Eigentlich müsste die Frage heißen: Warum spielen viele Gruppen nicht ein System, was ihren Spielstil bedient, anstatt an einem System festzuhalten, das einen anderen Spielstil bedient, der geflissentlich mitsamt den dazugehörigen Regeln ignoriert wird?
Mal ein Beispiel:
Ich hatte vor ein paar Wochen Gelegenheit, bei einer Runde Iron Kingdoms (aktuelles System, nicht die d20 Variante) mitzuspielen. Als Regelwerk unterstützt Iron Kingdoms ein sehr Battle-Map-lastiges Kampfspiel, mit den üblichen angetackerten Fähigkeiten, über dessen Qualität ich absolut nichts sagen kann, weil ich es nicht gespielt habe. Es hat einige interessante Ideen, wie Schaden verwaltet wird etc., aber ich habe keine Ahnung, wie das in der Praxis aussieht.
Was wir gespielt haben, war schwer zu benennen. Mitten im Spiel dachte ich, vielleicht hätte die Gruppe besser eine Variante der World Engine spielen sollen, denn die Art, wie der Spielleiter Ideen aufgegriffen und interpretiert hat, und umgekehrt eigene Züge gemacht hat, hätte mit der World Engine vielleicht flüssiger und SPIELERISCHER funktionieren können.
Das ist, fürchte ich, häufig die Tragik des Rollenspiels: Es fängt als Spiel an, aber mit dem zunehmenden Alter der Beteiligten wird es ein Kaffeeklatsch mit Regelbüchern auf dem Tisch, die man nur für irrelevante Zwecke durchforstet, aber ansonsten kräftig ignoriert.
Edit: Und um das klar zu machen: Ich hatte Spaß an der Runde Iron Kingdoms - ich bin da aber nicht mit der Erwartung hingegangen, Rollenspiel zu spielen, sondern zum Kaffeeklatsch mit Kumpels.