Ganz absurd: Für mich war Earthdawn Sword & Sorcery. Nur mit Nichtmenschen und sehr viel Fantasy, aber von der Atmo her ging es eben in diese Richtung - durch die Exotik, die Dschungel, die vielen feindlichen Landschaften usw.
Es war das erste Nicht-DSA-RPG, in das ich richtig intensiv eingestiegen bin und auch das erste RPG, in dem ich meine erste selbstgemachte Kampagne leitete. Da lernte ich viel Handwerkszeug, weil Earthdawn ein RPG war, in dem man zwangsläufig viel selbst nacharbeiten und verfeinern musste. Viele Informationen, die mir wichtig waren, fehlten mir. Zum Beispiel war es naheliegend, dass größere Städte über Flughäfen verfügen, das war aber bei kaum einer Stadtbeschreibung berücksichtigt usw.
Earthdawn war für mich aber auch ein RPG der Stilbrüche. Ich erinnere mich an ein in Geißel des Himmels beschriebenes Edelrestaurant. Auch viele magische Annehmlichkeiten wie heiße Töpfe usw. haben das Leben in der Welt viel, viel moderner gemacht, als man sich sonst vorstellen würde. Die Städte habe ich mir daher schon sehr zivilisiert vorgestellt. Da passten natürlich die modisch gekleideten Zwerge sehr gut rein.
Schließlich war Earthdawn für mich auch ein Maso-Spiel. Wir fanden die Regeln immer unerträglicher, sie waren zu langsam, zu kompliziert und je höherkreisig wir wurden (zum Teil wurden bei uns dieselben Charaktere 9 Jahre lang gespielt), desto schlimmer wurde es. Man musste Masochist sein, um es zu ertragen, also haben wir irgendwann die Reißleine gezogen. Manchmal kommt bei uns der Gedanke auf, wieder mal ED zu spielen, weil wir es ja mochten, die tollen Abenteuer, das Setting, aber dann denken wir genauer darüber nach und wie die Regeln waren und kommen wieder zur Besinnung. Earthdawn ist für mich nur noch ein Traum.
Das Cover ist fürchterlich, wobei mich sehr stört, wie starr der Ritter das Schwert hält. Wie eine Actionfigur, die nur ein Gelenk an der Schulter hat. Das alte Logo ist auch genauso wenig ansprechend wie der Schriftzug unten. Wenn man nicht die Möglichkeit hat, ein richtig gutes Cover zu bieten, kann ich heutzutage auch sehr gut damit leben, wenn das Cover ein- oder zweifarbig ist oder nur ein paar Schattenrisse hat. Es muss doch nicht immer ein Vollfarb-Cover mit traditionellem Motiv sein. Ich denke da an Bücher wie Traveller, Fiasco, Cosmic Patrol... Das sind auch richtig gute Cover.