Desweiteren hast Du das Vorgehen einer Gruppe dargestellt, die sich durchaus um Heimlichkeit bemüht. Es also richtig macht.
Mir geht es darum, dass es verschiedene Formen (ich will nicht sagen Stufen) von Heimlichkeit/unauffälligem Vorgehen gibt.
- Keiner weiß, dass man da war und was man getan hat
- Es ist bekannt, was man gemacht hat, aber nicht wer und auf welchem Weg
Das sind die Varianten, die manchmal als "Königsklasse" dargestellt werden.
Je nach Ziel lassen sie sich schon rein logisch nicht immer umsetzen.
- Es lässt sich nachvollziehen, wie etwas gemacht wurde und möglicherweise auch warum/von wem beauftragt. Nur die Ausführenden sind nicht bekannt.
Das ist wohl die üblichste Konstellation. Ab hier ist auch ein gewaltsames Vorgehen denkbar.
- Selbe Variante wie oben, aber diesmal lassen sich die unbekannten Ausführenden anderen Aktionen zuordnen.
- Es ist genau bekannt, wer was für wen gemacht hat. Einzig der aktuelle Aufenthaltsort der Ausführenden ist unbekannt.
Selbst hier sind die Runner noch relativ sicher, solange ihr Umfeld dicht hält und sie in ihren Rückzugsräumen nicht auffallen.
Das ist die Minimalanforderung, um überhaupt Runner sein zu können und allein deswegen lebt man ohne oder mit falscher SIN und eben nicht mit den eigenen biometrischen Merkmalen in der SIN an einer normalen Adresse.
Runner werden gemäß der Reputation ihres Teams beauftragt und bezahlt. Insofern muss ein Johnson ohnehin Kentnisse ihrer bisherigen Tätigkeiten haben. Ansonsten kann er nicht beurteilen, ob die Leute, die er beauftragt, ihr Geld wert sind und Erfolgsaussichten haben. Daher wird jeder Johnson jedes Konzerns grob wissen, was in der lokalen Szene passiert ist und wer wann was abgezogen hat.
Aber jeder Runner wird ein Interesse daran haben, möglichst viele zusätzliche Barrieren/Anonymisierungsschritte zwischen sich und den Johnson zu bringen.
Dafür gibt es ja den Fixer, damit der schon mal filtern kann, welche Johnsons welche Runner vermittelt bekommen.
Zum Fixer sagt Mr. Johnson "Ich brauche Leute mit diesen und jenen Fähigkeiten" und der Fixer antwortet
allerhöchstens "Hätten Sie Interesse an dem Team, das im Mai die Mitsuhama-Extraktion durchgezogen hat?".
Meistens wird der Fixer aber nur sagen "Ja, da habe ich jemanden" und der Johnson wird es glauben müssen.
Das ist doch eine der Existenzberechtigungen des Fixers: kompetente Leute vermitteln zu können.
Ob die was taugen oder nicht, daran hängt sein Ruf genau so wie der des Teams, wenn nicht noch mehr.
Natürlich zeichnet es umgekehrt einen guten Johnson aus, dass er das Ohr auf der Straße hat und ungefähr weiß, was grad abgeht und wer die dicken Fische sind.
Aber oftmals wird er zu vielen (Straßen-)Namen noch nicht mal ein Gesicht haben und ständig überlegen müssen, ob man ihm die Wahrheit sagt oder mal wieder irgendein Hafensänger mit fremden Aktionen angeben will.
Das ist übrigens heutzutage auf der anderen Seite des Zaunes in einigen Ecken der Sicherheitsbranche sehr ähnlich:
Da läuft enorm viel über Hörensagen und Beziehungen, ohne dass man die Leute wirklich kennt oder sie im Vorfeld fundiert beurteilen kann.
Ich finde es sehr einleuchtend, dass das mit dem zusätzlichen Faktor Illegalität noch mal eine ganze Ecke ausgeprägter wird.
Konzernterritorien sind exterritoriale Gebiete, die nicht der lokalen Station angehören. Wenn ein Konzern regelmäßig die Zivilbevölkerung eines Staats gewaltsm attakiert, dann kommt das einer Kriegserklärung gleich.
Natürlich wird die Regierung eines Staats nicht gleich die Panzer auffahren, wenn Fuji den lokalen Slum einer Metropolregion ausdünnt, aber amüsiert sind die garantiert auch nicht.
Ja, das wird gern vergessen, wenn die Konzerne zurück schlagen.
Selbst wenn die Runner gefunden werden und noch interessant sind, muss der betroffene Konzern ebenso halbwegs den Ball flach halten wie die Runner.
Unterm Strich heißt das weniger Thorhämmer und Rudel schwarzer Hubschrauber, sondern einigermaßen unauffällige Autos voller zivil angezogener Schläger mit Schrotflinten und Sturmgewehren, aber keine schweren MGs, Flammenwerfer, Atomgranaten
Und schon ist es plausibel, dass die Runner bei so einer Aktion auch mal davon kommen, insbesondere mit Heimvorteil in einer entsprechenden Zone...
Die Sache mit der Anoynmität ist eine Farce.
Die Vorstellungen von etwaigen Vergeltungsmaßnahmen auch.
Insgesamt sind Racheaktionen sicher eher selten.
Das macht dann aber die wenigen "bösen" Konzerne wie Aztech um so interessanter; die sind ja bekannt dafür, dass sie, sofern sich die Gelegenheit ergibt, über jedes rationale Maß hinaus Vergeltung an Runnern üben - eben zur Abschreckung.
Und wenn das einzelne Konzerne sind, die mit so einem Verhalten aus der Masse rausstechen, passt es ja wieder.