Ich hau mal wieder auf den Stammtisch ... Ihr leid zu laut. 8D
Die ganze Aufregung ist auch etwas schief weil in vielen DnDSession vermutlich mehrere Lebewesen von den SC einfach niedergemetzelt werden...
Wird ja zum Glück auch schon häufig reflektiert inzwischen. Selbst (und gerade) total edgige Spiele wie LotFP haben gerne mal subversive Momente, in denen klar wird, dass die Helden mindestens genauso fragwürdig sind wie die Monster.
Bei D&D hatte ich da auch schon immer so eine total spannende Diskrepanz: Einerseits kann ich total gut damit leben, "Rassen" als "böse" zu deklarieren, sei es durch Gesellschaft oder monströse Natur, ohne für mich persönlich zu übergehen, dass das im Kern der Fantasy-Allegorie eine verdammt fragwürdige Sache ist, andererseits komme ich im praktischen Spiel immer wieder an Stellen, an denen sich das reibt. Das fängt schon bei der Frage "Lebt der noch? Kann ich ihn vernehmen?" an – weil beides impliziert, dass die Gegner nicht nur zum Totschlagen da waren! –, geht weiter, wenn man mal ein eher derpiges Monster wie einen Kobold benutzt (sind die wirklich SO böse?) und endet spätestens bei den Kämpfen und Kampfregeln gegen menschliche Gegner.
Man merkt ja auch selbst, dass D&D dem Rechnung trägt: In 3.x (?) musste man noch irgendwelche Nachteile hinnehmen, wenn man Gegner nur bewusstlos schlagen wollte, in der 5E muss man lediglich die Entscheidung treffen – und schwupps! Niemand stirbt. Ob das Problem dadurch angegangen oder nur verdrängt wird, sei mal dahingestellt (ich neige zu zweiterem), aber es zeigt halt eindeutig, dass wir als Gesellschaft da den einen oder anderen Schritt nach vorn gemacht haben und selbst ein Franchise wie D&D merkt, was es jahrzehntelang getan hat ... Das war schließlich entschieden BEVOR die Edition irgendwelche neuen Zielgruppen erschlossen hat! Heißt, es kam "von innen", selbst wenn man ein wenig zynisch davon ausgeht, dass die entsprechende Richtung nur ein Marketing-Gag ist und nicht die ehrlichen Überlegungen und Zweifel der Designer wiederspiegelt.
wenn der Pöbel die Mistgabeln holt hat man wohl keine Wahl manchmal
Halte ich für einen GANZ schwierigen Vergleich ... und zwar selbst dann, wenn man die Implikationen eines "Pöbels" übergeht: Die Wizards hatten definitiv die Wahl, auf irgendwelchen "Positionen" (?) zu bestehen! Das hätte nur zu Widerstand und eventuellen Konsequenzen geführt. Spezifisch hätten sie wohl Reichweite und letztlich Geld verloren, wenn überhaupt. Sie haben sich also bewusst entschieden, in welche Richtung es gehen soll. Und das ist für mich ein entscheidender Unterschied:
1. Dass die neue Richtung in irgendwelchen Details eine andere ist, muss nicht vorrangig bedeuten, dass sich wahnsinnig viel "geändert" hat. Es könnte auch bedeuten, dass die alte Richtung eine sehr eingeschränkte war und sich immer nur in ihrem eigenen Saft gesuhlt hat. Was auch (u.a. – ist klar!) erklärt, warum der Erfolg häufig ausgeblieben ist. Heißt NICHT spezifisch: "Die Schweine wollen nur Geld verdienen...!" Heißt viel eher: "Dass sie bisher weniger Geld verdient haben, lag an den seltsamen Dingen, die sie getan haben."
2. Die Schweine wollen nur Geld verdienen. Was sie davor auch wollten, seit mindestens 40+ Jahren, machen wir uns nichts vor. Sie waren in den letzten ein, zwei Jahrzehnten nur entschieden schlechter darin als sie es jetzt sind! ... was allerdings nicht zu der Schlussfolgerung führen muss, dass D&D ausschließlich ein pöses, erzkapitalistisches Produkt ist. (Und ganz sicher: Heute nicht mehr als vor 40 Jahren!) So problematisch unser Wirtschaftssystem auch sein mag, Kunden glücklich zu machen kann immer noch von Herzen kommen.
Wenn du also unbedingt einen Pöbel willst, der an die Tore hämmert, sollte man vielleicht darüber nachdenken, dass die Wizards a) den Pöbel ganz explizit haben wollten und b) dass dieser Pöbel vielleicht auch ein paar gute Ideen mitbringt, die den alten, vollgefressenen Adligen hinter ihren Mauern nie von alleine gekommen wären.