Daredevil-Zusammenfassung bis hierher:
Nach meiner
"Wiederbegegnung" mit der sympathischen Deborah Ann Woll wollte ich mich auf die kommende
Disney+ Serie "Daredevil: Born Again" vorbereiten. Dafür habe ich mir die
drei Netflix-Daredevil-Serien (2015 bis 2018) und
"The Defenders" angeschaut.
Die korrekte Reihenfolge lautet:
- Daredevil Staffel 1
- Daredevil Staffel 2
- The Defenders
- Daredevil Staffel 3
Mittlerweile sind die Serien bei Disney+ gehostet.
Die kommende Daredevilserie sollte zuerst ein Reboot mit dem alten Daredevil-Darsteller Charlie Cox werden. Die Dreharbeiten waren wohl schon weit fortgeschritten, als
Marvel/Disney sich nochmal alles neu überlegte: Das Material wurde eingestampft, die Autoren ausgetauscht und die Serie neu geschrieben und neu gedreht. Das alte Ensemble mit dem etwas döschigen Foggy und der gefährdeten, wütenden, ängstlichen Karen ist sicher auch dabei. Jetzt wird es wohl mehr eine Fortsetzung als ein Reboot.
GewaltHärter als alle anderen Marvel-Serien gibt es bei Daredevil viele, teils sehr, sehr lange Kämpfe. Das Blut spritzt und sprudelt, wenn Gliedmaßen abgeschnitten werden. Diese harte Realität fügt sich gut als eigene Fascette in das sonst ja eher lustig-familienfreundlich(-und manchmal auch dramatische) Marvel-Universum ein. In jeder Staffel zitieren sie nicht nur die
bekannte lange Martial-Arts-Sequenz von Oldboy, sie versuchen auch, sie zu übertreffen.
In den ersten beiden Staffeln und bei den Defenders werden derart heftige Schläge ausgeteilt, dass sie ihre Wirkung schon nach ein oder zwei Treffern entfalten müssten. Die Figuren jedoch stecken auch mal 20 dieser Treffer ein, bevor sie endlich liegen bleiben, von denen mich schon einer umgebracht hätte. Die dritte Daredevilstaffel unter einem neuen Showrunner macht dies nicht weniger blutig, aber kürzer und in meinen Augen deshalb auch noch realistischer. Hier bleiben nach einem kurzen harten Schlaghagel die Figuren auch mal wirklich liegen.
FigurenBis auf einen fantastischen Bösewicht sind die Figuren recht simpel gezeichnet, finde ich. Das ist für mich in Ordnung, und die dritte Staffel traut sich erfolgreich viel mehr, auf Figuren einzugehen.
Hervorzuheben ist der Big Bad Wilson Fisk hervorragend gespielt von Vincent D'Onofrio. Wir trauen dieser Figur "wahre Gefühle" wie Scham, Einsamkeit und tiefe Liebe zu, und werden dann immer wieder schockiert, zu welch menschenverachtenden Taten, Plänen und Wutausbrüchen Fisk in der Lage ist. Kein Wunder, dass Marvel diesen Darsteller und diese Figur auch nach Ende der Netflix-Marvel-Serien in "Hawkeye" und "Echo" weiter genutzt haben. Auch in der kommenden Daredevil-Staffel ist Fisk wieder dabei.
Die erste Staffelmacht vieles richtig. Die Action ist gut, Fisk wird sorgfältig und über mehrere Folgen aufgebaut. Auch Fisks kaltblütiger Gentleman-Minion bleibt im Gedächtnis.
Die zweite Staffelkönnte man auch nennen "The Punisher" Staffel 1, weil diese Figur sehr viel Screentime hat. Der Plot um die Frage "Wie weit darf ich gehen, um Arschlöcher aufzuhalten?" tritt für mich etwas auf der Stelle. Es gibt teils hanebüchene Motive, denn das Übernatürliche passt zwar zu Marvel, aber dann doch nicht so gut zu Daredevil, finde ich. Wenn Du Dich hier nach ein paar Folgen langweilst, dann verlierst Du nicht allzuviel, wenn Du die Folgen skippst und Dir die Zusammenfassung irgendwo durchliest. Das Finale nimmt die Fehler von "The Defenders" schon in geringerem Maß vorweg, denn dem Drehbuch und der Inszenierung gelingt es für mich gar nicht, die Beziehungen zwischen Figuren glaubhaft zu machen, die notwendig ist, damit mir das Finale etwas bedeutet.
The DefendersDen Abschluss von vielen Daredevil-Handlungssträngen gibt es in "The Defenders". Hier laufen parallele Netflix-Marvel-Serien zusammen: Iron Fist, Jessica Jones, Luke Cage und Daredevil. Die größte Entwicklung der vier Figuren soll in "The Defenders" Daredevil haben. Jessica liefert ein paar (teil gute) schnippische, pessimistische Sprüche; Luke handelt mal klug, mal dumm; und Iron Fist lässt sein Grundkonzept, ein naiver, emotionaler 14 Jähriger in dem Kampfkörper eines Mannes zu sein, leider nicht hinter sich. Alles wirkt gestellt: Die vier müssen sich finden, sie müssen sich dann doch mögen, sie müssen zusammenarbeiten, sie müssen sich zerstreiten, sie müssen sich dann doch respektieren - diese Handlungsschritte werden "irgendwie" herbeigeführt, und andere Figuren müssen hier helfen und aussprechen, was eigentlich gezeigt gehört.
Der Big Bad dieser Serie wird gespielt von Sigourney Weaver. Ich bin sicher, dass sie ihrer Familie während der Dreharbeiten folgende Nachricht nach Hause geschickt hat:
"Ja, ich fand die Herausforderung, Teil einer Marvel-Action-Serie zu sein, auch toll. Aber ich muss hier vor der Kamera einfach immer nur essen. Oder trinken. Und viel über gutes Essen und Trinken sprechen. Im gleichen Tonfall, mit dem ich mit anderen Figuren spreche: Lächelnd, wissend. Und das fast immer im Sitzen. Ab und zu darf ich mal latent genervt sein, und ganz selten sogar mal sauer. Aber Action hab ich eigentlich keine. Die Regie hat halt eine sehr kulinarische Vorstellung von einem Big Bad."Ja, diese Serie bringt Daredevil-Handlungsstränge der zweiten Staffel zu einem Ende. Das ist jedoch so schlecht erzählt, dass ich beinahe abgebrochen habe und bei der finalen Folge einfach immer zu den Dialogszenen vorgesprungen bin. Wenn Dich die ersten Folgen dieser Serie nerven: Es wird nicht besser, und auch die emotionale Ebene erreichte mich nicht. Kannst Du auch skippen und nachlesen.
Daredevil IIIDie ersten beiden Folgen sind etwas lahm, dann aber macht die Serie vieles besser: Nebenfiguren sind interessant, werden gut vorgestellt und werden auch immer wichtiger. Sie werden vielschichtig gezeichnet und sind am Ende beinahe so wichtig, wie die Hauptfiguren. Ein Fokus liegt wieder auf Fisk. Karen steht ihre Frau, und muss mit Geheimnissen klarkommen. Foggy ist immer noch schräg, aber dabei endlich auch mal lustig, und er kann auch was reißen, wenn etwas in seinem Spielfeld liegt. Die Creator der Serie lassen zwei Agents über die reine Funktion als Nebenfiguren hinauszuwachsen. Daredevil ist sichtlich verletzlicher. Die 3. ist für mich bislang die beste Staffel.
Wenn Du es kurz haben möchtest: Sieh Dir die erste Staffel an, lies Zusammenfassungen von Staffel 2 und "The Defenders" und genieße die dritte Staffel.