Ich glaube, dass man sich keinen Gefallen tut, wenn man Systeme wie FATE unter dem taktischen Aspekt abklopfen will und dann bei den taktischen Rollenspielen einordnet.
Sicherlich hat FATE oder - mMn noch besser, das World-System - irgendwo einen taktischen Aspekt (pardon the pun), aber das ist dem Ziel dieser Systeme, gemeinsam eine packende, farbenfrohe Geschichte zu erzählen sehr weit untergeordnet.
Man kann natürlich festhalten, dass es in fast jedem Rollenspielsystem taktische Elemente gibt, vielleicht abgesehen von "Wer höher würfelt darf weiter erzählen" und "Meister entscheidet nach eigenem Realitätssinn, Genrekenntnis oder dramaturgischem Gespür". Aber Taktik ist nicht der Fokus jedes Systems.
Um kurz mal auf etwas zurück zu kommen, was Turning Wheel eingeworfen hat:
Rollenspiele haben auch eine strategischen Seite, die Charakterplanung und -entwicklung. Wenn man es auf MMO-Niveau anheben will, sogar die Gruppenplanung. Das trifft auf Systeme mit viel taktischem Crunch ebenso zu wie auf Systeme wie FATE, wenn unterschiedliche Charakterrollen gewählt werden, um passende Synergien zu schaffen oder erwartete Herausforderungen zu bewältigen. Trotzdem gibt es Unterschiede. Man kann aber FATE, wie es bei Legends of Anglerre geschieht, mit ausreichend Zusatzregeln (Stunts, Powers) so ausgestalten, dass es diese strategische Dimension voll erfüllt. Bloß: Ist das noch das Hauptziel von FATE? Sollte man für Spiele mit solchen Schwerpunkten nicht lieber zu ausgewiesenen Spezialisten wie D&D3.x, D&D4 oder Pathfinder (oder Iron Kingdoms, 13th Age, Savage Worlds usw.) greifen?
Zusätzlich zur Strategie würde ich auch noch ein operatives Feld vorschlagen. Das ist die Planung und Vorbereitung zwischen Kampfencountern, also die Informationsgewinnung, die Entscheidung, welche Kämpfe/Risiken die Gruppe eingehen und welche sie wie vermeiden will, die Beschaffung von geeigneter Ausrüstung usw. Im allgemeinen Sprachgebrauch würde das sicherlich auch unter Taktik fallen (obwohl Taktik sich oft auf der Ebene des einzelnen Gefechts abspielt). Solche operativen Unternehmungen wie Informationsgewinnung unterstützt FATE durch assessments ganz gut, und da man auch Gegenstände als Aspekte einbringen kann, wird auch Vorbereitung abgedeckt (obwohl mir die Lösung von Cortex+/MHR besser gefällt). Das ist etwas, was ich bei Rollenspielen, die mehr Crunch für die einzelnen gefechte haben, oft als etwas stiefmütterlich behandelt empfinde.