@Archoangel:
Ich hatte auch keineswegs die Absicht, dir an die Karre zu fahren. Wenn ich es recht verstanden habe, dann agierst du ein bisschen nach dem Motto "Ich nehme das beste aus allen Welten". Ein legitimer Ansatz. Es gibt viele sehr coole Einzelmechanismen, die man sicher auch interessant verquicken kann. Nur so gar nicht mein Ansatz. Kein Angriff, nur eine andere Sichtweise.
@Wellentänzer:
Das mag ja sein, dass die Gruppe Spaß hat. Ich hatte mit meinen DSA-Gruppen auch Spaß. Aber nach meinem Empfinden eben trotz der Regeln, nicht dank der Regeln. Wenn eine Runde narrativ spielt und dafür Pathfinder nimmt, dann können die Leute sicher Spaß haben. Aber wie Rumspielstilziel das schon richtig mit seiner Dämonenbeschwörung umschreibt, man leistet sich einen unfassbaren Regeloverhead, weil in dem Setting und in der Runde nun ein Mal dies und das gespielt wird, anstatt auf ein System zu wechseln, das eben kein "Spaß trotz der Regeln" ist, sondern den gewünschten Spielstil gegebenenfalls noch unterstützt.
Zum Beispiel bin ich, wie meine Signatur vielleicht dezent andeutet, ein großer Fate-Fan. Aber echte Horror-Mystery-Szenarien sind damit einfach nicht optimal machbar, weil das Player Empowerment sich der Hinweissuche schnell mal entgegen stellt, wenn die Spieler plötzlich mit heftigen "Story Details" um sich werfen. Das geht. Aber das geht mit Gumshoe vielleicht besser. Taktische Ballereien? Mit Fate? Nuja, wenn Akimbobazookas in dem Setting Sinn machen... Oder z.B. Dungeon Crawl lieber mit Dungeonslayers oder Pathfinder. Da unterstützt das System den Spielstil, anstatt ihm gegebenenfalls entgegen zu stehen. Klar, Fate kann man ausgiebig biegen und brechen. Aber das macht es vielen Genres trotzdem nicht zum "guten" System, das eben den Spielstil unterstützt.
Dass das nicht zwingend der entscheidende Faktor für den Spielspaß ist, ist auch klar. Fussball finde ich nicht gerade spannend, 2006 habe ich mich beim Public Viewing trotzdem heiser gebrüllt und mit meinen Kumpels einen Mordsspaß gehabt. Das lag aber nur indirekt am Fussball. Hätte die Seilspringen-WM zur gleichen euphorischen Stimmung geführt, hätte ich auch da begeistert zugeschaut. Da sind die Gründe halt ebenso vielfach, warum man plötzlich Spaß hat. Die Grundfrage des Threads zielt aber auf die Systeme ab.
@Strohmann-Hipster:
"Nur Nostalgie..." mag etwas überspitzt sein. Die Gründe sind vielfältig. Aber in der Tat halte ich bei sämtlichen OD&D-Klonen Nostalgie für die Haupttriebfeder, die meinte ich recht spezifisch mit OSR (und ja, ich weiß, dass es da mehr gibt). Aber selbst wenn es letztlich verschiedene Untersysteme sind, dann hat man als Designer doch in der Hand, ob hoch oder niedrig würfeln besser ist, wie die Skalierung der Erfolgswerte ausschaut etc. Wenn ich es noch nicht ein Mal schaffe, die grundsätzliche Würfelmechanik zu vereinheitlichen (z.B. überall Probe mit W20, Wert in Höhe des Probenwerts oder höher ist ein Erfolg, vielleicht noch ein paar Details, wenn es unkritisch ist oder man Ruhe hat und es gleichzeitig unkritisch ist, d20 halt...), dann trifft das bei mir persönlich einen Nerv und der schreit "schlecht designet!!!" Oft wird ja als Argument für die tollen Systeme von damals angeführt, dass die noch einfach waren und nicht so viel Zusatzregeln mit brachten wie ein Pathfinder mit Klassenbüchern von Krieger bis Telefondesinfizierer. Aber "einfach" oder gar "gut" würde ich diese alten Regeln auch nicht nennen. Und sechs oder sieben verschiedene Variationen von "nimm eine bestimmte Anzahl Würfel und würfle entweder höher oder tiefer als ein bestimmter Erfolgswert" ohne jede Notwendigkeit sind arg viel.
(Disclaimer: Und nein, ich meine damit nicht so etwas wie in Savage Worlds, wo durch die Form der Würfel der Fähigkeitswert dargestellt wird. Da ist es ein bewusstes Design.)
Ganz allgemein führt natürlich auch noch die Angst vor dem Konvertieren eines Settings eine große Rolle. Bei DSA habe ich Namen, Kleidergröße und Kampfwerte für den Hamster der Großnichte von Raidri Conchobair. Wo will man da anfangen mit der Konversion? Und wie macht man einem alteingesessenen DSAler klar, dass Flim Flam Funkel und Nihilatio Gravitas vielleicht über den gleichen Skill abgearbeitet werden und dann auch noch KEINE ASTRALPUNKTE KOSTEN!!! PANIK!!! Und dann kegelt das blöde Player Empowerment auch noch alles mögliche durcheinander und die Gruppe spielt plötzlich nicht mehr im kanonischen Aventurien! Oder ich habe schlicht nicht die Zeit mich daran zu setzen, weil Arbeit, Kinder, Haus... Vielfältige Ursachen.
[EDIT]
Mist, doch wieder eine Wall of Text...