Da schreibt jemand das R-Wort und ich bin nicht da...Schlack und Ei...
War bzw. ist das nicht bei Shadowrun so geregelt?
Das war der Standard bis einschließlich zur dritten Edition.
Sehr problematisch daran fand ich den uneinheitlichen Detailgrad:
Zunächst war Nahkampf ein kompletter Schlagabtausch, aber später wurden über die Martial Arts-Regeln klar benannte Einzelaktionen eingeführt, die diesen gesamten Schlagabtausch prägen konnten.
Das war schon etwas wirr.
Dazu kam noch, dass die Verteidigung ja jeweils in der Handlung des Angreifers stattfand und ein auf Konter ausgelegter Ki-Adept so quasi in Nullzeit eine beliebige Anzahl Leute dreschen konnte - solange die ihn angriffen.
Vielleicht werden deswegen heute eher Fernkampfwaffen genutzt? Bzw. könnte man bei Fernkampf ein analoges System einführen.
Und ich finde das ist auch realistischer: Wenn man sich von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, läuft man schnell Gefahr sich selbst zu verletzten.
Den letzten Satz erweiternd:
Wenn der Gegner (ebenfalls) die Möglichkeit hat, einen sinnvoll anzugreifen, läuft man Gefahr, verletzt zu werden.
Daher kann das zumindest dann keine Begründung für die Verwendung von Fernkampfwaffen sein, wenn der Gegner auch welche hat
Grundsätzlich stimmt es aber:
Man kann das für Fernkämpfe genau so abbilden.
Das ist im Prinzip nur die Frage, wie abstrakt man es haben will und welche Zeiträume eine Kampfrunde umfasst.
Doch unter normalenTM Umständen sehe ich nicht warum ein Kontrahent im Vorteil sein sollte.
Was sind normale Umstände?
In einer Zweikampfsituation, wo sich der eine aus X Metern Entfernung denkt: "Den hau ich!" und der andere "Der kommt mich hauen!" - ok.
Aber ggf. weiß der Verteidiger gar nicht, dass er sich gleich im Nahkampf befinden wird.
Oder die Situation gibt eine sinnvolle Verteidigung erst mal nicht her.
Das ist in manchen Konstellationen gar nicht so groß anders als in dem gezogenen Vergleich zum Fernkampf: Da ist dann überhaupt nichts mehr mit effektiver Gegenwehr (deswegen macht es in diesem Kontext mMn auch keinen Unterschied, ob es eine aktive Parade gibt oder einen Verteidigungswert: käme beides nicht zur Anwendung).
Und so gesehen lässt sich das mit einer getrennten Betrachtung einfacher abhandeln als mit einer vergleichenden Probe.
Zu Ende gedacht, etwa mit entsprechenden Abzügen aus vorhergehenden Runden, führt das allerdings meistens dazu, dass so ein Nahkampf eine sehr einseitige Sache wird und das wollen die Spieler nicht.
Es gibt da ja eine gewisse medial geprägte Erwartungshaltung, wie ein Nahkampf auszusehen hat, und das wollen die Spieler dann eben auch irgendwo im System wiederfinden.
Schon die vergleichende Probe, die alles abhandelt, ist nur auf einem passenden Abstraktionsgrad genehm.
Und noch ein Randaspekt vergleichender Proben wie in SR:
Da kriegt am Ende genau einer Schaden, nämlich der Verlierer.
Das ist dann mMn auch wieder nichts wirklich Brauchbares.
Mir kam diese knallharte Regelung der Fernkampfangriffe, als ich einen Egoshooter gespielt und bemerkt hatte: Da ist nichts mit ausweichen!
Ausweichen im Sinne von "anfliegenden Geschossen durch bewusste Bewegung entgehen" - meistens nicht (gibt auch Shooter, wo das zumindest gegen bestimmte Waffen möglich ist).
Aber sich grundsätzlich so verhalten, dass einem Gegner das Zielen und Treffen möglichst schwer wird, das geht durchaus.
Da stellt sich dann "nur" die Frage, ob man das als Ausweichen bzw. pauschal aktive Parade verwursten will oder einfach als Modifikator beim Schützen ablädt.
In der Regel sind die Modifikatoren für den Schützen in solchen Fällen aber zu gering und es macht nicht so viel aus, wie es müsste/sollte.
Und was ist jetzt ein Überraschungsangriff? Du kannst mit ein paar Gegnern im Feuergefecht sein und weißt, da rennen ein paar Typen rum, die dich über den Haufen schießen wollen. Aber du hast das Problem, dass du kein 360° Blickwinkel hast. Ergo, es kann immer sein, dass jemand von irgendwo auf dich schießt und du das nicht bemerkst, weil du z.B. gerade selbst auf einen anderen Typen feuerst.
Du bist also hochkonzentriert und auf alles gefasst, aber deine Wahrnehmung deckt einfach nicht alles ab.
Da kommt man schnell ins Grübeln, wenn man es zu detailliert haben will:
Ermöglicht man es, zwar bewusst, aber nichtdiagnostisch, gegnerischem Beschuss auszuweichen?
Oder ist das nur ein generelles Verhalten - dann ist die Frage nach dem Überraschungsangriff im laufenden Kampf gar nicht mehr so kritisch.
Es sei denn, man will unbedingt noch die Situation abgebildet haben, dass ein Gegner jede relevante Deckung umgangen hat oder auf sonst eine Weise einen eher leichten Schuss anbringen kann.
Falls man also wirklich auf eine vergleichende Probe hinaus will, dann vielleicht gegen Wahrnehmung: Überblickt man das Kampffeld derart, man sich so geschickt bewegt, dass der Angreifer möglichst oft kein freies Schussfeld hat. Oder doch Geschicklichkeit, weil man so derart schnell und zackig rennt, dass der Angreifer Probleme beim Vorhalten kriegt. Aber in diesem Fall greift der potentielle Verteidiger auch nicht mehr an oder erschwert ... aber da wird es mir dann schon wieder zu kompliziert.
Das kann man z.B. über einen Mischwert machen.
Der besteht dann aus relevanten Attributen, Fertigkeiten und ggf. auch gleich Bewaffnung und Ausrüstung.
Meiner Erfahrung nach wird das dann aber ein ziemliches Geschwampfe, bei dem am Ende jeder doch ähnliche Werte hat (aber aus unterschiedlichen Gründen) und ein Würfelergebnis gar keine Anhaltspunkte für den gemeinsamen Vorstellungsraum liefert. Das muss dann trotzdem noch frei Schnauze interpretieren - und dann hätte man auch gleich darauf pfeifen und ein richtig einfaches System nehmen können.
Bei denen die so realistisch sind, dass man wirklich nach einem Schuss tot ist.
Das ist so pauschal allerdings kein bisschen realistisch.
Und in den meisten Fällen kann ich mich über diesen Pseudorealismus hervorragend ärgern, weil er keinen einzigen Vorteil bietet außer dem, dass sich der Verantwortliche irrtümlich ganz toll vorkommen kann
Nahkämpfe können doch durchaus relativ lange dauern, wenn die Kontrahenten ähnlich stark sind.
Das gilt für Fernkämpfe
unter den richtigen Umständen allerdings auch.