>>03.06.2059-05:42:14<<
Ein gleichmäßiges Geräusch durchdrang das kleine Zimmer indem sich auf den ersten Blick nicht mehr als ein Bett, ein kleiner runder Tisch und zwei Schränke befanden, alle eher spartanisch gefertigt, verzichtend auf jegliche Art von modischem Stil.
In dem Bett lag die Silouette eines jungen Mannes, unter einer weißen Decke verborgen. Alles was unter ihr hervorlugte waren vereinzelte Strähnen hellblonder Haare.
Durch das stetig anschwillende Geräusch geweckt kroch die Gestalt genervt und verschlafen unter dem Stoff hervor. Der erste Griff verlief zu einer alten Lampe die auf einer Art Nachttisch neben dem Bett stand.
Das karge Licht das die geringe Lichtquelle in den Raum warf lies die Schatten monströs und bizarr erscheinen und machte aus dem schmal gewachsenen Mann, der sich nun gänzlich aus seinem Bett gequält hatte, eine grotske Gestalt. Er wankte verschlafen in Richtung Tür und betätigte einen kleinen Lichtschalter, wenige Zentimeter von der schäbig wirkenden Türklinke entfernt.
Nun wurde der Raum mit hellem klaren Licht geflutet und im ersten Moment kniff der achtundzwanzig Jahre alte Mann die Augen, vom Strahl der Lampe geblendet, fest zusammen.
Er wankte langsam dem Bad zu, wusch sich und wollte gerade in seine Sachen schlüpfen als ihm etwas durch den Kopf schoss.
Das Treffen mit Schmidt. Wie war das doch gleich? Angemessene Kleidung? Elende Konzernheinis, warum mussten sie auch noch uns Runner mit ihrer spießerhafte Etikette nerven?
Weiter fluchend ging er zu dem einen der zwei, fast bis zur Decke reichenden Schränke zu, öffnete die breiten Türen und schaute auf das was ich ihm da darbot.
"Angemessene Kleidung..." schimpfte er unablässig und suchte sich nach einer Weile eine weiße Hose, ein dazu passendes weißes T-shirt und eine Art Jacket, das dem dem gleichnahmigen Kleidungsstück aus dem zwanzigsten Jahrhundert stark ähnelte, jedoch mit harten Platten, wie man sie auch in typischen Mänteln fand, gepolstert worden war und ihm bis kurz über das Becken reichte, ebenfalls weiß, heraus. Dazu suchte er sich noch ein Paar farblich passende Handschuhe aus und zog sie sich über die schmalen Finger.
Das war die Standartkleidung die er meist für das Treffen mit Schmidt beiseite gelegt hatte.
Nachdem er die Beretta mit integriertem Smartgun-II- System, sowie einige zusätzliche Munitionsstreifen möglichst unauffällig unter der Kleidung verborgen hatte trat er aus der Tür hinaus und befand sich in einer schwach erhellten Bar wieder.
Über dem Thresen prankte in goldenen Lettern der Name des Pubs.
Golden Night
Der Club war mittlerweile eine Art Stammkneipe und Unterkunft zu gleich geworden und so verwunderte es auch nicht, das Kristin, die Barkeeperin, eine schlanke hochgewachsene Elfe mit nachtschwarzem glatten Haar und einer äußerst ansprechenden Figur ihn munter begrüßte. Ihr gehörte die kleine Bar und sie hatte Nemesis freundlicherweise gestattet in einem der freien Zimmer, die eigentlich für die vereinzelten Gäste gedacht waren, die über Nacht blieben, zu wohnen. Und seit diesem Tag war es nichts seltenes, wenn sie neben dem Wohnort auch einmal das Bett miteinander teilten. Sie lies ihre Blicke über den jungen Mann schweifen, die schwarzen Springerstiefel, die auf den ersten Blick wie ganz normale Lederstiefel wirkten und dennoch einen stechenden Kontrast zur restlichen weißen Kleidung darstellten, die Stoffhose, das dazu passende T-shirt, das Jacket. Ihr Blick wanderte auf den Rechten Arm des Mannes der, unter den Sachen zwar gut verborgen, dennoch, zumindest für sie, eindeutig erkennbar eine Cyberprotese war. Sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt an Stelle menschlicher Haut kalten Stahl auf ihrer Haut zu spühren.
"Treffen mit Schmidt?" Fragte sie mit ihrer hellen, seidigen Stimme ihm zugewand.
"Sieht ganz so aus." Antwortete er und betrachtete abwesend seine Gestalt im Spiegel hinter dem Thresen. Er sah in die katzenähnlichen Cyberaugen, die er sich damals hatte einbauen lassen. Die silberne Iris funkelte ihm leblos entgegen. Die Haare hatte er sich auf der linken Kopfhälfte chirugisch entfernen lassen, statt dessen schmückten nun Chip- und Databuchsen die helle Kopfhaut, eingerahmt von einem tribal-ähnenlndem schwarzen Tattoo, das sich in seiner Beschaffenheit und Pigmentierung von dem Rest der Haut deutlich unterschied.
Aus der rechten Seite des Kopfes sprossen etwa zehn Zentimeter lange hellblonde Haare hervor.
"Hast du irgenwo meinen Hut rumliegen sehen?"
Fragte er Kristin auf eine Art, die eher vorwurfsvoll klang.
"Warte einen Moment." Mit diesen Worten verlies sie den Raum um kurz darauf wieder mit einem weißen Hut mit breiter Hutkrämpe hereinzukommen.
Mit einem besorgten Funkeln in den Augen reichte sie ihm die Kopfbedeckung, die er meistens trug, wenn es die Kreise in denen er zu verweilen gezwungen war für indisskutable hielten seinen "verschandelten" Kopf betrachten zu müssen.
"Nemesis, gib auf dich acht" Flüsterte sie ihm ins Ohr, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und verlies den Raum.
Nemesis wandte sich noch ein letztes Mal seinem Spiegelbild zu.
Worauf habe ich mich nur dieses Mal wieder eingelassen?
Darauf hin verlies der Mensch die Bar.
>>03.06.2059-11:07:39<<
Nemesis ging langsam auf das Domhotel zu, das man ihm als Treffpunkt genannt hatte.
Hoffen wir das Schmidt mich nicht verarscht
Er hatte bescheid bekommen, aufgrund der tagsüber eingeschränkten Sicherheitsvorkehrungen, das Gebäuder durch den Hintereingang zu betreten.
Daher lief er um das Hotel herum und hielt Ausschau nach einem zweiten Eingang.
(edit: Formulierung)