Marketingtechnisch und damit auch imho designtechnisch (hatten wir schon in einem anderen Thread) ist die 5E genial. Es ist nicht die eierlegende Wollmilchsau, sondern der kleinste gemeinsame Nenner verschiedener Spielertypen, auf den man sich einigen kann. Und sie löst die Probleme der Vorgänger: Es wird nicht mit zig Regelwerken aufgebläht und schafft es, Kunden zu generieren bzw. wiederzugewinnen, die man durch die 4E verloren hat. WotC verdient nebenbei noch mit der DMGuild Geld im Vorbeigehen.
Zu den Regeln:
Wer keine Klassen mag, muss sich halt auf dem Markt nach anderen Fantasy-RPG umschauen. Gibt genug Auswahl, dann ist man bei D&D halt falsch. Punkt.
Die Regeln funktionieren, jegliche Kritik am (Gesamt-)System ist aus meiner Sicht schon ein wenig vom Elfenbeinturm herab. Damit meine ich nicht, ob es den Wünschen, die man an ein RPG hat, entspricht, sondern dahingehend, dass das System dysfunktional sei. Mir braucht nun wirklich keiner mit dem alten Spruch von der Scheisse und den Fliegen zu kommen; die Zahlen, wieviele Leute mittlerweile die 5E spielen, sprechen eine deutliche Sprache.
Das System ist stabil und bricht eben nicht bei den kleinsten Veränderungen. Im Gegenteil, es ist sogar sehr standfest, was Rulings/House Rules angeht und versucht im Kleinen, auch noch modular zu sein. Gewisse Abstriche muss man machen, weil eben nicht alles berücksichtigt werden kann bzw. auch nicht bedacht wurde. Mein größter Kritikpunkt ist ja nach wie vor, dass das MM in weiten Teilen nicht auf das Spiel mit MC/Feats gebalanced wurde, mit Volo´s Guide wurde dies aber imho schon besser.
Zu den Abenteuern:
Out of the Abyss:
Der erste Part ist genial, leider eine der größten Herausforderungen an einen SL, die ich jemals gelesen habe. Wie man diese NSC, die allesamt liebevoll designed wurden, am Spieltisch auch entsprechend würdigen will, ist mir ein Rätsel. Habe beim Lesen ernsthaft darüber nachgedacht, ob man da nicht wirklich mit 2 SL parallel arbeiten sollte, um die ganzen Rollen darzustellen.
Der zweite Teil ist ein wenig Schnitzeljagd, trotzdem grundsolide und, was sicherlich auch das Ziel war, für die Spieler episch.
Hoard of the Dragon Queen/Rise of Tiamat:
Hat ein paar Probleme. Balancing, Railroading, verschenkte Möglichkeiten. Und einige sehr feine Ansätze, wie z. B. die Scorecard in RoT. Oder auch der Auftakt in Greenest. By-the-book würde ich es nicht leiten wollen, weil doch einige harte Schnitzer drin sind. Aber verbrannt werden muss es auch nicht.
Storm King´s Thunder:
Lassen wir mal die seltsame Burg des Giants außen vor; ansonsten ist der größte Makel dieses Abenteuers die Unübersichtlichkeit im Buch. Ohne Flowchart, die es aber auch gibt, ist man da hoffnungslos aufgeschmissen imho. Und, was ja im Prinzip nicht schlecht ist, aber eben das ganze unübersichtlich macht: Es ist zum Großteil eben nicht nur Abenteuer, sondern Regionalbeschreibung.
Princes of the Apocalypse:
Teile die Kritik oben so gar nicht. Meine Kritik ist die eines alten Mannes: Elemental Evil ist Greyhawk. Punkt.
Ansonsten ist es das von den publizierten Abenteuern in den FR, das ich am liebsten spielen würde. Ja, quasi Sandbox, was es nicht ist. Aber der Hintergrund passt schon und auch die Motivationen sind für mich klar, was aber daran liegen kann, dass ich sowohl mit den FR und ihren Gottheiten als auch mit dem ursprünglichen Elemental Evil vertraut bin. Kurzfassung: Die Motivation einiger Kultisten ist sicherlich im Diesseits (Geld, Macht, etc....wenn sie überhaupt alle wissen, für wen sie da arbeiten), für die anderen wartet sie im Jenseits. ´Das "Leben" endet in den FR nicht mit dem Tod. Gibt durchaus auch mehr Götter, die ähnliche Ambitionen haben, was die Welt angeht (Talona, Shar, etc.).
Curse of Strahd:
Das Highlight der Publikationen. In meinen Augen rundum gut, gefeilt muss je nach Gruppe wahrscheinlich in jedem Abenteuer eventuell.
Was haben wir noch?
Volo´s Guide ist solide, wobei mir manche Sachen nicht gefallen, aber aus Geschmacksgründen. Unter SCAG hatte ich mir etwas anderes vorgestellt und bin auch mit dem Gesamtwerk eher unzufrieden, nicht aber mit den einzelnen Inhalten. "Tales from the Yawning Portal" bleibt abzuwarten.
Von den Zwischendingern wie Ghosts of Dragonspear Castle oder Dead in Thay habe ich nie viel erwartet, wobei Dead in Thay eigentlich noch ganz gut ist und auch GoDC einige Highlights hat. Nur als Gesamtwerk halt nicht so überzeugend wie z. B. LotCS.