Ich bin jetzt mit Staffel 2 durch und bin an sich immer noch schwer angetan. Allerdings hat es auch diese Staffel nicht geschafft, ein paar Fehler der ersten zu korrigieren. Ich zäume das Pferd mal von hinten auf:
Wie schon in der ersten Staffel, wirkt auch hier das Finale so, als wäre den Machern erst in der letzten Episode eingefallen, das sie die Ereignisse ja noch auf die Schnelle zum Abschluss bringen müssen. Das würde bei einer herkömmlichen Serie, die wöchentlich ausgestrahlt wird womöglich gar nicht sooo sehr auffallen, aber die Staffel wurde nun einmal am Stück zugänglich gemacht, weshalb man damit rechnen muss, dass Leute zumindest mehrere Episoden am Stück sehen.
Aber auch ohne diesen Effekt erleben auch diesmal die sorgfältig aufgebaute Bedrohung ein Downgrade auf der Zielgeraden: Das große Mysterium ist gar nicht so mysteriös sondern eher lahm (Sowohl betreffend Black Sky als auch Franks Familientragödie ...) und sogar rein visuell werden aus zwei heranstürmenden Hundertschaften Ninjas nach viel Brimborium und melancholischen "Jetzt gehen wir sowieso alle drauf, also können wir uns ebenso gut seelisch nackig machen"-Gesprächen ein Dutzend verlorener Kanaillen in Schwarz auf dem Dach, die nach den vorangegangenen Kämpfen nun wirklich nicht ernstzunehmen sind und obendrein noch zu einem Drittel vom Punisher gemoorhuhnt werden, dessen Auftauchen zu diesem Zeitpunkt aber auch so was von gar nicht überraschend ist. Ja, wenn sich nicht 95% der Gegnerschar kurz vor dem Endkampf auf der Feuertreppe verirrt hätten und der Punisher mittendrin statt nur dabei gewesen wäre, hätt's ja wenigstens noch zu einem illustren, wenn schon nicht fulminaten Finale gereicht.
Grundsätzlich nervt auch Matts Mimimi über sein Hin- und Hergerissensein zwischen Pflicht und Schuld, zwischen Prinzipien und Notwendigkeiten und zwei Mädels. Das Hauptproblem dabei ist: Das alles hatten wir - abgesehen vom romantischen Spagat - bereits in der ersten Staffel und eine Wiederholung erscheint in weiten Teilen komplett überflüssig, selbst wenn man berücksichtigt, dass mit Elektra und Frank Gestalten auftauchen, die Matts Weltbild in Frage stellen.
Zu den manchmal einschläfernd langen Kloppereien wurde ja bereits alles Erforderliche gesagt. Man darf sich allenfalls noch wundern, warum trotz der umfassenden Screentime, die das Aufhübschen von Daredevils Ausrüstung bekommt, überhaupt keine Auswirkung derselben festzustellen ist: Daredevil teilt noch genauso viel aus und steckt genauso viel ein wie vorher, obwohl sich seine Gegner nicht geändert haben.
Der langen Rede kurzer Sinn: An der Staffel-Dramaturgie und der Konsistenz darf gerne noch gearbeitet werden.