Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.
Weil ich nicht anders kann, doch noch einen Nachtrag:
Ich halte mich für einen ziemlich guten Spieler am Tisch. Natürlich gibt es bessere und schlechtere Tage, aber im Großen und Ganzen hab ich was drauf.
Ich hab ein Gespür für Charaktere, ein Händchen für Dramatik, die richtigen Tropen zur richtigen Zeit. Ich bringe Leidenschaft an den Tisch, reiße meine Mitspieler mit, gebe Feedback, bringe mich ein, hab auch immer wieder gute Ideen für Wendungen.
Aber ich verrate Dir mal was: Das klappt nur dann, wenn ich Mitspieler habe, Leute, mit denen ich mir die Bälle zuspielen kann, die sie aufnehmen, die genauso zurück agieren. Wenn ich mir im stillen Kämmerlein was ausdenken soll, wird vermutlich nichts rauskommen.
Natürlich gibt es Leute, die sich im stillen Kämmerlein ziemlich gut Dinge ausdenken können, keine Frage. Die können dann aber doch Romane schreiben. Der Witz beim Rollenspiel ist doch die Dynamik, die Interaktion, das gegenseitige Zuspielen der Bälle. Das Spiel ist der Entstehungsprozess der Geschichte, - und genau das ist doch der Reiz. Wie Fredi richtig sagt: Wenn ich eine vorgefertigte Story konsumieren will, dann greife ich zu anderen Medien als Rollenspiel.
Und dass Du allen Ernstes glaubst, dass das, was Du Dir im stillen Kämmerlein besser ist als das, was Du produzieren kannst, wenn Du den Input der Spieler aufgreifst und einbaust, wenn Du ihnen das gute Gefühl gibst, beigetragen zu haben, wenn man sich gegenseitig hochputscht und zu Höchstleistungen antreibt - das ist eine derartige Hybris, dass ich es kaum glauben kann. Kann ich mich einfach nicht reindenken.
Wie Du das beschreibst klingt es so, als wolltest Du kein Rollenspiel, sondern Publikum für deine ganz persönliche Show. Das ist auch völlig ok, aber dann solltest Du echt lieber Geschichten schreiben und sie vorlesen.
Das Reizvolle am Rollenspiel ist nämlich die Interaktion, das gemeinsame Erschaffen, der gemeinsame kreative Prozess, das manchmal unerwartete Ergebnis - und dass jeder Teilnehmende hierbei sowohl Publikum als auch Akteur ist.
Das kann man übrigens auch gut in Runden machen, die ganz klassisch einen SL oder meinetwegen auch "GM" haben. Die besten GMs sind diejenigen, die die Ideen der Spieler aufgreifen und sie organisch in ihren Plot integrieren können, so dass das ganze wie aus einem Guss wirkt. Das ist die hohe Schule.