Thema: Tipps für´s Reizen (oder bronzene Regel)?

[Chiarina]

Hallo,

einer meiner Fate Core Spieler spielt einen Priester mit folgenden Aspekten:

Gläubiger Priester (High)
Lebt im Elfenbeinturm (Trouble)
Denn du bist bei mir, Vater
Kennt die Gesichter des Bösen
Manchmal kommt der Teufel in der Gestalt eines Verführers

(Die Aspekte sind sich wahrscheinlich zu ähnlich. Ihr könnt sie gerne kommentieren, eigentlich geht´s mir hier aber um etwas anderes.)

Der Priester befindet sich gerade auf Tauchstation in einer Stadt, die von Mongolen geplündert wird. Das Ziel der Gruppe ist es, die Stadt möglichst schnell mit heiler Haut zu verlassen. Dennoch geschehen gotteslästerliche Dinge in der Stadt (Kirchenschätze werden geplündert, Gläubige massakriert, Priester dem Gespött der Plünderer ausgesetzt). Ich fände es schade, wenn die Gruppe einfach verschwindet und das Erlebte mit einem Schulterzucken hinter sich lassen würde. Daher suche ich nach einer Möglichkeit, dem Priester irgendwie eine kleine Glaubenskrise zu verpassen... nichts ernstes... aber etwas, woran er ein bisschen zu knabbern hat.

Jetzt ist das Problem, dass ihn ja niemand angreifen will, denn er ist in einem bereits geplünderten, leerstehenden Haus untergetaucht und derzeit weiß keiner der Eroberer, dass sich dort Menschen verbergen. Ich kann also nicht so einfach behaupten, dass da ein Mongole mit ihm einen mentalen Konflikt anfangen will. Gibt es eine andere Möglichkeit (z. B. über die bronzene Regel: alles kann ein Charakter sein)? Schön wäre es, er würde sich irgendwann die Frage stellen: "Warum lässt mein Gott so etwas zu?" (oder so ähnlich).

Seht ihr eine Möglichkeit?

[Pyromancer]

Gläubiger Priester (High)
Lebt im Elfenbeinturm (Trouble)
Denn du bist bei mir, Vater
Kennt die Gesichter des Bösen
Manchmal kommt der Teufel in der Gestalt eines Verführers

...

Seht ihr eine Möglichkeit?

"Manchmal kommt der Teufel in Gestalt eines Verführers" fällt mir da als erstes ins Auge. Ein Zivilist könnte den Priester bitten, Unschuldige zu retten. Und tatsächlich gibt es einen Weg, wie der Priester das tun könnte - nur leider widerspricht dieser Weg dem Glauben... (Details müsstest du selbst auffüllen).

[Chruschtschow]

Du kannst auch wunderbar Denn du bist bei mir, Vater reizen. Wer Psalm 23 als Aspekt hat, wird wohl als guter Hirte nicht seine Schäflein allein lassen. Perfekt für einen Decision Compel.

Du hast den Denn du bist bei mir, Vater-Aspekt, während du eine kleine Gruppe von Kindern durch die brennende Stadt ziehen siehst. Es macht also Sinn, dass du als guter Hirte dich der armen Seelen annimmst. Das geht schief, wenn ihr mit der deutlich größeren Gruppe versucht, die Stadt zu verlassen, denn eine kleine Gruppe Krieger wird auf euch aufmerksam (und im weiteren Verlauf habt ihr noch ein paar Mäuler mehr zu füttern).

Wer den Compel nicht annimmt, sollte sich schämen.

[Bad Horse]

Ein Gläubiger Priester, der Im Elfenbeinturm lebt, könnte auch auf die Idee kommen, dass das Wort Gottes stärker ist als die Heiden.

Insofern würde es doch Sinn machen, wenn er das Wort verkündet, oder nicht? Oder wenn er sich eines verletzten Gegners annimmt, um den zu bekehren?

Auf jeden Fall sagt wirklich keiner seiner Aspekte "Hui, und jetzt versteck ich mich".

Als gläubiger Priester muss er seine Gemeinde beschützen.
Als jemand, der im Elfenbeinturm lebt, kann er die Gefahr verkennen.
Wenn der Vater bei ihm ist, dann kann er sich auch in Gefahr bringen, um seine Schäfchen zu retten.
Wenn er die Gesichter des Bösen kennt, dann sollte ihm klar sein, dass hier noch Schrecklicheres geschehen wird, wenn er nichts dagegen tut.
Und wenn der Teufel in der Gestalt eines Verführers kommt, dann könnte sogar einer der komischen Heiden bereits ein Interesse an dem Priester haben und aktiv nach ihm suchen. Vielleicht will der ja wissen, was es mit diesem Christending auf sich hat.

[Chruschtschow]

Daher suche ich nach einer Möglichkeit, dem Priester irgendwie eine kleine Glaubenskrise zu verpassen... nichts ernstes... aber etwas, woran er ein bisschen zu knabbern hat.
[...]
Schön wäre es, er würde sich irgendwann die Frage stellen: "Warum lässt mein Gott so etwas zu?" (oder so ähnlich).

Seht ihr eine Möglichkeit?

Ich wäre hier allerdings immer vorsichtig mit allzu großem Zwang. Ein Compel ist in Ordnung. Aber es ist nicht in Ordnung, gegen den Willen des Spielers was durchzudrücken, also den SC für den Spieler zu spielen. Letzte Instanz sollte der Spieler bei einem großen Glaubenskonflikt sein. Siehe graues Kästchen im Link zu den Decision Compels.

Und wenn der Priester im Angesicht all der schönen Märtyrergeschichten und eines mittelalterlichen wahren Glaubens Gläubige an der Stelle einfach im Stich lässt, dann würde ich dem Spieler folgendes vorschlagen: "Du hast den Compel nicht angenommen. Es geschieht X mit den armen Seelen. Ich denke, das rechtfertigt einen kleinen Meilenstein, um einen Aspekt zu wechseln, zum Beispiel ein Tausch Denn du bist bei mir, Vater gegen Herr, ich habe Zweifel. Einverstanden?" Und das letzte Wort ist das wichtigste. Bei solchen Sachen muss der Spieler die letzte Instanz sein. Das ist sein SC, das ist seine Baustelle.

So hat die Szene Auswirkungen auf den SC, ohne den Spieler noch über einen nicht angenommenen Compel hinaus zu bestrafen. Immerhin hat er ja den Fatepunkt bezahlt. Er verliert nichts weiter, aber er ändert sich.

[Chiarina]

Das war schon sehr, sehr toll, liebe Leute. Eure Gedanken sind sehr hilfreich. Ich will dem Spieler übrigens gar nicht in seinen Charakter hineinreden. Ihm den Wechsel eines Aspektes vorzuschlagen, wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen. Spannend ist die Idee trotzdem.

[Nørdmännchen]

Hiho, vielleicht bin ich noch nicht zu spät. Ich versuche nochmal einen etwas anderen Ansatz per "Kennt die Gesichter des Bösen"...
Möglicherweise sucht eine Gruppe flüchtiger Kinder (4-6 Jahre) in dem gleichen Haus Zuflucht. Unter diesen ist jedoch eines, das genügend Hass/Wut/Bösartigkeit in sich trägt - und die Anderen bzw. das Versteck preisgeben möchte. Nur der Priester erkennt, was sich hinter dem unschuldigen Antlitz verbirgt und es fällt ihm schwer den Rest der Anwesenden zu überzeugen. (Das funktioniert wahrscheinlich besser, wenn nicht nur SC vor Ort sind...)
Alternativ ließe sich vielleicht eine Gruppe von Kindern beobachten, die von einer "Petze" ins Verderben geführt werden?