So, hier also nochmal meine vor ein paar Seiten angebotene Definition von Hard SF:
Hard SF: futuristisches Setting, in dem sich die implementierte Technologie (v.a Raumfahrt, Waffentechnik etc) streng an der physikalischen Plausibilität und den Naturgesetzen anlehnt, und die Implikationen genau durchkonjugiert werden. Zum Beispiel gibt es in Hard-SF-Settings keine reaktionslosen Antriebe, Energieschilde, Schwerkraftgeneratoren oder Tarnvorrichtungen für Raumschiffe.
Wobei da auch der härteste Hard-SF-Fan meist gewillt ist, die eine oder andere Konzession zu machen. So werden z.B. FTL-Reisen aus naheliegenden Gründen bisweilen toleriert (man will besuchbare Freiluftwelten und flottes Pacing haben), aber erstens spricht man dann oft nur noch von "Hard-ish SF", zweitens wird auch hier verlangt, dass es da genaue Constraints gibt, die dem Ganzen ein wenig die Beliebigkeit nehmen und _vor allem_ ungewollten Konsequenzen (vulgo Logiklücken) vorbeugen.
Nebenbei: das ist z.B. das große No-No bei reaktionslosen Antrieben oder "Schwerkraftgeneratoren". Wenn ein kleines technisches Gerät mal eben ohne Energieaufwand (denn die Schwerkraft in Filmraumschiffen funktioniert ja auch bei Stromausfall noch) die Schwerkraft einer ganzen Erde erzeugen kann, könnte man mit derselben Technologie auch direkt die Raumschiffe antreiben, oder schlicht und einfach ganze Planeten zerstören.
Jedenfalls, ich wurde gefragt welche Filme dann überhaupt Hard SF wären. Die Antwort ist: sehr, sehr wenige. Und manchmal da, wo man es am wenigsten erwartet. Z.B. in das Raumschiff von Avatar (also Pocahontas in Space), das nur ca 5 Minuten überhaupt im Bild ist und keine echte Rolle spielt, ist mehr Hirnschmalz und Sachverstand geflossen als in die komplette Interstellar-Technolgie. Das ist schon irgendwo bitter.
[War auch nicht perfekt und hatte eine kleinere Unlogelei, aber wie gesagt war das für diesen Film völlig nebensächlich. Wiederum im Gegensatz zu Interstellar, wo die Tech-Inkonsistenzen den kompletten Plot sprengen.]
Der Punkt ist: nur weil es (fast) keine Hard SF Filme gibt, macht das den Hard SF Begriff nicht irrelevant. Es ist halt in erster Linie die Domäne der Literatur, weil man bei Filmen lieber auf die fette Kohle schielt und jegliche naturwissenschaftliche Integrität ohne mit der Wimper zu zucken auf dem Altar des Bling opfert. Hauptsache, alle 30 Sekunden explodiert irgendwas.
Wie soll ich sagen? Ich versuch's mal mit einer Analogie oder zwei, da ja hier noch ein paar Lehrer anwesend sind:
Wenn eine Schulklasse eine Matheklausur schreibt, und kein einziger Schüler löst Aufgabe 1 korrekt, wird dann die geforderte Lösung danach geändert, was ein paar Schüler hingeschrieben haben? Oder wird gar die komplette Mathematik als blöd und überflüssig erklärt und das Klausurergebnis nicht gewertet? Ja wohl weder das eine noch das andere. (Aber wenn doch, würde das zumindest erklären, wo diese Denkweise herkommt.)
Oder noch anders: Steak bedeutet Steak, nicht Wiener Schnitzel ("Aber ist doch auch lecker"), nicht Schokopudding mit Vanillesauce, und am allererstrechtesten überhaupt nicht Schnitzel mit Vanillesauce. Auch wenn es gerade kein Steak gibt, ändert das nichts daran, was es sein soll.