Ich meine, bei den Cartoons läuft zur selben Zeit die entgegengesetzte Diskussion darüber, dass alles durch klare Formen ohne Details und stilisiertes Charakterdesign "gemainstreamt" wird.
Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass der Mainstream wieder als Sündenbock für persönliche Präferenzen und mangelnde Gewohnheit herhält. Was übrigens immer noch nicht heißt, dass einem das gefallen muss.
Jain ... Da du das Beispiel bringst: Natürlich gab es auch in den Cartoons der 70er, 80er, 90er etc. einen jeweils dominierenden Stil, und der wurde zumeist von denen vorgegeben, die damit besonders erfolgreich waren. Das ist Mainstreaming, dem das Trendsetting, also das Etablieren eines neuen Stils, vorausgeht. Dass einem das Mainstreaming irgendwann auf den Keks geht und einem das Trendsetting manchmal zu sehr gegen die Gewohnheit verstößt, war damals so, ist heute so und wird auch immer so bleiben.
Wenn sich etwas geändert hat, dann ist es die Geschwindigkeit der Abläufe und deren Intensität. Wenn heute etwas erfolgreich ist, spricht sich der Erfolg - insbesondere aufgrund der neuen Medien - viel schneller und viel weiter herum, wodurch das Mainstreaming früher und stärker einsetzt. Gleichzeitig erfolgt auch Trendsetting viel früher, weil es viel mehr Möglichkeiten gibt, schnell und einfach Konzepte auf ihre Trend-Tauglichkeit abzuklopfen.
Kurz, man wird stärker mit Eindrücken bombardiert. Je älter man ist, desto eher kennt man noch Zeiten, in denen man nicht so bombardiert wurde (--> Gewohnheit). Je jünger man ist, desto eher ist man an die heutige "Bilderflut" angepasst (--> Gewohnheit) und um so weniger Vergleichsmöglichkeiten hat man (-> geringeres Störempfinden).