Als Storygamer bezeichne ich mich seit ca. 15-20 Jahren (um mich von den Rules-Lawjern, Powergamer, Hack`n`Slayern abzuheben). Wie ich schon sagte: bei mir am Spieltisch stehen die Geschichte (das Abenteuer) und die Charaktere (Charakterentwicklung jenseits der Regeln) im Vordergrund. das verstehe ich unter Storytelling, weshalb ich mich als Storygamer bezeichne, oder eben als Storyteller. Da die WoD den begriff Storyteller besetzt hat und sich anschließend in eine Art Superheroes with Fangs entwickelte habe ich mit der Zeit Absatand davon genommen mich Storyteller zu nennen um nicht eine falsche Idee von meinem Stil zu leiten zu implizieren. Aus selbigem Grund darf ich mich dann jetzt wohl von Storygamer verabschieden ... nicht das einer noch am Ende glaubt Spieler hätten bei mir ernsthaft was zu melden ...
Was bin ich denn jetzt? Ist der Begriff Role-Gamer schon belegt?
Am hilfreichsten ist mMn nach, wenn man die Frage nach Story im Rollenspiel in Idealtypen betrachtet. Also gar nicht den Anspruch erhebt, dass reale Menschen sich eindeutig einer Kategorie zuordnen, sondern Storygamer, Storyteller und "klassische Rollenspieler" (oder OSRler usw.) eher als ein Modell ansieht für einen Spielstil, nach dem Leute ab und zu spielen und ab und zu nicht spielen und häufig teilweise spielen.
Die Frage ist immer, wie man Story im Rollenspiel versteht. Für mich ergibt folgende Einteilung einen Sinn:
Storygamer würde ich dabei für Leute vorschlagen, die sich zum Spiel mit dem
Ziel treffen, gemeinsam während des Spielens eine dramaturgisch anspruchsvolle Geschichte zu entwickeln UND ein System benutzen, das für diese Aufgabe speziell zugeschnitten ist.
Storyteller treffen sich zum Spiel, um eine weitgehend von der SL vorstrukturierte Geschichte mit Leben zu füllen, zu bereichern und in Grenzen zu variieren. Sie können dabei ein System benutzen, dass für diese Aufgabe zugeschnitten ist, aber oft sind ihnen mechanische Fragen egal, weil die SL sehr hohen Einfluss auf das Geschehen ohne Regelbindung hat. (Das kommt auch daher, das die ersten Storytelling-Games sehr wenige mechanische Neuerungen brachten, die das Erzählen und Ausschmücken einer Story erleichtern, sondern sich mechanisch oft in den traditionellen Bereichen aufhielten.)
Davon unterscheiden sich
Welterforscher. Einige Varianten des "klassischen Rollenspiels" erheben den Anspruch, es ginge im Rollenspiel nicht um Stories, oder zumindest nicht primär. Die besten Antworten aus diesem Bereich kommen mMn mit der Theorie der
nachgereichten Story. Das bedeutet, man trifft sich nicht, um gezielt eine Story zu erspielen oder eine vorgegebene Story zu interpretieren, sondern man spielt Umgebungserkundung ohne Storyanspruch. Hinterher kann man aber die Ereignisse, die sich während des Spiels zugetragen haben, als eine Story mit eigener Dramaturgie formulieren. Das wäre die Antwort eines Sandboxers auf den vermeintlichen "Angriff", dass es bei seinem Spielstil überhaupt keine Story gäbe.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass spätestens seit den 90ern Storytelling der Mainstream ist. Das kann in Extremformen ausarten, das kann ein bisschen um offene Action- und Kampfelemente ergänzt oder mit einem Erkundungsabschnitt aufgelockert werden, aber die Erwartungshaltung ist, dass Spielleiter und Abenteuerautor für die Gruppe eine dramaturgisch gestaltete Geschichte zum Mit- und Nachspielen vorbereitet haben. Gerade Teile des neuen 5E Abenteuers Hoard of the Dragon Queen, soweit ich es gelesen habe, bedienen diesen Anspruch ganz gut.