Was für eine Ehre.
Ich meinte es ernst, ohne Ironie.
Denn von der Sache her sind Charakterziele, und die Mittel welche man nutzt um sie zu erreichen die Grundlage taktischer Rollenspiele. Es gibt ein Problem, und wie man an dieses herangeht kann ja tatsächlich sehr viel über den Charakter aussagen.
Das habe ich anders erlebt. Was du beschreibst, ist in meinen Augen charakterorientiertes Spiel. Das ist eine unabhängige Spielrichtung. Für den Taktiker ist der Charakter durch dessen Werte definiert. Dessen Ziele sind, sofern nicht integraler Bestandteil der Kampfregeln, austauschbarer Fluff. Als Charakterspieler komme ich mit meinen Taktik-Mitspielern schlecht zurecht, weil ich ihr inkonsequentes Charakterspiel nicht ertragen kann und sie mein konsequentes Charakterspiel nicht ertragen können. Wenn sie einen edlen Elf spielen, dann ist er mal edel, mal hinterhältig, mal bösartig, mal zerstört er die Natur, mal rettet er sie usw. Immer das, was in der aktuellen Situation taktisch klug ist, um die vom SL gestellte Herausforderung zu meistern. Wenn ich das anders mache, werde ich kritisiert, warum ich die optimale Lösung nicht wähle. Weil es nicht zum Char passt. Aber schau mal, so und so kannst du es dir hahnebüchen zusammenreimen, dass dein Char das doch so tut, oder nicht? Nein, nicht.
Der Taktiker biegt sich den Charakter situationsgerecht zusammen, um die optimale Lösung zu nehmen. Der Charakterspieler verzichtet auf optimale Lösungen, wenn sie nicht zu den Charakterzielen passen.
Schließlich sind es gerade die kritischen, schwierigen Siruationen in denen wir unser wahres ich zeigen können. Ich halte es für einen Fehlschluss taktisches Spiel und Charakterspiel wurden sich ausschließen. Das eine ist ein Mittel für das andere, es geht viel weniger um die Frage ob eine Herausforderung gemeistert wird, als darum wie dies geschieht.
Auch bei diesem Zitat neige ich zur Ansicht, dass du Charakterspiel beschreibst. Das schließt taktisches Spiel nicht aus und ist auch kein Gegegnsatz dazu. Es ist einfach eine andere Herangehensweise.
Mit jedem beliebigen System nicht, auch z.B. nicht mit erzähllastigen Systemen (die ich übrigens stark von Storytelling abgrenze).
Wonach unterscheidest du Erzählspiele von Storytelling?
Mir ging es auch nicht darum, taktische Herausforderungen an sich anzuprangern. Im Gegenteil: ich gehe von einem taktischen Rollenspiel aus in dem taktische Herausforderungen der Motor für das Vorantreiben der Story (inklusive Charaktere) sind. Was ich anprangere ist dass diese taktischen Herausforderungen zu oft in Form von Kampf gestellt sind.
Das liegt am Design der Regeln. Regelseitig bietet oft nur der Kampf die Möglichkeit zum Taktieren. Taktieren auf anderen Gebieten bleibt komplett der Gestaltung des SL überlassen und stellt eine Überforderung dar.
Wenn es denn unbedingt ein Clash zwischen Erzählspiel und taktischem Spiel sein muss (den ich hier eigentlich gar nicht aufstellen wollte - aber scheinbar wird das gerne in meine Worte rein interpretiert) dann würde ich diesen Clash so formulieren: taktische Rollenspiele sind in der Praxis stärker Kampf-fixiert als Erzählspiele. (Wobei ich überzeugt bin dass es durchaus möglich wäre ein taktisches Rollenspiel zu spielen das nicht kampflastig ist. Sogar mit den bestehenden Regeln.) Das Plädoyer ist aber nicht "Taktisches Spiel muss mehr wie Erzählspiel werden". Das Plädoyer ist "Taktisches Spiel sollte nicht unreflektiert taktischen Kampf als offensichtlichste (und jederzeit passende) Form der taktischen Herausforderung verwenden".
Ich möchte widersprechen, dass man mit bestehenden Regelwerken von der Kampffixierung loskommt. Das kann in Einzelfällen gelingen, wenn der SL besonders begabt ist und konsequent gegen die Sogwirkung der Regeln anarbeitet. In der Breite wird es nicht funktionieren.
Definitiv möglich ist aber, mit neuen Regelwerken den Fokus von Kampf wegzuschieben. Es ist aber anspruchsvoll:
http://www.tanelorn.net/index.php/topic,77380.0.htmlMan muss
das Prinzip übernehmen, mit dem die Kampfregeln den Kampf zum Mittelpunkt machen, darf aber nicht plump kopieren. Je nachdem, welches Thema man in den Mittelpunkt rücken möchte, muss man eine passende zentrale Ressource finden und passende Endpunkte für die Einwirkungen auf diese Ressource.