Hallo.
Wenn das Schummeln die Spielmechanismen betrifft, dann ist das problematisch.
Ich kann zwar verstehen, dass jemand, der einen schlechten Lauf hat, zum vermeintlichen "Selbstschutz" auch mal ein Einzelergebnis zu seinen Gunsten verändert oder wichtige für ihn nachteilige Informationen unterschlägt; das ändert aber nichts daran, dass sich der- oder diejenige selbst um das eigentliche Spielergebnis bringt.
Wenn ich früher, in meinen Rollen- und Brettspielanfängen schummelte, hatte ich mich nie wohl gefühlt. Ich tat es ausschließlich, um endlich mal nicht der letzte in einem Spiel zu sein - aber mir war dann auch gleichzeitig klar, dass ich dadurch "das Letzte" war, weil ich alle anderen Spieler um das "richtige" Spielerlebnis gebracht hatte. Letztlich vertrauten damals (und vertrauen auch heute noch) alle am Spieltisch darauf, dass sie jede/r an die Spielregeln hält und sich einerseits den erfolgreicheren Strategien der anderen SpielerInnen und andererseits den Zufällen der Spielmechanismen fügt - im Guten wie im Schlechten. Mein Lehrweg war damals ein kurzer, denn die wenigen Male, die ich schummelte, lassen sich an einer Hand abzählen; und es fühlte sich stets scheiße an. Denn danach war ich nicht wirklich zufriedener, als wenn ich auch so "normal" und "spielkonform" unterlegen wäre.
Was das Rollenspiel betrifft, ist das nicht anders. Ich kann mich nicht daran erinnern, als Spieler geschummelt zu haben, will aber nicht ausschließen, dass ich mal tat. Wenn ich das tat, dann änderte es am Spiel in letzter Konsequenz auch nichts; und vermutlich werde ich mich ähnlich doof gefühlt haben wie beim Brettspiel-Schummeln. Als ich noch SL-Anfänger war, drehte ich gerne die Würfel - wahlweise für die bessere tm Geschichte oder wegen des Missverständnisses, mit den Spielern in einer Art Wettbewerb verhaftet zu sein. Regeln beugte ich dann auch schon mal, weil ich damals der Auffassung war, neben Regeln müssten Ausnahmen bestehen und ich als Spielleiter wäre die Authorität, das entscheiden zu dürfen. Das ist aber laaaaaaaange her. Und heute maße ich mir all diesen Quatsch nicht mehr an. Denn häufig genug sind Spieler die besseren Geschichtenerzähler und Spieler grundsätzlich die Geschichtenerzähler; und andererseits halten sich die Spieler selbst an die Regeln und ihre Würfelergebnisse. Außerdem kann man selbst aus einer verkorksten Spielleiter-Probe echt noch viel machen, ohne das Schicksal seinem eigenen Willen zu unterwerfen. Immerhin verlassen sich die Spieler ja auch darauf, dass ich als Spielleiter für mich die gleichen Maßstäbe wie für sie bzw. wie sie untereinander gelten lasse.
Wenn ich im Brettspiel oder Miniaturenspiel jemanden beim Schummeln erwische, dann ist das Spiel genau dann beendet. Im Rollenspiel lässt sich das spielerisch und vor allem erzählerisch lösen, ohne gleich die Runde zu sprengen oder den Spieler aus der Runde zu werfen; wenn das Thema einmal "out of game" ausdiskutiert wird, sollte sich der jeweilige Schummler unwohl genug fühlen und seine Lehren daraus ziehen.
AO