Hallo.
Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass diese Begriffe schon umfangreich dekliniert wären. Betonung: wären. Immerhin werden diese Worte gerne und viel verwendet, aber offenbar nach sehr individuellen Maßstäben. Das zeigt auch diese (bislang) kurze Diskussion. Denn gegensätzlicher geht es kaum.
Interessant finde ich, dass der "Munchkin" das Dreigestirn komplettiert ...
Ich werde mal versuchen, die bisherigen Darstellungen und Sichtweisen zu sortieren, einander gegenüber zu stellen und daraus als Folge meine Überlegungen abzuleiten.
Edit
So, hab' mal den Faden aufgewickelt. Nach allem, was hier bisher besprochen worden ist, stellt sich das Gesamtbild in etwa wie folgt dar:
1. Minmaxer
Hier haben sich drei Sichtweisen als wohl "herrschende" Auffassungen gezeigt. So wird dem Minmaxing/ Minmaxer attestiert, dass
a) das Minmaxing der Charakteroptimierung (und hier bisweilen auch der Spezialisierung) (wohl nach RAW) zuzuordnen sei, in dessen Folgen ein Charakter erhebliche Stärken (Spezialisierungen) und Schwächen (Dump-Stats) habe,
b) Minmaxing die Methode vor allem der Charaktererschaffung, womöglich auch -entwicklung sei und
c) Minmaxing als "Teilmenge" oder Element des Powergaming zu betrachten sei.
Hiervon gibt es einzelne Abweichungen, die entweder das Gegenteil beschreiben oder einzelne Aspekte noch weiter verstärken. Die Stimmen hierfür sind aber klein an Anzahl, angesichts namhafter Foristen aber keineswegs von der Hand zu weisen. Ich konzentriere mich jedoch auf das, was sich möglicherweise als "vorherrschende" Auffassung gebildet hat, und die oberen drei Ideen haben viele Fürsprecher - entweder explizit oder als logische Folge ihrer Äußerungen.
2. Powergaming
Bezüglich des Powergamers oder Powergamings stellt sich das Bild weniger eindeutig dar. Es gibt zwar zwei grundsätzlich stärkere Vorstellungen, die hier vorgestellt worden sind, nämlich:
a) Powergaming sei anders als das Minmaxing ein Spielstil, und
b) Powergaming ist ein Oberbegriff, der das Minmaxing als Teilmenge beinhalte.
Das war es dann aber auch schon. Die Auffassungen zum Powergamer gehen im Übrigen zum Teil weit auseinander, und es werden gegensätzliche Positionen basierend auf Eigenerfahrungen oder Referenzierungen zu anderen Quellen (insbesondere Laws) vertreten.
So stehen sich der breit aufgestellte, mit wenig Schwächen ausgestattete Charakter auf der einen Seite und der mächtige, bzw. zu Gunsten der bestehenden Spielstärken entsprechend ausgespielte und optimierte Charakter gegenüber. Ebenso "gegenüber" steht die spielerische Geisteshaltung des Powergamers als jemand, der Spielsituationen an sich zieht bzw. sich in den Vordergrund spielt, demjenigen gegenüber, der seinen Charakter strategisch plant, demgegenüber wiederum auch schon vertreten worden ist, dass der Powergamer anders als der Minmaxer sogar schon mal die Grenzen der Regeln, regelmäßiger aber vor allem des "Fluffs" (gemeint wohl: Spielwelt) verlassen hat. Nach meiner Lesart der verschiedenen Auffassungen und der hier so dargestellten Positionen stehen meines Erachtens diese unterschiedlichen Aspekte des Powergamers oder Powergamings nicht zwingend als Gegensätze einander gegenüber; im Gegenteil wurde nämlich auch festgestellt, dass die Grenzen oder Ausprägungen des Powergamings wohl fließend sind - gerade auch mit Rücksicht zum Munchkin. Und deshalb denke ich, dass der Kern jeder dieser unterschiedlichen Ideen oder Vorstellungen über den Powergamer getroffen ist.
Es gibt, und das zeigen die sehr unterschiedlichen Auffassungen sehr deutlich, nicht den spezifizierbaren Powergamer tm, sondern lediglich eine Art offene, weniger leicht als den Minmaxer zu greifende "Kategorie" des Rollenspielers, der als Powergamer bezeichnet werden kann.
Das wäre zumindest meine bisherige Schlussfolgerung aus Euren Beiträgen. Das mag sich mit gewichtigen Gründen noch ändern.
3. Munchkin
Ja, der Munchkin. Er wurde nicht so intensiv besprochen wie der Powergamer oder Minmaxer. Einigkeit besteht wohl darin, dass er eine extreme Form des Powergamers ist, indem sich dieser Spieler eher oder sogar bewusst aus dem Bereich des Spielsystems und/oder der Spielwelt stellt, weil der Spiel meint, wie das Spiel (zu seinen Gunsten) 'richtig' zu spielen ist. Das wurde als RAF bezeichnet; ich würde da sogar soweit gehen wollen, dass das Spiel dann nicht (nur) nach RAF ("rules as fitting"), sondern sogar nach RAP ("rules as perverted") betrieben wird.
4. Fazit
Das ist gar nicht so einfach, den PG zu fassen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob wir da nicht noch möglicherweise im Dunkel umher tapsen. Das macht es dann auch bisweilen nicht leicht, den PG solide gegen den MM abzugrenzen. Allerdings scheint es so zu sein, dass der PG vielseitiger in Erscheinung treten kann, er also eine generelle Erscheinung im Vergleich zum MM ist. Insoweit schwinge ich zu dem Lager, das den MM als Teilmenge des PG sieht und versteht.
Die Wertung danach, ob der PG nun "negativ" für das Spiel ist, will ich nicht vornehmen. Ich schätze - und das wurde auch ein paar mal angesprochen - das kommt ganz auf die Umstände in der Spielrunde und/ oder des jeweiligen Spielers an.
/edit Ende
AO