Aktueller StandAm Samstag haben wir nun drei Charaktere aus unserer Shadowrun Kampagne gebaut. Einen meiner Spielercharaktere, sowie zwei sehr wichtige NSCs, die vom Detailgrad so zwischen einem Nebencharakter und einem Hauptcharakter liegen. Und der SL schien mit der kurzen Fertigkeitsliste und auch den Stunts, die wir uns für die Cyberware überlegt haben ziemlich zufrieden zu sein. Er konnte die Charaktere wohl gut wiedererkennen.
Allerdings muss man dazu sagen, dass wir erlaubt haben, dass man zu allen Fertigkeiten Einschränkungen notieren kann, wenn man möchte. (Ist also nicht verpflichtend.) Einer der Charaktere ist z.B. ein altmodischer Anarcho aus Berlin, der es mit moderner Technik nicht so hat. Bei dem steht dann "Technik +2 (nur alte Schlösser und Automechanik)" auf dem Bogen.
Heute aber hat der SL im Gespräch mit mir doch noch mal gesagt, dass er wegen der fehlenden Details Bauchschmerzen hat. In anderen Systemen könne man den Charakter einfach viel genauer ausgestalten, und dies sei man auch so gewohnt, und man könne dann einfach auch direkt am Bogen viel mehr ablesen, z.B. auch solche Sachen, ob jemand in direktem Lügen oder Schauspielerei besser ist. Er meinte die groben Pinselstriche würden zu Situationen führen, in denen der Charakter regeltechnisch nicht so abgebildet wird, wie er sich tatsächlich darstellt. Und dies würde dann Fragen und Diskussionen am Spieltisch verursachen.
Ich meinte, dass das erstens auch in Systemen wie SR4 vorkommt (inklusive Beispiel), weil keine Simulation perfekt ist. Aber insgesamt solche Situationen im praktischen Spiel ja derart selten sind, dass ich gut verkraften kann, mal kurz darüber zu reden: "SL, mein Charakter hat vielleicht Täuschen +3 auf dem Blatt, aber ich hab mir nie vorgestellt, dass das heißt, dass er auch ein Profi auf der Theaterbühne ist. Ich werde also nur mit +1 würfeln, wenn es recht ist." Oder umgekehrt: "Spieler, ich weiß, dein Charakter ist ein verdammt guter Lügner, aber heißt das auch, dass er eine Rolle in einem klassischen Theaterstück gut spielen kann? Hast du da drüber schon mal nachgedacht?"
... wir pflegen einen Spielstil, bei dem etwa 75% der Zeit vergeht, ohne auch nur einmal die Würfel zu zücken. Jetzt lasst mal mindestens weitere 15% der Spielzeit von den "gröberen" Regeln gut abgedeckt sein, dann käme es vielleicht alle 10 Spielabende mal zu so einem Gespräch. Dafür will ich dann nicht permanent ein detailliertes System mit mir rumschleppen, das unserer Geschichte und dem Spaß genau dann in den Weg kommt, wenn es eigentlich spannend und dramatisch werden sollte.
Auf jeden Fall sind wir überein gekommen...
Also einfach mal auf das System einlassen und schauen was geht...
... genau das zu tun. Der SL ist mittlerweile fest entschlossen Fate eine ausführliche Chance zu geben, worüber ich mich sehr freue.
Er meinte sogar so etwas wie, man müsse das mindestens ein Jahr spielen. So ganz sicher bin ich aber ehrlich gesagt nicht, ob ich das tatsächlich richtig verstanden hab.
Und keine Angst auch mal am System was zu schrauben wenn was nicht ganz so passt oder (wenn es in der Runde einfach gar nicht geht) mal einen Systemtest als Fehlschlag zu deklarieren wenn es denn eben nicht sein soll.
Oh ja. Schrauben werden wir. Wir haben ja schon damit angefangen, als wir das mit den optionalen Einschränkungen bei Fertigkeiten hinzugefügt haben. Wir haben auch schon diverse andere Regelsysteme getestet und als ungeeignet aussortiert. Darunter Cortex Plus und Savage Worlds. (Ich erkläre gerne warum, falls Interesse besteht.) Allerdings hat der SL gemeint, dass es ihm jetzt so langsam wirklich reicht mit den Experimenten. Wenn Fate sich (trotz Schrauben, ausführlicher Eingewöhnung usw.) als unpassend herausstellt, dann macht er nicht mehr mit, und dann wird SR4 gespielt, das er dann so viel Handwedeln wird, wie es halt nötig ist, dass wir trotzdem Spaß haben können. Kommentar von mir: Also genau so, wie es früher in meiner DSA Gruppe war. *seufzt* Ok. Ich hätte lieber ein System, das für uns funktioniert. Aber ich kann auch verstehen, dass er langsam keine Lust mehr hat bei meinem "Kreuzzug" mitzumachen.
@Dr. Jan Itor:Interessant, danke.
Ich schaue mir Diaspora und deine Ideen mal an.
Ich suche ja quasi nach Wegen wichtige Ausrüstungsstücke (und Cyberware) stylisch umzusetzen, so dass man sagt "Das ist gut! Das macht Spaß / lohnt sich zu haben!", auch ohne dass man ständig irgendeinen direkten Bonus auf irgendeine Fertigkeit (oder Attribut) bekommt, wie es in SR4 ist. Denn dies ist es ja gerade, was es teilweise auch bei simplen Proben sehr aufwendig macht überhaupt herauszufinden, wie groß der Pool nun ist, den man unter genau diesen Umständen würfeln darf. Das will ich in Fate nicht wieder haben.
@Dragon:6 Mittlere Meilensteine und ein Großer Meilenstein = 7 Fertigkeitspunkte, wenn ich das recht durchschaut habe.
Kann dein Waldläufer auf Grund der Säulen-/Pyramidenstruktur keine der schon vorhandenen Fertigkeiten mehr steigern? Oder würde er auch das als unpassend empfinden? Ich meine, es kann ja vorkommen, dass man nicht der Meinung ist, dass der Charakter in dieser oder jener Fertigkeit besser geworden ist, als der Wert, der schon auf dem Blatt steht.
Wir haben ja ehrlich gesagt nach einigen Versuchen am Samstag direkt schon beschlossen die Pyramide/Säule für unsere Hauptcharaktere nicht zu verwenden. Denn sie führt einfach dazu, dass man entweder diverse Fertigkeiten nicht auf dem Wert haben kann, der passend für den Charakter wäre oder genauso unpassende Fertigkeiten in die Liste aufnehmen müsste. Den Maximalwert von +4, der erst im Laufe der Kampagne steigen kann, haben wir aber beibehalten. Balancing ist bei uns aber auch kein Problem, da wir ja nur zu zweit sind und Charaktere sowieso so bauen, wie sie innerweltlich (und von ihrer Vorgeschichte her) Sinn machen.
Thema: Freiwillige EinschränkungenAllerdings muss man dazu sagen, dass wir erlaubt haben, dass man zu allen Fertigkeiten Einschränkungen notieren kann, wenn man möchte. (Ist also nicht verpflichtend.) Einer der Charaktere ist z.B. ein altmodischer Anarcho aus Berlin, der es mit moderner Technik nicht so hat. Bei dem steht dann "Technik +2 (nur alte Schlösser und Automechanik)" auf dem Bogen.
Bezüglich dieses "Anbaus" an Fate Core war ich am üblegen, was passieren soll, wenn besagter Charakter in eine Situation kommt, wo ihm weitergehende technische Fähigkeiten sehr nützlich wären, z.B. um Sensoren zu manipulieren, wenn kein anderer da ist, der das machen könnte. Dann hat der Spieler zwar eigentlich die spieltechnischen Ressourcen bezahlt (Technik +2 = 2 Fertigkeitspunkte), die ihm das ermöglichen würden, sein Charakter kann es aber wegen der freiwilligen Einschränkung trotzdem nicht oder deutlich schlechter.
Würdet ihr da einen Fatepunkt zum Ausgleich geben? Solche Situationen sollten nicht all zu häufig vorkommen, meistens wendet ein Charakter seine Fertigkeiten ja in den gewohnten Schwerpunkten an. Und würdet ihr den Spieler des Charakters entscheiden lassen, welches Ausmaß diese Einschränkung im jeweils konkreten Fall hat? Also ob der Charakter sich durch sein verwandtes Wissen etwas ableiten und daher mit reduziertem Wert würfeln kann (im Beispiel +1 oder +0) oder diesen Teilbereich dann tatsächlich gar nicht anwenden (=nicht würfeln) kann?