Vampire akzeptiert, im gegensatz zu "Helden in buntem Strampler".


Nur zur Sicherheit: Ich war schon Fan von Die Spinne und Batman, bevor ich überhaupt lesen konnte.  ;D


[Edit]Und obwohl ich Fan von den "Helden in bunten Stramplern" bin, verspüre ich absolut keinen Drang, ein entsprechendes RPG zu spielen, interessant. o.O [/Edit]
« Letzte Änderung: 6.04.2014 | 14:14 von Auribiel »
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Offline DonJohnny

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Ich glaube nicht, dass die Klamotten das große Problem sind. Ich habe mich mal noch nie dran gestört....
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Offline Auribiel

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Ich glaube nicht, dass die Klamotten das große Problem sind. Ich habe mich mal noch nie dran gestört....

Naja, ich habe entsprechende Rückmeldung von einigen Leuten aus dem Bekanntenkreis bekommen. Mit den neuen X-Man- und Batman-Filmen hatten sie dann keine Probleme, da die "Strampler" mittlerweile ja eher wie Rüstungen wirken.
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Offline Zwart

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Zitat
Und obwohl ich Fan von den "Helden in bunten Stramplern" bin, verspüre ich absolut keinen Drang, ein entsprechendes RPG zu spielen, interessant. o.O
Ja, das kenn ich.
Ich bin zwar überhaupt kein Sperhelden-Fann, aber mein erster Kontakt mit Superhelden den ich richtig genial fand war der Film The Avengers. Ich war ganz wunderbar unterhalten und hatte richtig Spaß.
Normalerweise stapfe ich nach so einem Film aus dem Kino und suche Rollenspiele in dieser Richtung. Bei den Avengers war das nicht so. Die Spiele dazu sind mir völlig egal. Ich möchte kein Superhelden-Spiel spielen.

Offline Slayn

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Einfach nur mal so eine grobe, unbestätigte Annahme: Das Spiel mit Superkräften bringt einen weg vom Gruppenspiel hin zu Einzelaktionen.
Ich schätze mal, das kommt nicht nur in Deutschland nicht so gut an, sondern wird im ganzen europäischen Raum nicht so gut ankommen.
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
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Offline Skeeve

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um mal kurz zum Thema(?) Rollenspielle mit Superkräften zurück zu kommen: gibt es eigentlich ein PuP-Rollenspiel zur TV-Serie "Heroes"?
... oft genug sind die Spieler die größten Feinde der Charaktere, da helfen auch keine ausgeglichenen Gegner

Hoher gesellschaftlicher Rang ist etwas, wonach die am meisten streben, die ihn am wenigsten verdienen.
Umgekehrt wird dieser Rang denen aufgedrängt, die ihn nicht wollen, aber am meisten verdienen. [Babylon 5]

Offline Auribiel

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Ich versuche grad der Ursache auf den Grund zu gehen und komme zu folgender Erkenntnis:

Auch wenn es aberhunderte von Superhelden gibt, ist die Anzahl der Hauptakteure doch überschaubar (X-Man, Avengers, Spider-Man, einige wenige andere Solo-Helden). Jetzt hab ich aber keine große Lust, einen bekannten Superhelden zu spielen, ich will einen eigenen Char spielen. Dummerweise sind die guten Superkräfte aber alle schon weg. Also käme mir jeder eigene Superheld nur wie ein Abklatsch von Storm/Wolverine/Spidey und Co. vor und fühlt sich vom Start weg schon irgendwie mary-sueig an. Irgh!

Bei StarWars und Vampire gibt es auch "Superkräfte", aber es gibt (je nach Zeitalter) aberhunderte von Jedis und Sith bzw. aberhunderte von Vampire und Kräfte können problemlos doppelt vorkommen, sind also nicht an allseits bekannte Individuen gebunden. Ich kann mir problemlos meinen eigenen "Super-"Vampire oder "Super-"Jedi/Sith bauen, ohne das Gefühl zu haben, er sei nur der Abklatsch von Storm/Wolverine/Spidey.

Ein Superhelden-Setting macht doch aus, dass Superhelden etwas absolut besonderes sind, nichts alltägliches. Aber die besten Rollen sind bereits besetzt.  [Edit]Und ich bringe Superkräfte irgendwie automatisch mit Superhelden in Verbindung, jedenfalls wenn direkt von "Superkräften" gesprochen wird.[/Edit] (Gibt sicher auch Settings, die außerhalb des Marvel-/DC-Universe spielen, dennoch wird jeder Held, der die Wand mit Spinnenkräften hochklettert sofort mit DEM Original verglichen werden). Das bricht meinem Interesse an einem entsprechenden Setting grundsätzlich das Genick.

Da fände ich ein Setting wie von Second Son interessant, trotz Superkräften.



[Edit]
um mal kurz zum Thema(?) Rollenspielle mit Superkräften zurück zu kommen: gibt es eigentlich ein PuP-Rollenspiel zur TV-Serie "Heroes"?

Soweit ich weiß, gibt es kein offizielles, aber setz dich doch mal mit dem Erklärbär in Verbindung, der hat damals an einer Umsetzung gearbeitet (glaub mit SaWo oder FATE?).[/Edit]
« Letzte Änderung: 6.04.2014 | 14:40 von Auribiel »
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Online 1of3

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Einfach nur mal so eine grobe, unbestätigte Annahme: Das Spiel mit Superkräften bringt einen weg vom Gruppenspiel hin zu Einzelaktionen.

Das kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Superhelden sind doch das Genre mit Teams.

alexandro

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Einfach nur mal so eine grobe, unbestätigte Annahme: Das Spiel mit Superkräften bringt einen weg vom Gruppenspiel hin zu Einzelaktionen.
Ich schätze mal, das kommt nicht nur in Deutschland nicht so gut an, sondern wird im ganzen europäischen Raum nicht so gut ankommen.

Teamspiel ist durchaus auch Teil von Superhelden (ganz abgesehen davon: wieso sollten Einzelaktionen in den USA besser ankommen?).

Da könnte man eher sagen, dass "persönlicher Horror" hin zu Einzelaktionen drängt (mit dem eigenen Gewissen ringen geht in der Gruppe nunmal schlechter) - trotzdem war Vampire damals recht erfolgreich bei uns.

Offline Oberkampf

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Es gibt zwei Arten von Superheldengeschichten:

Lustige Typen in Strampelanzügen, die völlig abgedrehte Geschichten erleben, in denen es dauernd POW! BÄNG! WUMM! macht und die man nicht ernst nehmen kann, und tragische Geschichten um unverstandene Personen, die sich als Außenseiter mit außergewöhnlichen Kräften in einer verständnislosen, mitleidlosen Welt behaupten müssen.

Die erste Variante ist den deutschen Rollenspielern zu kindisch (auch wenn sie ohne Probleme High Fantasy und Urban Fantasy spielen können), das zweite ist den deutschen Spielern unbekannt.

Für mich ist die Frage eigentlich eher, warum von allen eigentlich ziemlich idiotischen Genres in Deutschland ausgerechnet das Superheldengenre auf Akzeptanzschwierigkeiten stößt? Wirklich wegen der historischen Verspätung? Oder wegen der Angst vor Personenkult? Zu letzterem würde ich ja gerade einwenden, dass gerade dies in Superheldencomics oft stark gebrochen wird. Aber vielleicht ist in unserem kollektiven Gedächtnis tatsächlich so ein kleiner Wertham am zensieren, der uns ständig daran erinnert, dass Superheldencomics Schund sind (und bei Sci Fi, Horror und Fantasy vergessen wir das).
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Offline Auribiel

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Aber vielleicht ist in unserem kollektiven Gedächtnis tatsächlich so ein kleiner Wertham am zensieren, der uns ständig daran erinnert, dass Superheldencomics Schund sind (und bei Sci Fi, Horror und Fantasy vergessen wir das).

Wie gesagt, ich bin schon seit über 30 Jahren ein sehr großer Fan des "klassischen" Superheldengenres. Da  zensiert keiner was. Trotzdem finde ich es als Rollenspiel totaaaal uninteressant. Also wenn schon die Fans kein Interesse an einer RPG-Umsetzung haben...?
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Online JollyOrc

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Mein Problem ist folgendes:

Superheldencomics sind essentiell wish fulfilment: Die Hauptfigur kann unglaubliche Dinge und ist im Endeffekt unzerstörbar. Zwischendurch gibt es zwar was auf die Glocke, aber im Endeffekt steht die Hauptfigur gut da. Und je nach Kräfteset wird es auch zunehmend unglaubwürdig bis albern, wenn da die Gegner noch einen Stich sehen.

Im Comic ist das ok, denn ob der Optik und der "coolen" Dialoge nimmt man all das hin. Im Rollenspiel will man aber häufig eine Herausforderung, einen Nervenkitzel und sich seinen Erfolg "ehrlich" verdienen.

Und dann stellt man eben all diese Logikniggeleien (aber Superman ist unzerstörbar!11einself!) nicht mehr hintenan, sondern will ja wissen, wieso das jetzt doch funktioniert.

Oder man spielt ein Cape ohne "übermächtige" Kräfte, dann ist aber ganz schnell das Flair dahin.

Erst wenn das Rollenspiel sich eben weniger um "können die das?" sondern mehr um "wie machen die das jetzt?" kümmert, wird es auch als interessant von mir wahrgenommen - und diesen Aspekt beleuchten IMHO viel zu wenig Systeme.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Oberkampf

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Also wenn schon die Fans kein Interesse an einer RPG-Umsetzung haben...?

Ja, stimmt, dass ist ein ganz eigenes Problem. Aber ist es so ungewöhnlich, dass man andere Genres spielt, als man liest oder im TV/Kino anschaut? Ich selbst lese gerne Detektivgeschichten, sowohl Hard Boiled als auch englische Whodunit. Aber Whodunit spielen liegt mir völlig fern. Trotzdem gibt es viele Leute, die sowas gerne spielen und ein leidlich erfolgreiches System aus Deutschland mit dieser Spezialisierung, das eine lange Tradition hat (Private Eye). Auch viele "Horrorabenteuer" sind eigentlich getarnte Whodunit mit einem Schuss Übernatürlichem.

Anderes Beispiel ist Fantasy. Mal ehrlich, wieviel Fantasy kann man sich denn als halbwegs erwachsener Mensch noch ohne Zahnschmerzen geben? Trotzdem spiele ich dieses Genre mit einer gewissen Leidenschaft (und zwar im vollen Bewusstsein seiner Albernheit).

Was ich wirklich schwer an Superheldenrollenspiel finde, ist der Anspruch, eine saubere, tragische Geschichte zu erzählen, die Comicform im Spiel zu bewahren bzw. ins Spiel zu transportieren und die "Amalganwelt" eines guten Superheldensettings zu berücksichtigen. Superheldengeschichten entwickeln sich manchmal zu sprunghaft, zu unerwartet, um sie einfach ins Rollenspiel zu übertragen. Mit etwas Glück bekäme man ein paar Silver Age-artige Geschichten hin, die aber in Gefahr kämen, nahe am PAFF! BÄNG! BUMM herumzuschwirren. Aber selbst in Silver Age Geschichten wird oft jede Art von Vorhersehbarkeit unterlaufen. Und sowas zu spielen, geschweige denn, zu leiten, ist anstrengend.
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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Superhelden sind langweilig. Sie kommen in zwei Geschmacksrichtungen: bonbonbunt und angstyangsty. Letzteres schmöker ich ab und an, aber, naja, das sind noch eher mmh adoleszente Probleme. Das moderne Superheldenfilme zudem noch beinhart reaktionär daherkommen, erhöht dann auch nicht gerade den Appeal.
I'm not nice. I'm on medication.

Butt-Kicker 75% / Tactician 75% / Method Actor 67% / Specialist 67% / Power Gamer 67% / Storyteller 58% / Casual 0% (Schubladen)

Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Oberkampf

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Superheldencomics sind essentiell wish fulfilment: Die Hauptfigur kann unglaubliche Dinge und ist im Endeffekt unzerstörbar. Zwischendurch gibt es zwar was auf die Glocke, aber im Endeffekt steht die Hauptfigur gut da.

Einverstanden, aber ist das in Sword&Sorcery wirklich anders?
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Offline ComStar

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Naja, Superheld ist ja nicht gleich Superheld. Das Powelevel ist wohl der Knackpunkt.
Zwischen Daredevil und Thor liegt n meilenweiter Unterschied. Superman mag unzerstörbar sein (Langweilig!) aber Batman ist es nicht...
Ich mag die Comics, ich mag die Filme und ich mag es als Rollenspiel, ABER eben eher auf dem niedrigen und Teamorientiern Powerlevel (z.B. X-Men). Auf diesem Level unterscheidet es sich garnicht so sehr von anderen Rollenspielen mit z.B. Magier, Werwölfen, etc. in einer mundanen Welt.

Und bei all der Übermacht und vermeindlichen Unzerstörbarkeit darf man eines nicht vergessen: Mit großer Macht kommt große Verantwortung (...für Andere, die nicht unzerstörbar sind).

Offline Oberkampf

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Das moderne Superheldenfilme zudem noch beinhart reaktionär daherkommen, erhöht dann auch nicht gerade den Appeal.

Die zwei geschmacksrichtungen sehe ich ähnlich (s.o.). Aber den Vorwurf, beinhart reaktionär zu sein, ist soetwas, das nach meiner Ansicht a) nicht 100% zutrifft (wenn man sich die ganze Geschichte des Genres anschaut, sowieso nicht, und übrigens ist er auch alter Wertham neu verpackt), und b) da, wo er zutrifft, auf die gesamte Schundliteratur und ihre Ableitungen in Kino/TV anwendbar ist. Gerade Fantasy galt lange Zeit nicht ganz ohne Grund als ultrareaktionär. Viele Sci-Fi Spielereien ebenso.
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