Autor Thema: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings  (Gelesen 2390 mal)

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Pyromancer

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Eine Frage an alle Nicht-Männer:
Wie wünscht ihr euch, dass ein vorgegebenes pseudo-historisches Setting bzw. Abenteuer mit dem Thema Sexismus umgeht? Soll ich, nur so als Beispiel, wenn ich eh den Schritt vom "19. Jahrhundert" zu "19. Jahrhundert mit Fabelwesen" mache gleich noch weiter zu "19. Jahrhundert mit Fabelwesen und ohne Sexismus" gehen? Soll ich schönfärben? Ausblenden? Die Dinge so darstellen, wie sie waren? Oder etwas ganz anderes?

Offline Teylen

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #1 am: 12.06.2014 | 13:54 »
Ich persönlich kann auf Sexismus in phantastischen Rollenspiel-Settings in der Regel sehr gut verzichten.
Gerade wenn es in einer Ausprägung daher kommt die realweltlich existierende Hindernisse mit romantisierten / übertriebenen ergänzt wohingegen die männlichen Figuren von jeglicher realweltlich existierender / rechtfertigbarer Einschränkung befreit sind.
Meine Meinung.


Als Anregung für die Gestaltung einer eventuellen Ungerechtigkeit würde ich mir da die Frage stellen wie es mir gefallen Würde wenn Figuren die meiner Identität am nächsten kommen stets vor die Hürden gestellt werden. Nicht als Abwechlung zu dem üblichen "Wish Fulfillment" sondern als Dauerzustand bei dem, wenn man ausbrechen mag, Vorhaltungen gemacht werden das Setting zu zerstören / gegen das Setting zu spielen.
« Letzte Änderung: 12.06.2014 | 13:56 von Teylen »
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Offline Ginster

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #2 am: 12.06.2014 | 15:14 »
Bei "historischen" Settings (bei mir eigentlich nur Cthulhu 1890-192x) habe ich bisher nichts schöngefärbt, da will ich die Eigenheiten einer Epoche schon einfangen. Hundekämpfe sind auch nicht schön, schaffen im alten London aber eine Atmosphäre. Viele Epochen sind mit heutigen Standards nicht darstellbar.
Natürlich sollen weibliche Charaktere nicht unspielbar, zu stark eingeschränkt werden oder ständig mit Sexismus konfrontiert werden. Deshalb braucht es mE eine gewissen Dehnbarkeit des Settings. Wichtig ist, dass SC nicht mit den Vorurteilen/Konventionen ihrer Zeit behaftet sind oder nur so weit, dass es das Rollenspiel evtl. begünstigt, nicht behindert.

Insgesamt stelle ich es also "historisch" dar, es rückt aber nicht in den Vordergrund, bzw. nur dann, wenn es dem Zweck des Rollenspiels dient. Außerdem gab es schon immer herausragende Frauen, die durch die sexistische Geschichtsschreibung nur in den Hintergrund gerückt oder einfach niemandem bekannt sind. Solche Settings sind eine tolle Möglichkeit solche Charaktere zu spielen oder kennenzulernen.

Eine Runde, die das Setting nutzt um sich zementierten Rollenbildern zu fügen oder sich darin zu suhlen fände ich aber uncool.

Offline Abaton23

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #3 am: 12.06.2014 | 15:23 »
Von was wird hier geredet? Sexismus oder Emanzipation? Ich meine, das sind zwei getrennte Dinge.

In unserer Zeit werfen einige diese Begriffe permanent in denselben Topf. Ich meine, in der heutigen westlichen Welt sind wir emanzipierter, jedoch bei weitem sexistischer als bsw. vor 50 Jahren.
Hie_ gibts einz_lne Buchst_ben zu ve_kauf_n

Supersöldner

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #4 am: 12.06.2014 | 15:36 »
je stärker die welt von ,,unserer,, abweicht dest so leichter lassen sich solche sachen wegschneiden . Bei einem Fantsy setting könnte zb fraun genauso magie haben wie männer und das führte zu (weitgehender) gleichberächtigung. und spätestens wenn du dich einer Göttin gegenüber wie ein Matscho aufführst hast du ein Echtes problem.

Offline Ginster

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #5 am: 12.06.2014 | 16:04 »
Von was wird hier geredet? Sexismus oder Emanzipation? Ich meine, das sind zwei getrennte Dinge.

In unserer Zeit werfen einige diese Begriffe permanent in denselben Topf. Ich meine, in der heutigen westlichen Welt sind wir emanzipierter, jedoch bei weitem sexistischer als bsw. vor 50 Jahren.

Das ist doch Käse. Emanzipation ist erstmal nur das Bestreben, sich freizumachen von Ungleichheiten und Diskriminierungen jedweder Art. Das hat, wie Du sagst, mit Sexismus nicht direkt zu tun. Im Umkehrschluss hat die Emanzipierung der Frauen sehr wohl mit der Befreiung von Sexismus zu tun. Da wurde ja auch einiges erreicht, auch wenn wahrscheinlich immer noch einiges zu tun ist.

Den letzten Satz halte ich auch für Quatsch, auch wenn nicht abzustreiten ist, dass es heute Formen des Sexismus gibt, die früher aufgrund von Konventionen und Frömmigkeit nicht so in Erscheinung traten. Aber das war ja auch großteils Bigotterie.

Offline bobibob bobsen

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #6 am: 12.06.2014 | 16:20 »
Ich bin zwar ein Mann kann jedoch sagen das mich der Sexismus bei Space 1889 extrem generft hat (auch wenn er vielleicht historisch korrekt war). Eine Frau zu spielen bedeutet dort einen Nachteil zu wählen. Einfach nur Mist.

Offline Yehodan ben Dracon

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #7 am: 12.06.2014 | 16:44 »
Na, wenn man doch aber Punkte für gutgeschrieben bekommt, ist doch alles i.O.!  ~;D
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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #8 am: 12.06.2014 | 17:42 »
Der Threadersteller bittet ausdrücklich um die Meinung von Nicht-Männern. Bitte haltet euch an seine Wünsche.
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Offline Iona

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #9 am: 12.06.2014 | 19:04 »
Dann komme ich doch der Bitte einmal nach, da ich ja auch zur gewünschten Zielgruppe gehöre ;)

Vorab: Ich muss klar sagen, dass ich generell keinen Spaß daran habe, wenn mein Rollenspielcharakter aufgrund einer nicht veränderbaren Eigenschaft diskriminiert wird (d.h. permanent von NSCs und SCs angefeindet/angepöbelt, am Mitwirken gehindert etc.; kleineres, humorvolles Gestichel zähle ich nicht dazu)
Das möchte ich nicht nur darauf reduzieren, welchem Geschlecht dieser SC angehört. Das bezöge sich auch auf Rasse, Herkunft oder sonstige Merkmale. Weiß ich das vorher, spiele ich entweder nicht mit (einen Mann spielen zu müssen wäre für mich ein Ausschlusskriterium) oder spiele eine unproblematische Figur.
Und hier kenne ich noch einige andere Spieler, die dies nicht oder nur in einem gewissen Rahmen verkraften kann.


Ich persönlich würde also kein Setting bespielen, das von vorneherein einen ausgeprägten Sexismus beinhaltet bzw. der Rest der Gruppe und die Spielleitung dies auch durchziehen will.


Im konkreten Beispiel (19. Jahrhundert) passt es durchaus zum Flair, dass es dort nicht üblich ist, dass Frauen offen Macht ausüben. Daher würde ich nicht dazu raten, Gleichmacherei zu betreiben - auch nicht bei weiblichen SCs.
Es sollte jedoch klar gemacht werden, dass die wenigsten Spielerinnen (wie auch ich) Spaß daran haben, nur als schmückendes, passives Beiwerk Teil der Gruppe zu sein, weil sogar von den anderen SCs settingbedingt gefordert wird, die Frau lieber zuhause bleiben zu lassen ;)
Daher sollten Anregungen geschaffen werden, welche weiblichen SCs denn spielbar sind. Das kann die Witwe/Frau eines Kranken sein, die sich nun selbst um ihr Leben kümmern muss, die einfache Handwerkerin, die gebildete Tochter aus liberal-denkendem Hause etc.

Wenn du vorhast, eine für viele gültige Settingbeschreibung zu erstellen, würde ich diesen Teil optional definieren und der jeweiligen Gruppe überlassen, wie viel sie mit reinnimmt. Da reichen ja Anmerkungen und Tipps, wie es damals real war und man es umsetzen kann, wenn man das denn will.
In einer einzelnen Gruppe sollte das mit allen Beteiligten und insbesondere mit den SpielerInnen weiblicher Charaktere abgesprochen werden.


Man kann den Spieß übrigens auch umdrehen: Grade in solchen Settings (z.B. auch 1920/1930er, wie bei Cthulhu) ist es mir als Spielerin oft aufgefallen, dass die männlichen SCs/Spieler irritiert reagieren, wenn mein Charakter z.B. selbstverständliche Höflichkeiten einfordert, die man einer Dame früher nun einmal angeboten hat.
Hier spiele ich in einer Runde sogar aus, dass mein SC eben Dinge nicht tut, die eine Frau in der Zeit auch nicht ohne Weiteres getan hätte und etwas ungehalten reagiert, wenn man sie nicht respektvoll behandelt (Tür aufmachen, Stuhl hinhalten, nach Hause begleiten usw.).
Dieser Charakter tut auch einige Dinge, die ihr Bild in der Öffentlichkeit beschädigen könnten, einfach nicht. Da muss sich die Gruppe dann ab und an drauf einstellen. ;)
Das gehört dann nämlich auch dazu, wenn man in einem Setting spielt, wo die Geschlechter nicht gleichbehandelt werden.

(M)Eine Meinung ;)
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Offline Ginster

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #10 am: 12.06.2014 | 20:24 »
Der Threadersteller bittet ausdrücklich um die Meinung von Nicht-Männern. Bitte haltet euch an seine Wünsche.

Das hab ich übersehen,  sorry.

Offline Bad Horse

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #11 am: 13.06.2014 | 21:33 »
So, jetzt hab ich auch Zeit für eine längere Antwort.

Ich finde es ganz okay, wenn es eine gewisse Reibungsfläche gibt - ein weiblicher Charakter begegnet in einem historischen Setting vielleicht Vorurteilen, gegen die er sich behaupten muss, aber nicht immer und ständig und an jeder Ecke. Es sollten auch nicht ständig NSCs kommen, die "Weib, was wagt ihr?" sagen, sondern halt auch mal andere, die die aktive, starke Frau genau deswegen attraktiv finden.

Wenn man das Thema völlig ausblendet und Frauen und Männer genau die gleichen Rollen ausfüllen lässt, schmeckt das für mich nach Fantasy und nicht nach einem historischen Setting.


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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #12 am: 14.06.2014 | 11:44 »
Für mich persönlich hat Sexismus wenig bis nichts mit der Authentizität eines historischen Settings zu tun.
Tatsächlich halte ich den oftmals kolportierten Sexismus um Settings vorgeblich historisch zu halten für wenig mehr als die Übertragung von persönlichen, modernen sexistisch geprägten Vorstellungen welche für das historische Setting auch noch in das extreme verzerrt werden.

Wobei bei mir der Eindruck entsteht das die übermäßig starke Betonung eine eher neue Entwicklung ist.
Das heißt wenn ich mal meinen persönlichen Lieblingsfilm ran ziehe, Vom Winde verweht, und mir überlege wie es wäre wenn der heute gedreht würde. Da hieße es heutzutage vermutlich das der voll historisch unauthentisch ist weil die weibliche Hauptfigur weitestgehend nicht mit sexistischen Hürden konfrontiert wird und wenn sie sowas macht wie eine Mühle zu eröffnen, mehr Probleme damit hat das sie Schwarze Gefängnisinsassen als Arbeiter nutzt, als damit das sie Brüste hat.
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Offline Timberwere

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Re: Sexismus in (pseudo-historischen) Rollenspiel-Settings
« Antwort #13 am: 17.06.2014 | 16:12 »
Ich vertrete eine ähnliche Einstellung wie die, die weiter oben schon ein paarmal genannt wurde: Ich finde, als setting-untermalendes "Fluff-Element" darf eine gewisse, der bespielten Zeit entsprechende Attitüde durchaus auftauchen. Allerdings eben nicht ständig und nicht so, dass das Spielen weiblicher Charaktere dadurch unmöglich gemacht wird.
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!