Ich kann gar nicht genau sagen, bei welcher Ausstrahlung von TNG ich eingestiegen bin. Jedenfalls nicht beim ZDF.
Von Anfang an war mein Eindruck eher zwiespältig.
Die meisten Folgen waren brauchbare Unterhaltung und in beide Richtungen gab es Ausreißer.
Bei den besseren Folgen blieb allerdings - bedingt durch die Erzählstruktur - oft der Eindruck, dass hier gute Ansätze nicht zu Ende geführt werden. Das ST-Universum bzw. das kleine Umfeld der Enterprise hat sich da kaum gewandelt.
Mit der Zeit wurden mir einige Charaktere immer sympathischer, allen voran Picard, der für einen Charakter in einer eher seichten Serie sehr vielschichtig war - großartige Leistung von Patrick Stewart (und ich schäme mich kein bisschen, ihn dafür zu loben und seinen Kram von der RSC gar nicht zu kennen
).
Unterm Strich ging mir ST aber die selbst aufgeworfenen "großen" Fragen nicht konsequent genug an oder klammerte Probleme der schönen neuen Welt zu weit aus.
Da hätte ich mir fast durchgehend mehr Grautöne gewünscht.
Das kam dann mit DS9 ein Stück weit rein - so war das schon deutlich ansehnlicher, zumal man sich dann auch mehr auf diese Fragestellungen konzentriert hat und den Technobabbel-Faktor runterschrauben konnte.
Der Dominion-Krieg hat mich dann nicht mehr so interessiert.
Die Kehrtwende kam mit Voyager - zurück zum Technobabbel inklusive dem TNG-Erzählschema, obendrauf recht farblose Charaktere und diejenigen, die man bewusst wahrgenommen hat, waren nervig, allen voran Neelix und Janeway.
Konnte ich mir nicht anschauen.
Von Enterprise habe ich nur hier und da mal eine Folge gesehen. Die waren alle nichts, was mich dazu veranlasst hätte, mir das regelmäßig anzuschauen.
Das liegt aber zugegebenermaßen auch an meinen anderen Lebensumständen. Zu Schulzeiten hätte ich statt TNG wohl auch Enterprise geschaut.
Aber heute nehme ich mir für beides die Zeit nicht mehr.
(Und jetzt gaaaanz zurück zum Anfang:)
TOS war zu Beginn für mich der altbackene, längst überholte Vorläufer.
Das empfinde ich aber seit Längerem anders und kann mir alte TOS-Folgen mit Genuss anschauen.
Atmosphärisch war TOS für mich schon immer eine ganz andere Baustelle als TNG.
In den Kinofilmen waren aber Kirk, Spock, Pille & Co. von Anfang an genau richtig. Da waren sie selbst für mich, der ich nicht mit TOS groß geworden bin, irgendwie eine Institution und der Wechsel auf die TNG-Crew war im Kino nicht so mein Fall.
Was wohl auch daran lag, dass ST VI einer meiner Lieblingsfilme ist und der Wechsel mit dem recht mauen Generations erfolgte (der ja gefühlt nur zu diesem Zweck gedreht wurde).
First Contact war noch mal ein kurzer Lichtblick, aber im Prinzip waren die ST-Kinofilme für mich nach ST VI gelaufen.
Die beiden Reboot-Filme schaffen es für mich, den Geist der alten TOS in die Moderne zu transportieren (weil wir es letztens davon hatten: ähnlich wie der neue A-Team-Film).
TOS ist da für mich der einzige relevante Vergleich, und was das angeht, sind die Charaktere nicht 1:1 übertragen und verlieren sich nicht in dem Bestreben, so nah wie möglich an die Vorlage zu kommen.
Stattdessen sind sie mit einem respektvollen Gruß an die Vorgänger neu erschaffen - und das funktioniert für mich hervorragend, gerade bei Spock und Pille.
TOS hat so gut wie nie nachdenkliche Töne angeschlagen.
Hätte sich der alte Kirk in einem Raumanzug aus dem Orbit gestürzt oder hätte sich von Schiff zu Schiff schießen lassen, wenn es damals einem eingefallen wäre und man die Effekte hinbekommen hätte? Hell yes!
Der neue Kirk legt sogar noch eins drauf - das ist nicht der legendäre Kirk, der als einziger jemals den Kobayashi-Maru-Test "bestanden" hat und Jahrzehnte später mal so nebenher sagt "ich hab geschummelt, wie soll das denn sonst gehen".
Das ist ein Kirk, der da nicht nur schummelt, sondern das so offensichtlich und so plump tut, dass er damit nur eins erreicht, nämlich der ganzen Sternenflotten-Akademie zu sagen: "Ihr könnt mich mal mit eurem unschaffbaren Scheißtest. Irgendwie gehts immer."
Für mich der selbe Kirk wie in TOS, der passend zum ganzen Ansatz auch schon eine deutlich andere Nummer ist als der Kirk in den alten Kinofilmen.
Im Gegensatz zu den alten Filmen, wo der Schlüssel zum Sieg, oder auch nur zum Beilegen einer kritischen Situation, in einem tieferen Verständnis liegt, und die Charaktere das auch wissen und darauf hinarbeiten, ist die Lösung in den neuen Filmen halt ganz klar, sein Hemd zu zerreißen und den Gegner wegzuboxen, weil man Tarzan Herr der Weltraumaffen ist.
Was ja in TOS auch das Maß aller Dinge war.
In gefühlt zwei Drittel aller Folgen fällt die Enterprise irgendwelchen Superwesen in die Hände, Spock läuft eine Weile interessiert rum, guckt sich alles an und sagt dann Kirk, welche der Wundermaschinen man sabotieren muss, um dem Obermotz aufs Maul hauen zu können. Natürlich nur Original mit Dropkick und Axe Handle Strike.