So, inzwischen habe ich einige Levels unter verschiedenen DMs mit D&D 5 ausprobiert und ... es ist nicht mein Spiel. Ich würde sogar sagen: Es ist kein gutes Spiel. Aber jeder hat da natürlich eigene (und berechtigte) Ansichten. Den Hype kann ich nicht verstehen.
Wie komme ich denn nun zu diesem für mich eher negativen Urteil? So die Kernaussage, auf die ich es herunterbrechen würde ist, dass für mich die 5e so wirkt, als würde man zu den alten Fehlern zurückkehren. Charaktere liegen in ihren Kernkompetenzen zu weit auseinander, teilweise muss man erst Mal viele Levels warten, bis eine Charakterwahl zieht, Schwierigkeiten sind schwer abzuschätzen und eine falsche Handlung kann einen für einen Kampf - oder sogar länger schädigen. Mir fällt unter diesen Gesichtspunkten heroisches Spiel echt schwer.
Charakteroptionen und Wachstum
Beispiel Monk:
Wie gut kann man den Charakter im Verlauf von 10 Leveln den an seine Vorstellungen anpassen? Nicht wirklich sonderlich gut. Auf Level 1 legt man sich einmal fest, dann noch Mal auf Level 3. Und das wars. Danach sind Levelups "on the rail". Zwei Mal kann man ein Feat auswählen, dafür aber ein Attribut-Raise aufgeben - und es gibt sogar Level, auf denen sich an den Handlungsoptionen, die man zur Verfügung hat, gar nichts ändert. Irgendwie fällt es mir schwer, sich auf ein Levelup zu freuen. Ich hab ja doch keinen Einfluss auf das, was passiert. Ich hab keine Möglichkeit den Charakter irgendwie an die Story angepasst zu entwickeln und in einer Art und Weise auf meine Erfahrungen zu reagieren, die sich auch in Werten oder Features ausdrücken lassen.
Zum Beispiel: Den Charakter verschlägt es in die Wüste, aber auch nach 10 Levels dort hätte er immer noch nicht wirklich viel darüber gelernt. (Man könnte ein Feat in "Skilled" investieren - auf Kosten des Attribute Raise um in 3 Skills 20% besser zu werden?)
Grade im Angesicht dessen, dass die 4e ja so sehr dafür kritisiert wurde, dass sie zu sehr fokussiert auf den Kampf sei, finde ich diese Art und Weise Klassen und ihre Entwicklung zu beschreiben echt schwach. Auch unter der Sichtweise, dass die 5e aus 3 Säulen bestehen sol, finde ich diese Umsetzung wenig konsequent. Die Backgrounds sind ein guter Ansatz, aber mehr als ein Ansatz sind sie leider nicht. Der Ausbau außerhalb des Kampfes wird vielfach einfach vergessen.
Gefühl von Kompetenz - auch im Vergleich zu anderen Charakteren
In einer Gruppe hab ich neben einem Fighter, einem Cleric und einem Barden einen Mönch erlebt. Und was soll ich sagen? Ich hab mir das Schauspiel von Level 2-4 angesehen und meine Erfahrungen mit dem monk sind so gewesen:
- Kampf gegen einen Ochre Jelly: Auf einstellige HP-Zahl in der ersten Runde. Nur nicht umgefallen wegen Glück. (nicht mehr getroffen worden)
- betreten eines merkwürdigen Raums mit Pilzen: Durch Sporen fast getötet in der ersten Runde
- um eine Ecke schauen, hinter der ein Flameskull wartet: Feuerball trotz geglücktem Dex-Save nur um wenige HP überstanden (aber das gilt für fast die komplette Runde)
- Zufallsencounter mit giftigen Spinnen? Trotz geschafftem Con-Save auf nahezu umgefallen in der ersten Kampfrunde. Auch das übersteht der Kämpfer locker.
Das war alles so Level 3-4. Eine Ausnahme gibt es, was das angeht: Unser Kämpfer. Hält (inklusive seiner Fähigkeiten) locker doppelt so viel aus wie der Mönch. Feuerball? Voller treffer? Tut weh, kann man überleben.
Ganz besonders toll ist es im zuletzt erlebten Endkampf gegen ein paar Orks
3 SCs von 4en gegen 6 Orks. Oder vielleicht auch 8. 1 Boss, 1 Kleriker, der Rest normale Orks. Der Fighter nimmt den Boss, der Monk soll den Kleriker beschäftigt halten. Der 4. SC sorgt mit einer grandiosen Ablenkung dafür, dass es nur diese paar Orks sind und nicht 30.
Dank Action Surge und Manövern haut der Kämpfer in einer Kampfrunde fast so viel Schaden raus, wie der Monk im gesamten Kampf. Mal ganz abgesenen davon, dass schon der erste Angriff des Orkanführers den Monk ausgeschaltet hätte. Der Kämpfer schüttelt das ab und steht noch 4-5 weitere Runden durch (wenn auch mit 1HP) - und gewinnt am Ende. Der Monk ist nach der ersten Kampfrunde auf eine einstellige HP-Zahl runter und unter ignorieren dieses Zustandes kämpft natürlich weiter. Und fällt natürlich eher bald.
Warum mich das so sehr bewegt? Weil ich einen Charakter, der seine Kernkompetenz in dem Moment, wo gewürfelt wird, nicht kompetent erfüllen kann, auch außerhalb dessen nicht kompetent spielen kann! Wie denn? Wie soll ich so jemanden denn als selbstbewusst darstellen, wenn ich genau weiß, dass er im nächsten Moment umkippen kann?
Stellenweise kriege ich das Gefühl ich spiele einen "Speedbump"für die Gegner, der dafür sorgt, dass der Rest seine Aufgaben erfüllen kann. Und das ist für mich jetzt nicht so ein erhebendes Gefühl.
Schwierigkeiten - all over the place
Vorbereitung ist alles. Wenn man überrascht wird, kann ein Encounter echt schwer werden. Wie der Flameskull, den ich oben erwähnte. Wenn man hingegen vorbereitet ist, dann wird es ein Kinderspiel und es wird schnell einfach zum "runterwürfeln". Wo man da steht hinsichtlich dessen, was man als Charakter kann? Keine Ahnung. Irgendwie schwer festszustellen, was man kann und was man nicht kann, wenn das selbe Encounter einmal ziemlich schwer sein kann und einmal ein Kinderspiel.
Fazit
Ja, ich empfinde das alles als relativ negativ. Für viele Gruppen funktioniert das einfachere und offerene System der 5e sicher besser als die 4e und als 3.5 (letzteres kann ich ja auch verstehen) aber für mich ist das nichts. Da halte ich mich lieber an Numenera oder Marvel Heroic Roleplaying.
Vielleicht müsste ich das Spiel noch Mal auf Level 10 oder 15 spielen, aber ich hab so ein wenig die Befürchtung, dass hier vor allem die Zauberer den Ton angeben - und auch das Problem kenne ich schon. Ist von euch schon jemand so weit? Ich hab bisher nur einen Videocast gesehen von einer Level 20 Runde und ... naja, da war es schon so, dass die nichtmagischen Charaktere vor allem den Magiern den Weg freigemacht haben :/ Vielleicht ist es nicht mehr so dramatisch wie in der 3.5, und vielleicht ist mein Eindruck da auch falsch.