Objektives Railroading ist der gezielte und klare Einsatz von Railroadingtechniken um etwas zu erreichen.
Beispiel: Die Runner können ihre Connection A nicht erreichen weil das den Plot sprengen würde.
Subjektives Railroading ist die Fehlinterpretation einer Situation, meinst aus mangelndem Hintergrundwissen.
Beispiel: Die Connection A hat eine eigene Timetable. Zu dem Zeitpunkt als die Runner angerufen haben ist sie beschäftigt und kann nicht rangehen. Hätten sie es später nochmals versucht wäre sie erreichbar gewesen.
OK. Dann ist die Opposition aber eher "wirkliches" vs. "scheinbares Railroading". Objektiv heißt, dass subjektive Meinungen einem gewissen Verfahren unterworfen werden und dann als objektiv gelten. Welche Kriterien es da gibt, ist je nach Situation etwas unterschiedlich (Neutralität, Konsens, Vieraugenprinzip, Wiederholbarkeit, et audiatur altera pars usw.). Das meinst du aber gar nicht. Du willst nur sagen, dass es Dinge gibt, die wirklich Railroading sind und solche, die man fälschlich dafür hält. OK.
Inhaltlich interessant is nun auch, was du nebenan geschrieben hast:
Klassische Beispiele sind etwa das Recht zu haben die Regeln zu missachten, das Recht zu haben zu Railroaden, das Recht zu haben auf einen Spielercharakter einzuwirken, etc.
Ich glaube das zielt alles so in eine ähnliche Richtung und für das vorliegende Problem scheint es mir erhellend. Fangen wir mal vorne an:
Man kann kein Recht haben Regeln zu brechen, denn die tatsächlich geltende Regel bezieht jenes Recht offensichtlich ein, sonst wäre es Rechtsbruch. Du meinst wahrscheinlich: "sich von den Regeln im Buch entfernen". Hierzu kann es ganz verschiedene Positionen geben.
Nehmen wir mal an, ein Wurf geht schief, SL sagt: "Ach vergiss es, klappt schon."
Man könnte jetzt sagen, das ist Regelbruch. Man könnte aber auch zu einem gänzlich gegensätzlichen Ergebnis gelangen. Und zwar nehmen wir nämlich an, dass es immer akzeptabel ist von eigenen Rechten zurückzutreten. Wenn man den Ball ins Aus kickt, weil ein Gegenspieler am Boden liegt, gilt das sogar als ausgenommen fair.
Wenn im Buche nun steht: "Die SL kann einen Wurf fordern...", dann muss sie das nicht tun. Man kann sogar glauben, dass sie schon gelieferte Ergebnisse ignorieren, solange sie den Spieler nicht schlechter stellt.
Das erfordert aber, dass man die SL als Partei sieht. Nur eine Partei darf von ihren Rechten zurücktreten. Sieht man die SL dagegen im OSR-Jargon als "Referee", schließt sich solches Vorgehen aus. Die SL hat demnach keine Interessen und darf dies als neue neutrale Schiedsperson nicht. Je nachdem, ob man die SL als Referee oder als Storyteller sieht, ergeben sich hier schon relevante Unterschiede.
D.h., dass nicht nur die einzig wirklich geltende Regel jene ist, die in die Runde akzeptiert wird, im Buch also nur Regel-Vorschläge stehen, nein, in beiden Varianten spielt man Rules as Written.
Als drittes nennst du "Eingriffe in den Spielercharakter". Dass du es nennst, zeichnet es also als exzeptionell aus. Das kommt also anderenfalls nicht vor. Und das löst für mich jetzt, wie Leute auf die Idee kommen könnten, Railroading sei eine Sammlung von Techniken bzw. Regeln. (Techniken werden zur Regel, wenn man sie regelmäßig anwendet.)
Genauso wie also das Feld Charakterbesitz ein zu regelndes ist - man muss eben wissen, wer wann an welchem Charakter fuschen darf -, gilt das auch für Sachen wie Scene Framing (wo das Spiel weiter geht und wer da ist) oder eine eventuelle Differenz "SCs vs. NSCs" oder überhaupt alles, was die SL so tut. Die ist ja schließlich auch nur durch eine Regel erschaffen ("Es gebe eine SL!").
Innerhalb dieser disparaten Bereiche - Charakterbesitz, Scene Framing, NSCs, Ressourcenzugriff etc. - werden nun gewisse Setzungen als "Railroading-Techniken" bezeichnet. Das ist schon überraschend, denn eigentlich haben diese Dinge wenig mit einander zu tun.
Wie kann das kommen?
Die Leute, die das Wort Railroading erfunden haben, fanden diese Setzungen exzeptionell und negativ. (Das ist die typische Situation, wenn Menschen anfangen eine Situation zu analysieren.) Das erklärt auch, dass sie ein klar negative besetzte Metapher wählten: Fahrt auf Schienen, also unfrei, nicht wie mit dem Auto oder coolen Motorrad. Wäre dies dagegen ein freudiges Ereignis gewesen, hieße es heute Sightseeing oder Freizeitpark oder was auch immer. Aber dann hätten sie wahrscheinlich gar nicht erst ein Wort gesucht.
Damit ist dann auch klar, warum Railroading negativ betrachtet wird. Es war ursprünglich negativ und kann diese Bedeutung auch nicht loswerden. Wer sich positiv ausdrücken will, redet von Scene Framing, Bangs, Abenteuer mit Spannungsbogen usw. Dafür spricht auch, dass sich hier zu Boarde kein Thema findet "Wie werde ich ein besserer Railroader?" oder "Eure besten Railroading-Tipps".
Es ist also keine clevere Idee von "Railroading-Techniken" zu reden. Man sagt nämlich permanent Arschloch.