Autor Thema: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?  (Gelesen 11889 mal)

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Offline Evil Batwolf

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #50 am: 25.05.2014 | 21:37 »
...Das kann bei Euch alles ganz anders sein. Nur glaube ich das nicht.
Bei uns läuft das so, dass wir wesentliche Plotelemente auf der Meta-Ebene vor und bei Bedarf auch während der Session mit dem SL absprechen. Plot entsteht durch die gesamte Gruppe und deren Input. Der SL ist nicht der Geschichtenerzähler und große Zampano, sondern hat eher die Rolle des Moderators und Fädenzusammenbinders.

Das läuft alles wunderbar und funktioniert auch. Wirst Du jetzt nicht glauben, könntest Du aber feststellen, wenn Du mal bei uns mitspielen würdest. Aber darauf hätte ich dann. nach allem, was Du hier so von Dir gibst, eher keine Lust.

Offline Dragon

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #51 am: 25.05.2014 | 21:42 »
Was Bad Horse und Batwolf sagen, muss am Namen liegen^^
« Letzte Änderung: 25.05.2014 | 21:43 von Dragon »

Offline Lord Verminaard

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #52 am: 25.05.2014 | 22:34 »
Den Tiefschlag kommentiere ich mal nicht weiter.

Da sollte kein Tiefschlag sein. Aber wie du meinst.
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Offline Crimson King

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #53 am: 25.05.2014 | 23:05 »
Ich würde noch einen Schritt weiter gehen als CK und sagen:

So was sollte man doch lieber Film und Buch überlassen, im Rollenspiel sind derartige Momente selten das Maß an Verarschung und Marginalisierung der Spieler wert, das dafür erforderlich ist. (Mir ist bewusst, dass gerade im DSA nach Florian Don-Schauen eine völlig andere Auffassung vorherrscht, ich halte diese Auffassung aber bei allem Respekt für schädlich und falsch. Gerade wenn man etwas übrig hat für stark SL-getriebenes, episches Erzählspiel.)

Der Held ist doch der Spielercharakter. So habe ich das jedenfalls verstanden. Und das wäre dann schon eine sehr gute Szene.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #54 am: 25.05.2014 | 23:08 »
Ach so, das kann sein, dann nehme ich alles zurück. :)
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Offline Oberkampf

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #55 am: 26.05.2014 | 07:58 »
Mal zur allgemeinen Frage:

Ich glaube, man darf von Rollenspiel einfach nicht zu viel erwarten. Rollenspiel ist so eine Mixtur aus Gesellschaftsspiel, Schauspiel, Kino und Geschichte, und jedes einzelne Teil reicht heutzutage nicht an die Spitzen, ja vielleicht nichtmal an den Durchschnitt der spezialisierten Alternativen heran.

Wenn das Gesellschaftsspiel im Vordergrund steht, habe ich zumindest an einem ausgereiften Brett- oder Kartenspiel, manchmal sogar einem Computerspiel, oft mehr Spaß als an einem Rollenspiel. Romane, teilweise auch Serien und Filme, haben oft die bessere Geschichte. Filme und Serien sicher die besseren Effekte und Stunt-Choreographien. Das kommt natürlich auch daher, weil daran Profis arbeiten, die viel Zeit, Mühe und Geld (für Effekte) hineinstecken. Bleibt das Improvisationssschauspiel, und das schwankt häufig stark in der Qualität. 

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Offline Talon der Reisende

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #56 am: 26.05.2014 | 08:23 »
Dem was Huntress sagt kann ich mich nur Anschließen.

Es ist ja auch so das beim Rollenspiel letzt endlich jeder etwas anderes im Kopf hat. Ich wette es gibt keine 2DSA Spieler die sich Aventurien komplett gleich vorstellen selbst wenn sie gleiche Beschreibungen verwenden würden, wären es doch völlig unterschiedliche Bilder die sie vor Ihrem Geistigen Auge damit verbinden.

Und das trifft nun mal auch auf das gesamte Spiel samt Abenteuer zu.

Ein Buch, Film oder Brett/Kartenspiel/Comuterspiel haben einfach auch den Vorteil das alles immer das gleiche Konsumieren da entscheidet höchsten noch ob dem Individuum gefällt was er sieht doch fragt man Ihn "was hast du gesehn/gehört" wird jeder einzelne immer das selbe sagen (ausser vielleicht eben das ob derjenige es gut oder schlecht fand)

Ich kenne das halt auch wenn ich mir ein Abenteuer ausdenke für meine Gruppe dann denk ich manchmal "Das ist so epic" oder "das wird Sie das fürchten lehren" und dann kommt es doch ganz anders einfach weil sie nicht die selben Bilder oder Emotionen mit dem verbinden wie ich als ich es schrieb.

Dazu kommt noch , jemand der zig Jahre Fantasy etc konsumiert ist einfach auch was schwerer hinter dem Ofen hervor zu holen.
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Offline Dragon

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #57 am: 26.05.2014 | 09:03 »
Vielleicht sollte man auch einfach noch mal erwähnen, dass letztendlich doch der Spaß im Vordergrund steht/stehen sollte. Einige eurer Posts klingen so negativ, das ich mich frage, warum ihr das dann überhaupt macht ;)

Offline kalgani

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #58 am: 26.05.2014 | 09:05 »
als SL hab ich gelernt:

erzwinge keine Szene, lass sie durch die Spieler sich entwickeln.
frei nach Wäsch: sei langweilig.
hört sich wirklich anfangs bescheuert an, aber es funktioniert!
allerdings sollte man ruhig das ganze buch gelesen haben^^


als Spieler hab ich gelernt:

behalte deine gedanken nicht für dich, plapper jeden mist raus.
alles was du für dich behälst ist material mit dem der SL nicht arbeiten kann.
solange man nicht mit geblödel die atmo total killt sollte man mit seine gedanken wirklich NIE für sich behalten.

Offline Lord Verminaard

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #59 am: 26.05.2014 | 09:54 »
Ich glaube, man darf von Rollenspiel einfach nicht zu viel erwarten.

Ja, und sich freuen, wenn dann doch viel kommt. Man kann und darf sich schon anstrengen, auch richtig doll anstrengen, aber man sollte nicht die Erwartung haben, dass es jedes Mal der totale Flash wird. Wenn es einfach nur ein netter und unterhaltsamer Abend mit Freunden ist, sollte man sich darob nicht grämen.

Auch habe ich eher schlechte Erfahrungen damit gemacht, bestimmte Dinge eins zu eins aus anderen Erzählformen zu übernehmen. Das gilt für bestimmte Formen des Mystery, für exzessive Flashbacks und andere nicht lineare Erzählstrukturen, und generell für alles, was das Informationsmanagement und die Wahrung der Konsistenz der Fiktion erschwert. Rollenspiel als improvisierte, kollaborative Erzählform ist hier einfach im Nachteil gegenüber einem Roman oder Drehbuch, wo im Voraus geplottet und hinterher noch lektoriert und editiert wird. Einfachheit und Geradlinigkeit zahlen sich hier meiner Erfahrung nach aus. Das macht Rollenspiel aber nicht zu einer „minderen Erzählform“, die Würze kommt eben aus der Interaktivität.

Rollenspiel ist mehr als die Summe seiner Teile, und ich habe schon Runden erlebt, die die Mitspieler so sehr in ihren Bann schlugen, dass jedes Zeitgefühl verloren ging; über die noch Jahre später mit leuchtenden Augen gesprochen wurde; durch die Menschen sich näher kamen und Freunde wurden; bei denen erwachsene Menschen ihren Tränen freien Lauf ließen; die so spannend waren, dass es manche Mitspieler nicht auf den Sitzen hielt; bei denen eine Mitspielerin plötzlich etwas sagte, das gleichzeitig so überraschend und so passend war, dass ich sie einfach nur umarmen wollte (oder auch etwas, das nicht überraschte, das jeder hatte kommen sehen, aber das umzusetzen und dem gerecht zu werden man eben auch erst mal schaffen muss).

Ich würde dieses Hobby nicht seit über 20 Jahren mit dieser Leidenschaft betreiben, wenn es diese Momente, diese einmaligen Spielrunden, eben die bereits erwähnten 10-Punkte-Runden nicht gäbe. Nur habe ich mich von dem Irrglauben verabschiedet, jede einzelne Sitzung könnte oder müsste so sein und man müsste nur die richtigen Techniken, den richtigen Weg finden, um sie beliebig reproduzierbar zu machen. Dem ist nicht so.
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Offline Teylen

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #60 am: 26.05.2014 | 10:09 »
Den Drachen mit barbarischem Geschrei und einem gewaltigen Axthieb enthaupten!
Die Herausforderung klingt nach einer spielerischen.
Das heißt gestalte den Drachen, das Gelände so das man kampfrelevante, taktische Entscheidungen treffen kann und das der Encounter verspricht spannend zu werden. Je nach verwendeten System findest du bereits im Regelwerk Hinweise wie die Werte auszusehen haben, welche Strategien du für die Gegner verwenden kannst und was sich auf Spielerseite anbietet.
Das garantiert nicht das es zu dem Axthieb kommt wie du es dir vorstellst, aber es sollte einen dramatischen Kampf ergeben.

Ich vergleiche das etwas mit Go.
Man kann bei einer Partie-Go versuchen sich darauf zu freuen eine ganz bestimmte Zugfolge (ein Tesuji) die man gelernt haben anzuwenden. Weil aber die Go-Partie eine Sache zwischen zwei Personen ist, ist es unwahrscheinlich das man sein gelerntes Lieblingsding umsetzen kann. Das heißt man sollte drauf los spielen, seine Strategie drauf anpassen, und wenn es dann nicht so hinhaut sich vielleicht freuen das man eine andere Zugfolge spielte. Vielleicht gar das es der Gegner tat.

Zitat
Der faszinierende Zauber des Entdeckens beim Ausblick über das unbekannte Feenland!
Hier würde ich überlegen wie man das Feenland beschreiben kann.
"Du kannst zwar sagen: Ihr seit von der unbekannten, zauberhaften Fremde fasziniert."
Aber die Chance besteht das weder die Spieler noch die Charaktere fasziniert sind nur weil man es ihnen sagt. Normalerweise gehe ich dabei so vor das ich versuche es mir vorzustellen, vor dem inneren Auge zu visualisieren und dann beschreibe.

Zitat
Die Gänsehaut, während der totgeglaubte Held die Kapuze zurückschlägt, und den Hochverrat aufdeckt!
Hm. Hier kann man es einfach einbringen?
Vielleicht vorher planen und dann: "Tada! XY ist nicht Tod."
Wobei es etwas ist das nicht jede Sitzung funktioniert, respektive das sich unheimlich schnell abnutzt.
Wenn es zu häufig vorkommt erwartet man unter jeder Mütze einen totgeglaubten oder eine Überraschung. Die dann wiederum nicht überraschend ist. Respektive genauso wenig überraschend wie der Cliffhanger am Ende einer Folge Alias oder 60er-Jahre Batman,..

Zitat
Die Angst, während man vor schier unsichtbaren Übeln aus einem verfluchten Erdloch flieht...
Das halte ich für ein spielerisches Problem. Einfach einen spannenden Encounter machen, vielleicht einen leicht übermächtigen und hoffen.


Wobei die Schilderungen deiner Spieler schon nach arg coolen Rollenspielsitzungen klingen :)
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Offline Slayn

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #61 am: 26.05.2014 | 10:11 »
Ich denke man kann nur versuchen seine Szenen so zu gestalten dass sie ein gewisses Potential zu Drama, Konflikten und spontanen genialen Lösungen bieten und hoffen dass die Spieler darauf anspringen und etwas davon aufgreifen. Was man dabei tunlichst vermeiden soll ist schon in komplett "zu Ende erzählten" Geschichten zu denken, in der Hoffnung die Spieler könnten Gedanken lesen und kommen genau zu der Lösung die man sich selbst vorgestellt hat.
Es hilft, wenn man ein Setting bespielt das genau diese Art von Konflikten vorgibt und auch teils zu Kernelement erhebt, es hilft auch wenn das genutzte System für genau so etwas Belohnungsmechaniken bietet um den Blick der Spieler auf potentiell coole/geniale Handlungen zu schärfen.
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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #62 am: 26.05.2014 | 10:16 »
Ein gänzlich anderer Ansatz. Vielleicht hilft es auch sich nicht alles schlecht zu reden?

Manchmal entsteht so der Eindruck das man eine klasse Rollenspielrunde hatte, überraschender Kampf mit Wachen [gemeuchelt] krasser Kampf mit Drachen [geredet, geflogen, geschoßen und gekämpft] und noch Charakter-Interaktion, naja, und anstelle das man hingeht und sagt: "Woah, war das geil." wird irgendwie überlegt ob es dem Ideal vom perfekten RPG entspricht und dann Abzüge vergeben.
Bis aus "Wow, fett" ein "Naja, okay, geht doch besser" wird.
Teilweise mit Sachen die das aktuelle Spiel gar nicht bereichert hätten und die irgendwo von dritten kommen?

Wenn man sich mit dem Drachen, nach allen Künsten des System und der Mechanik, keilt bringt es nichts darüber zu greinen das es nicht das Player-Empowerigste war.
Bei einer Schlacht mit Zerstörung, Drachen und Kampf passt vielleicht so einmal eine Runde "Ahhh, wie schön ist Feenland" nicht.

Also ich sagt nicht das es der Fall ist. War nur ein Gedanke von mir. ^^;
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Offline Uebelator

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #63 am: 26.05.2014 | 10:18 »
Also aus meinen Erfahrungen als SL hab ich mittlerweile gelernt: Plane nur so viel wie unbedingt nötig.

Jedes Mal, wenn ich während der Planung so Sachen denke wie:
"Die Spieler werden heulen, weil das so dramatisch wird." oder
"Wenn da keiner Gänsehaut bekommt, weiss ich auch nicht.", dann schmeiss ich die betreffenden Szenen am besten gleich wieder über Bord, weil Rollenspiel - zumindest aus meiner Erfahrung heraus - so nicht funktioniert.

Klar ertappe ich mich immer wieder dabei, Szenen durchzuplanen, wie in einem Roman, aber dann muss ich mich echt bremsen, weils einfach nicht funkioniert, den Spielern vorzugeben, dass sie jetzt gefälligst emotional mitgerissen zu sein haben.
Ich behaupte auch einfach mal, dass das zum Teil daran liegt, dass man beim Rollenspielen eben auch durch viele Faktoren abgelenkt werden kann. Wenn der Pizzabote klingelt, während man den dramatischen Tod der vaterfigur beschreibt, dann ist die Emotionalität dahin. Wenn einer der Spieler auf dem Smartphone rumdrückt und mittendrin fragt, wo wir gerade nochmal sind, ebenso... Und als Spieler (und auch als SL) ist man ja auch generell nicht an jedem Abend zu gleichem Maße dazu in der lage, sich voll auf die Story einzulassen und einzutauchen.

Wenn ich mich hinsetze und mit Wonne Titanic gucke, dann heule ich im Zweifel Rotz und Wasser. Wenn ich dabei aber bügle und mit Freunden telefoniere, dann freu ich mich über das Knallbumm, aber emotional packt mich das halt nicht.

Wie dem auch sei... ich versuche mich bei der Planung mehr auf so Sachen zu beschränken wie:
"Meine Spieler freuen sich bestimmt, wenn NSC XY mal wiederr auftaucht." oder
"Die sind bestimmt überrascht, wenn sie herausfinden, dass Item XYZ in Wahrheit ganz anders funktioniert."

Entweder freuen sie sich und sich überrascht, oder eben nicht, aber das ist dann auch nicht schlimm.
Klingt blöd, aber Schraub die Erwartungen nicht zu hoch. passt schon ganz gut.

In der Regel kommen die coolsten Situationen eh ungeplant zustanden, wenn alle irgendwie im Spielfluss sind.

Und selbst wenns nicht superdramtisch war, freu ich mich am Ende immernoch drüber, einen netten Abend mit Freunden gehabt zu haben.
« Letzte Änderung: 26.05.2014 | 10:21 von Uebelator »

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #64 am: 26.05.2014 | 10:27 »
Letzte Woche hieß es in Shadowrun in einer Nachrichtensendung, dass nach dem "Toastermörder" gefahndet wird, nachdem die SCs den Berater von Brackhaven erpressen konnten, der was mit Ares zu tun hatte, da ihnen Morde untergejubelt wurden. Die Mordopfer wurden zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Während ich als über diese vorbereiteten Zeilen des Nachrichtensprechers holper, bleib ich dann bei Toastermörder hängen und krieg einen heftigen Lachkrampf. Das klang in der Vorbereitung nicht ganz so lächerlich. Normalerweise killen Spieler die Stimmung, aber das war echt zu hart für mich.
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Offline Ursus Piscis

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #65 am: 26.05.2014 | 10:33 »
@ Exilant: Eine kurze Anmerkung abseits der "handwerklichen" Aspekte des Rollenspiels - vielleicht liegt der Hund ja auch eher bei Deiner Erwartungshaltung begraben?

Teylen hat ja anscheinend auch schon in diese Richtung gedacht: "Vielleicht hilft es auch sich nicht alles schlecht zu reden?"

Wenn Rollenspiel tatsächlich nie so gut ist, wie Du es gerne hättest, dann würde ich mir schlicht und ergreifend ein anderes Hobby suchen - vielleicht wird das dann ja genauso, wie Du es Dir vorstellst.

Sollte Rollenspiel aber eigentlich nicht immer so gut sein, wie Du es gerne hättest, würde ich das unter "So ist das Leben ..." einordnen, nicht weiter grübeln und weitermachen.

Denn was ist schließlich immer genauso perfekt, wie man es gerne hätte?  ~;D

Ucalegon

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #66 am: 26.05.2014 | 11:44 »
Ich glaube, man darf von Rollenspiel einfach nicht zu viel erwarten. Rollenspiel ist so eine Mixtur aus Gesellschaftsspiel, Schauspiel, Kino und Geschichte, und jedes einzelne Teil reicht heutzutage nicht an die Spitzen, ja vielleicht nichtmal an den Durchschnitt der spezialisierten Alternativen heran.

Rollenspiel als Mixtur? Ich würde behaupten, dass die Verantwortung, die man im Spiel für seine Charaktere, für die der Mitspieler und für die Spielwelt übernimmt eigentlich jedes Rollenspiel gegenüber den genannten Kategorien "spezialisiert" macht.

Irgendwo hat Scott Glancy in Bezug auf Cthulhu mal sinngemäß gesagt, dass Horror in CoC insbesondere dann entsteht, wenn die Spieler würfeln und damit ihre Charaktere und das Schicksal der anderen Ermittler aufs Spiel setzen. Da kann man noch so sehr versuchen, einen Horrorfilm zu imitieren und dadurch eine Atmosphäre der Angst zu erzeugen (was ja einige über Soundtracks, Live-Elemente usw. versuchen).

Ich denke dieser Fokus auf visuelle/"atmosphärische" Elemente (exemplarisch dafür kann man auch aus Filmszenen zusammengeschnittene "Rollenspiel-Trailer" nehmen) oder auf Elemente einer Romanhandlung sind Erwartungen, die viele (aber sicher nicht alle) Rollenspiele nicht in diesem Maße erfüllen können.
Wenn man also die Choreografie eines Blockbusters oder die komplexen Charakterisierungen von 1000 Romanseiten erwartet, wird man uU eher enttäuscht.

Trotzdem würde ich persönlich nicht zu "Erwarte nichts" raten. Vielleicht eher zu "Erwarte, Verantwortung übernehmen zu können (für dich, deine Mitspieler, die Story)"?

Mamenchi

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #67 am: 26.05.2014 | 12:01 »
also ich verhinder das durch reden ;)
"Leute, ist das jetzt wichtig/spannend für euch?"
"Wollt ihr das weiter ausspielen, oder sollen wir springen?"
"Ich würde jetzt die Szene beenden wollen."
So was in der Art.

Und damit fing die ganze Diskussion an, weil ich gesagt habe, dass ich es wage meine Spieler zu fragen ob sie alle Keller durchsuchen oder wir lieber springen wollen.
Freiheit zu haben bedeutet auch sich frei dafür entscheiden zu können in gewissen Situationen die Wahl jemand anderen zu überlassen. Wichtig ist - FÜR MICH - das diese Wahl besteht.

Naja wenn ich jetzt XY tun will dann ist mir das auch wichtig, sonst würde ich das ja auch nicht sagen, wenn dann der SL widerspricht: hey wollt ihr das jetzt wirklich ausspielen? Dann winkt er mit dem Zaunpfahl und will das eigentlich nicht

Das fände ich gefährlich, weil man als Spieler dann auch "lernt" hey unwichtiges einfach überspringen, will der SL eh nicht, dann würde ich zum Plot Rusher

Wenn z.b. jemand ausformuliert wie er z.b. bestimmte Nachforschungen tätigen will, dabei schöne Ideen hat und der SL sagt: würfel einfach, deine Pläne spielen aber keine Rolle, sondern nur das Würfelergebnis, dann reduziert das die Session.

Derjenige der das Ausformuliert, will das ja, sonst würde er einfach sagen: ich würfle auf Nachforschen, was bekomme ich raus?

Wenn natürlich die Gruppe hier auseinander geht, also einer wills ausspielen, der Rest wills skippen (man wie habe ich SWTOR gehasst ^^) dann ist es doof

Hellstorm

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #68 am: 26.05.2014 | 12:08 »
Es klappt mit den "richtigen" Spielern und einem Tanz zwischen Regeln und Erzählung.

Mit ein paar Spielern wusste ich, ich konnte die geilsten Plot schreiben...selbst wenn sie manchmal eine Logik lücke hatten. Meine Spieler bügelten meine Fehler aus, so wie ich Ihre ausbügelte.
Wichtig hier ist mache mit deinen Spielern mehr als nur PnP. Vertrauen ist das wichtigste in einer Runde. Wenn auch nur ein Spieler der Meinung ist "XY" in meiner Runde verbaut es eh wieder....dann wird es passieren und man spielt "verhaltener".

hier eine Abbildung dazu: http://www.1-focus.com/images/fivedysfunctions.png

Damit eine Story nicht in die Belangloskeit versinkt, muss man wissen was für die Spieler "Belanglosikeit" bedeutet. Danach ist auch die Gestaltung des Plots und die Beschreibungen vorzunehmen. Wichtig ist auch die Spieler zu fragen was sie wollen. Wenn sie dir keine Antwort geben oder sowas wie "ich will nur mal spielen" ...dann spiele nicht mit ihnen. Wenn keine Vision vorhanden ist...dann werden sie rumstehen und nicht wissen was sie tun sollen.

Das können auch Kleinigkeiten sein wie: "Mein Char will einen langen Wheely auf der Autobahn machen". Sowas reicht schon um einen Abend zu würzen.






Offline Feuersänger

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #69 am: 26.05.2014 | 12:25 »
"Mein Char will einen langen Wheely auf der Autobahn machen".

"...mit einem Sattelzug!"


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Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #70 am: 26.05.2014 | 12:45 »
Naja wenn ich jetzt XY tun will dann ist mir das auch wichtig, sonst würde ich das ja auch nicht sagen

...

Derjenige der das Ausformuliert, will das ja,

Das ist ein Trugschluss. Es gibt Spielleiter, die ZWINGEN ihre Spieler dazu, jedes Fitzelchen genau zu beschreiben, und wenn die Spieler das nicht machen, dann bekommen sie einen auf den Deckel. ("Du wirst wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet. Du hast schließlich nicht GESAGT, dass du deine Hose anziehst, bevor du vor die Tür gehst.") Wenn man solche Spieler dann in seine Runde bekommt, dann kann es schon sinnvoll sein, zu fragen, ob sie das wirklich im Detail ausspielen wollen, oder ob sie das nur machen, weil sie von ihrem alten SL so konditioniert wurden.

Offline Dragon

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #71 am: 26.05.2014 | 13:20 »
mal abgesehen davon, wenn wir immer wirklich nur wirklich wichtige Dinge, die uns am Herzen liegen sagen und kommunizieren würden, wäre die Welt ganz schön still

manchmal verrennt man sich eben auch in Belanglosigkeiten und manchmal denke ich etwas ist belanglos, aber meinen Spielern ist es wichtig
Über Wahrnehmungsdifferenzen wurde doch bereits gesprochen.

Offline Evil Batwolf

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #72 am: 26.05.2014 | 14:50 »
Ich denke, dass ein Problem auch darin bestehen kann, dass landläufig im Rollenspiel ein hierarchisches Verhältnis zwischen Spielleiter und Spielern gesehen wird.

Es nimmt viel Druck vom Kessel, wenn man den SL nicht als den "Unterhaltungsverantwortlichen" sieht, sondern als ein gleichberechtigtes Mitglied der Gruppe, wenn auch mit anderer Funktion. Es ist eben nicht so, dass er alleinverantwortlich für die Qualität einer Spielrunde wäre, dass er der Einzige ist, der Plot entwickeln darf, der Einzige, der über Regelauslegungen entscheidet usw. usf. .

Hey, der Typ ist mein Freund, nicht mein Boss!!

Als Spieler will ich einerseits Einfluss darauf haben, was am Tisch Thema ist. Andererseits fände ich's auch nicht fair, wenn ich mich auf einem Mitspieler (dem SL) ausruhe und ihn als "Hörbuch" missbrauche. RPG's sind interaktive Spiele, d. h., dass auch alle Mitspieler aktiv sein sollen.

Vielleicht sollte man sich auch als Spieler öfter mal klarmachen, dass das Gelingen einer Rollenspielrunde an allen Beteiligten hängt, nicht nur an einer Person. Btw., das gilt nach meiner Erfahrung auch für 'ne ganze Menge anderer Freizeitaktivitäten.


Mamenchi

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #73 am: 26.05.2014 | 15:02 »
Das ist ein Trugschluss. Es gibt Spielleiter, die ZWINGEN ihre Spieler dazu, jedes Fitzelchen genau zu beschreiben, und wenn die Spieler das nicht machen, dann bekommen sie einen auf den Deckel. ("Du wirst wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet. Du hast schließlich nicht GESAGT, dass du deine Hose anziehst, bevor du vor die Tür gehst.") Wenn man solche Spieler dann in seine Runde bekommt, dann kann es schon sinnvoll sein, zu fragen, ob sie das wirklich im Detail ausspielen wollen, oder ob sie das nur machen, weil sie von ihrem alten SL so konditioniert wurden.

oh gott, ja sowas gibts auch :(

ganz vergessen. Logisch, wenn so geprägt wurdest, dann dürfen das folgende SL Generationen ausbaden :(

Offline Slayn

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Re: Warum ist Rollenspiel nie so gut, wie es sein sollte?
« Antwort #74 am: 26.05.2014 | 15:12 »
Es nimmt viel Druck vom Kessel, wenn man den SL nicht als den "Unterhaltungsverantwortlichen" sieht, sondern als ein gleichberechtigtes Mitglied der Gruppe, wenn auch mit anderer Funktion. Es ist eben nicht so, dass er alleinverantwortlich für die Qualität einer Spielrunde wäre, dass er der Einzige ist, der Plot entwickeln darf, der Einzige, der über Regelauslegungen entscheidet usw. usf. .

Erst neulich wieder erlebt: Die absolute Weigerung seitens eines Spielers sich auch nur irgendwie aktiv am Spielgeschehen zu beteiligen. Reine Reaktion, pures Bespaßen lassen, abfällige Kommentare darüber das man als Spieler nur dazu da ist das Abenteuer zu erleben und noch nicht mal irgendwie in der Pflicht wäre sich um den Spaß der weiteren Mitspieler zu kümmern, vom SL ganz zu schweigen.
Es gibt anscheinend noch sehr viele Leute die so sozialisiert wurden und niemals umdenken lernen wollen.
Wenn wir einander in der Dunkelheit festhalten .. dann geht die Dunkelheit dadurch nicht vorbei
I can hardly wait | It's been so long | I've lost my taste | Say angel come | Say lick my face | Let fall your dress | I'll play the part | I'll open this mouth wide | Eat your heart